Habt ihr manchmal auch im Erwachsenenalter das Gefühl, mit dem Leben überfordert zu sein?

Ich befinde mich in meinen frühen bis mittleren Dreißigern und verspüre das bedrückende Gefühl, im Leben gescheitert zu sein. Hätte mir vor zehn Jahren jemand prophezeit, dass ich mich in diesem Alter in meiner derzeitigen Situation befinden würde, hätte ich in Tränen ausgebrochen.

Nach vielen Höhen und Tiefen im Leben (siehe letzte Frage: https://www.gutefrage.net/frage/wie-kann-ich-mich-aus-meiner-gegenwaertigen-phase-der-depression-befreien-und-waere-es-notwendig-professionelle-unterstuetzung-in-anspruch-zu-nehmen) bin ich momentan erneut arbeitslos. Da ich in einer Branche tätig war, die keine Schwierigkeiten hat, Arbeitskräfte zu finden, verlief meine bisherige Bewerbungsphase äußerst unbefriedigend. Deshalb bemühe ich mich derzeit um eine berufliche Neuorientierung. Auch finanziell steht es schlecht um mich. In jungen Jahren traf ich viele unkluge finanzielle Entscheidungen, deren Auswirkungen mich bis heute belasten.

Unwillkürlich vergleiche ich mich ständig mit Freunden, die bereits seit einigen Jahren feste Anstellungen haben und allmählich eine Familie gründen oder bereits gegründet haben. Meine Eltern erschweren meine Situation zusätzlich, da sie mir dies bei nahezu jedem Familientreffen unter die Nase reiben.

Versteht mich nicht falsch, ich bemühe mich täglich, meine Lage zu verbessern. Ich verfasse täglich Bewerbungen und stehe in regelmäßigem Kontakt mit dem Arbeitsamt, um eine Weiter- bzw. Fortbildungsmaßnahme zu beginnen. Auch dies gestaltet sich als nicht ganz einfach. Die Situation belastet mich derart, dass ich bereits erwogen habe, den nächsten Job anzunehmen, unabhängig von dessen Art. Doch auch das erwies sich als schwierig, da ich offenbar überqualifiziert bin und Arbeitgeber befürchten, ich könnte schnell wieder wechseln.

Im Großen und Ganzen bin ich oft mit meinen Gedanken allein, obwohl ich dies so gut wie möglich zu vermeiden versuche. Ich komme zu dem Schluss, dass ich sehr enttäuscht von mir selbst bin.

Angst, Einsamkeit, Trauer, Depression, Psyche
Wie kann ich mich aus meiner gegenwärtigen Phase der Depression befreien? Und wäre es notwendig, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen?

Bitte vor dem Antworten, den kompletten Text lesen. Und falls euch das zu viel ist, dann antwortet bitte nicht.
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Meine Kindheit verlief keineswegs unbeschwert, und auch meine Persönlichkeit war stets von Komplexität geprägt. Das Verhältnis zu meinen Eltern war herausfordernd, obwohl ich sie innig liebte, fühlte ich mich selten in der Lage, ihnen meine Gedanken zu offenbaren, aus Angst vor ihren Reaktionen. Dies führte dazu, dass ich viele Dinge vor ihnen verbarg. Es wurde mir oft verdeutlicht, dass ich das "schwarze Schaf" in der Familie sei und man insbesondere von meinem Vater enttäuscht sei. Trotz dieser Hürden schloss ich mit erheblicher Anstrengung die Hauptschule ab, besuchte dann die Realschule und erwarb schließlich im Alter von 22 Jahren mein Abitur.

Anschließend studierte ich bedauerlicherweise erfolglos Bauingenieurwesen für 2,5 Jahre. Mit fast 25 Jahren stand ich wieder arbeitslos bei meinen Eltern. Wie schon zuvor wurde mir klar gemacht, dass ich im Vergleich zu meinen Geschwistern eine Enttäuschung sei. Nach einem Jahr des Jobwechsels und zahlreicher Bewerbungen begann ich im Alter von 26 Jahren eine Ausbildung. Diese schloss ich erfolgreich im Jahr 2020 ab. Aufgrund der pandemiebedingten Unsicherheiten wurden zu diesem Zeitpunkt keine Auszubildenden übernommen, sodass ich erneut arbeitslos war.

Ich entschied mich entschieden dagegen, von staatlicher Unterstützung abhängig zu sein, und nahm jeden verfügbaren Job an, während ich mich gleichzeitig um eine Position in meinem Ausbildungsberuf bemühte. Finanziell war dies eine belastende Zeit, weshalb ich vorübergehend bei meinen Eltern lebte. Die Atmosphäre war äußerst gespannt, da ich nahezu täglich den Druck verspürte, endlich eine Familie zu gründen, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt alleinstehend war.

Ende 2020 lernte ich meine zukünftige Frau kennen, und Mitte 2021 zogen wir zusammen. Ich zog zu ihr, etwa 500 Kilometer von meiner Heimatstadt entfernt, und fand dort eine vielversprechende berufliche Perspektive. Alles schien gut zu laufen, was uns dazu bewog, Mitte 2022 zu heiraten.

Exakt vier Wochen nach unserer Hochzeit verstarb meine Frau unerwartet. Ich geriet in eine Phase der Depression, die sich auch auf meine berufliche Leistungsfähigkeit auswirkte. Anfangs zeigte mein Arbeitgeber Verständnis für meine Situation, doch nach fast einem Jahr, in dem sich die Lage nicht verbesserte, trennten wir uns. Ich fand zwar rasch eine neue Anstellung, doch die Firma geriet schon nach weniger als einem halben Jahr in Schwierigkeiten, wodurch viele Mitarbeiter während der Probezeit entlassen wurden.

Seitdem bin ich erneut arbeitslos und kämpfe mit einer Vielzahl von belastenden Gedanken. Einerseits wegen des tragischen Verlusts meiner Frau und andererseits, weil ich das Gefühl habe, mit über 30 Jahren im Leben gescheitert zu sein.

Therapie, Angst, Trauer, Depression, Psyche