Das richtig blöde an diesen Hollywood-Filmen ist, dass dann auch die Leute am Flughafen Panik schieben. Ich habe für Messe- und Kongressauftritte immer wieder so einen Pick&Place-Roboter dabei, der von einem FPGA-Board gesteuert wird. Das hat einen netten 4-stelligen roten LED-Zähler drauf, und ein paar (selbstverständlich verschiedenfarbige, ich muss den ja jedesmal zusammenstecken) Drähte. Da bin ich schon nach hinten in die Sprengstoffuntersuchung gekommen, durfte erklären, was das ist, der Koffer ist geöffnet worden, und so. Und das nur, weil Hollywood ein Meme in die Köpfe der Leute gesetzt hat, wie ein Bombenzünder aussehen soll.

Wer verantwortungsbewusst Bomben baut (welcher Terrorist tut das heute noch? Die sprengen sich teilweise sogar beim Training mitsamt der Klasse in die Luft!), der baut Bomben so, dass man sie ganz leicht entschärfen kann, weil das Entschärfen normalerweise der Volltrottel macht, der sie einsetzen will, um sie wieder in einen sicheren Zustand zu bringen, wenn z.B. das Platzieren oder die Fahrt zum Einsatz nicht geklappt hat. Auch Selbstmordattentäter sind was wert.

Aber der Normalfall eines Sprengzünders ist ja eh der im Steinbruch, und der muss wirklich narrensicher entschärfbar sein. Die Sprengkapseln dort sind recht einfach gebaut: Glühdraht und sensibler Sprengstoff, und der Glühdraht wird durch Stromfluss erhitzt, bis der sensible Sprengstoff explodiert, und damit den Rest mitzündet. Es ist deshalb völlig egal, was man durchschneidet, jede Unterbrechung des Stroms macht die Sprengkapsel sicher.

Deshalb ist Leslie Nielsens Entschärfung in einer der Nackten Kanonen, indem er versehentlich über das Stromkabel stolpert, durchaus realistisch: Egal, was du 'rausziehst, deaktiviert den Zünder. Allenfalls bösartige Militärs denken sich Zünder aus, die die Entschärfungskommandos des Gegners in die Luft sprengen.

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Chinesisch, Koreanisch und Japanisch haben deutlich unterschiedliche Wurzeln, wobei Koreanisch und Japanisch offensichtlich sibirische bzw. altaische Wurzeln haben (und Japanisch wegen der Verwandtschaft der altaischen Sprachgruppe mit der uralischen dann auch mit Finnisch und Ungarisch verwandt sind, Koreanisch aber deutlich näher am Chinesischen ist), die beim Chinesischen gänzlich fehlen.

Allerdings beseht bei beiden anderen Sprachen ein recht großer Teil des Wortschatzes aus chinesischen Wörtern, während die Grammatik agglutinierend ist, also im klaren Kontrast zur isolierenden chinesischen Grammatik steht.

D.h. wenn du Chinesisch kannst, hörst du bei Japanern und Koreanern ständig Wörter heraus, die einigermaßen bekannt klingen (und das passt dann auch, d.h. das "nam" in "Gangnam" steht genauso wie das in Vietnam für "Süden", und wird auf kantonesisch und Wu auch so ausgesprochen, und "Gong" heißt auf kantonesisch "Fluss"; auch wenn Kantonesisch oder Wu heute nur noch in Südchina gesprochen wird - wenn man nur Mandarin kann, erschließt sich einem die Nähe weniger), und dazwischen ist dann viel Blabla, das grammatikalische Funktion hat, und im Chinesischen sehr viel kürzer ausgedrückt werden könnte.

Von der Aussprache her ist Koreanisch und Japanisch für uns einfacher zu erlernen, weil gegenüber dem Chinesischen die Töne fehlen. Deshalb hört sich Koreanisch auch eher wie Japanisch an, eben weil die Tonalität der Sprache fehlt, während sich Vietnamesisch, eine tonale Sprache, eher wie Chinesisch (Kantonesisch) anhört.

Den Koreanern und Japanern hilft das "hört sich ähnlich an" aber ebenso wenig wie den Vietnamesen: Die müssen die anderen Sprachen als Fremdsprache genauso lernen wie wir slavische oder lateinische Sprachen.

Einfacher ist es nur innerhalb einer Sprachgruppe: Egal ob Mandarin, Wu, oder Kantonesisch, die Aussprache unterscheidet sich zwar deutlich, aber die Grammatik ist praktisch gleich (nur manche Komposita sind in Kantonesisch umkehrt zusammengesetzt).

Dass ist eher auf dem Niveau Schweizer vs. Holländer oder Schweden - die verstehen sich zwar auch nicht auf Anhieb, aber es ist historisch gesehen die gleiche Sprachfamilie, und die wesentlichen grammatikalischen Unterschiede sind, wie viele Verniedlichungen man einfügen muss (Peking-Dialekt: Sehr viele, also wie beim Alemannischen).

Die nicht-Mandarin-Dialekte des Chinesischen sind seit 2000 Jahren auf dem Rückzug, auch wenn einige Umstellungen von Südchinesisch auf Mandarin als "nicht gelungen" bezeichnet werden können.

So spricht man in Sichuan zwar nicht mehr den früher gebräuchlichen südchinesischen Dialekt, aber das Mandarin dort versteht auch kein Nordchinese, weil die Verschmelzung diverser Zischlaute und n/l erhalten geblieben sind, und selbst der Versuch, sie wieder zu trennen, ist gescheitert (man könnte auch "Shicuan" sagen, es wird fast immer genau falsch verwendet, vergleiche Pfälzisch mit "sch" überall, wo ein "ch" ist, und Kohls Versuch, das zu kompensieren, woraus aus jedem "sch" ein "ch" wurde ;-). Das gilt natürlich auch für das Mandarin, das Kantonesen oder Wu-Sprecher sprechen. Das entspricht etwa der norddeutschen Version vom "stolpern über den spitzen stein", die ja auch nicht mit der süddeutschen Version übereinstimmt.

Zudem haben Japanisch und Koreanisch heute überwiegend Lautschriften (das neue Koreanisch ab dem 16. Jahrhundert ist sogar eine reine Lautschrift, das Japanisch verwendet nur für die chinesischen Lehnwörter Han-Zeichen, der Rest ist eine Lautschrift), während die Han-Zeichen der Chinesen nur in 80% der Fälle einen Hinweis auf die ungefähre Aussprache enthält, und überwiegend einen auf die Bedeutung.

TL;DR: Drei Sprachen mit deutlich unterschiedlicher Grammatik und Geschichte, die aufgrund der vielen chinesischen Lehnworte ähnlicher scheinen als sie sind.

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Wie auch andere schrieben, das Personifizieren des Bösen ist mindestens genauso schwierig wie das Zählen der Toten. Persönlich, also mit eigenen Händen oder der eigenen Waffe, haben die drei wohl nur sehr wenige umgebracht - und wahrscheinlich die meisten davon vor ihrer Herrschaft. Dann gibt es Anordnungen wie Säuberungen, Exekutionen von Gegnern, Brutalität bei der Enteignung, die sich durch Eskalation entwickelten, weil sich die Enteigneten nicht fügen wollten. "Bestrafe einen, schrecke hundert ab" war Maos Motto am Anfang, es hat nicht funktioniert. Die Opfer durch direkt angeordnete Gewalt, also Säuberungen, Deportationen und ähnlichem belaufen sich bei Stalin nach den Unterlagen der Sowjetunion auf etwa 4 Millionen, nach Schätzungen erheblich mehr (aber das sind halt nur Schätzungen), bei Mao muss man hier zwei Phasen betrachten: Die Landreform wird auf etwa 5 Millionen Opfer geschätzt (mit großer Schwankungsbreite), die Kulturrevolution auf knapp 2 Millionen (1,5-1,8 Millionen, relativ kleine Schwankungsbreite). Dann kommen die indirekten Folgen, insbesondere Hungersnöte, bei denen die Zahlen sehr stark auseinandergehen: Holodomor in der Ukraine je nach Schätzung etwa 3 Millionen Tote oder 7,5 Millionen, Maos "großer Sprung nach vorn" mit ca. 40 Millionen Toten, mal auch nur 20. Auch da schwanken die Schätzungen stark, und richtig greifbare Zahlen gibt es hier erst recht nicht. Das sind Vergleiche "vorher/während/nachher" bezüglich des Bevölkerungswachstums, weil sich die Situation in China sich ab der Landreform erheblich verbessert hat, durch die in der Kulturrevolution eingeführte Kollektivierung aber wieder auf den Stand 1949 verschlechtert hat: Das Experiment ist, wie in der Sowjetunion, gescheitert; allerdings haben Mao und Deng die Kollektivierung zurückgedreht, während die Sowjetunion sie weiter betrieben haben (allerdings verbessert). Nachdem man das Experiment abgebrochen hat, und stattdessen andere Maßnahmen vorsichtiger ausprobierte, ging die wirtschaftliche Situation in China sehr schnell nach oben. Wir haben auf der Habenseite der KPCh etwa eine Milliarde Menschen, die geboren und nicht, wie unter dem Vorgängerregime, relativ jung wieder gestorben sind. Aus dem Bevölkerungswachstum eine tatsächliche Zahl Toter auszurechnen ist problematisch. Nimmt man die Bewertungsfunktion, kommt man z.B. für die große Depression in den USA auf 10 Millionen Tote (auf die Gesamtbevölkerung vergleichbar mit dem großen Sprung nach vorn), in einem Land ohne Sozialversicherung, aber mit über 20% Arbeitslosigkeit keine wirkliche Überraschung, aber wahrscheinlich falsch. Setzt man Queen Viktoria mit ihrem britischen Empire ein, und dessen doch erbärmlichen Lebensbedingungen in den Kolonien (die größte davon: Indien), dann kommt man auf etwa eine Milliarde Tote, denn die Lebensumstände unter Queen Viktoria im britischen Empire waren noch deutlich schlimmer als unter Mao während des großen Sprungs nach vorn, und das die ganze Zeit. Die Situation hat sich erst mit der Unabhängigkeit der Kolonien verbessert, und zwar erheblich langsamer als in China - eben weil man vorsichtiger vorging. Zu vorsichtig ist auch nicht richtig, zu viel auf einmal wie im großen Sprung nach vorn ist eben zu viel. Kein Zweifel: Diese Revolutionäre haben viele Fehler gemacht und sind brutal vorgegangen. Die Zahlen werden von ihren Kritikern gerne aufgeblasen. Archive, die oft penibel geführt wurden, aber als geheim eingestuft waren, geben nach der Öffnung erheblich kleinere Zahlen (wie bei Stalins Säuberungen und den Gulags), womöglich sind sie nur vorgeblich penibel geführt, aber tatsächlich geschönt. Das ist eine schwierige Frage für die Geschichtswissenschaftler, die bislang überhaupt nicht abschließend beantwortet werden kann. Das ist aber nichts neues. Während der An-Lushan-Rebellion in China im 8. Jahrhundert verschwanden 2/3 der Bevölkerung aus den Büchern. Wohlgemerkt: Aus den Büchern, also den Ergebnissen von Volkszählung. Etwas über 100 Jahre später, als die staatliche Ordnung wieder hergestellt war, hatte sich die Bevölkerung gut erholt (53 Millionen vorher, ca. 80 Millionen nachher, zwischendrin: 17 Millionen). Allerdings hat es offensichtlich in der Zwischenzeit eine relativ große Migration nach Süden gegeben, und genau dort hat die Tang-Dynastie die Kontrolle völlig verloren. Da haben die Historiker erst kürzlich ihre bislang immer auf diese Volkszählungen basierenden Zahlen revidieren müssen, und aus einem Ereignis, das neben dem 30-jährigen Krieg den größten relativen Bevölkerungsschwund der Menschheitsgeschichte bewirkte, wurde ein viel kleineres. Die Rebellion hat schon Teile des Landes verheert, keine Frage. Nur sind Leute, die aus einem Unruhegebiet fliehen, und woanders wieder alles aufbauen, dort aber nicht gezählt werden können, keine Toten. Damit will ich illustrieren, wie schwierig das alles ist, wie oft Zahlen aus politischen Gründen instrumentalisiert werden, wie man Tote zählt, und doch nur schätzt. Ist das eine interessante Fragestellung? Wie viele Tote hat der Marlboro-Mann auf dem Gewissen, Marlboro-Männer mitgezählt (die sind ja auch alle daran krepiert)? Bei 6 Millionen Zigaretten-Tote weltweit pro Jahr kommt man da auch schnell auf erschreckend große Zahlen, und Mao muss sich von Phillip Morris auf die Plätze verweisen lassen (weltweiter Marktanteil: ca. 1/3, also 2 Millionen Tote pro Jahr, und das seit Jahrzehnten, mit recht gut gesicherten Zahlen). China Tobacco, noch größer als Phillip Morris, jedenfalls hat mehr Chinesen auf dem Gewissen als Mao.

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