Das Energieversorgungsnetz in Deutschland hat einen hohen Grad an Vermaschung, was bedeutet viele Netzabschnitte können über unterschiedliche Versorgungswege bespeist werden. Bestimmte Komponenten wie z.B. Transformatoren sind häufig redundant ausgelegt. Zum Teil sind sogar ganze Leitstellen für den Fall der Fälle redundant. Das Alles führt in seiner Gesamtheit zu einem hohen Maß an Versorgungssicherheit. Will heißen selbst wenn irgendwo mal ein Leistungsschalter durchbrennt, ein Baum auf eine Freileitung fällt oder ein Bagger ein Erdkabel beschädigt führt das nicht zwangsläufigerweise zu Versorgungsunterbrechungen.
Nun ist es so, dass Energieversorger nicht nur für ein hohes Versorgungssicherheitsniveu sorgen müssen, sie müssen auch sicherstellen, dass die Versorgung mit elektrischer Energie wirtschaftlich ist und für jedermann bezahlbar. Deswegen haben Maßnahmen zur Erhöhung der Versorgungssicherheit Grenzen und ein gewisser Grad an Unsicherheit wird als akzeptabel hingenommen. Netzbetreiber müssen aufgrund ihrer Monopolstellung ihre Ausgaben für die Netzinfrastruktur und die dazugehörigen Komponenten nebenbei bemerkt sogar rechtfertigen. Aber das nur am Rande.
Um nun zu verstehen, welche Abnehmer im Fehlerfall von Versorgungsunterbrechungen (Stromausfällen) betroffen sein können, sind die Topologien der Versorgungsnetze näher zu betrachten. Neben vermaschten Netzen gibt es zum Beispiel Strahlennetze und Ringnetze. Strahlennetze werden insbesondere im Niederspannungsnetz häufig eingesetzt. Je nachdem, an welcher Stelle in einem Netz ein Problem auftritt, können mehr oder auch weniger Abnehmer von einer Versorgungsunterbrechung betroffen sein.
Gibt es bei dem Strahlennetz in der Abbildung bei der roten Markierung eine Unterbrechung, so werden nur die zwei dahinter liegenden Verbraucher betroffen sein. Gibt es bei grün eine unterbrechung, so sind alle Abnehmer des gezeigten Netzes vom Stromausfall betroffen.
Gibt es bei dem Ringnetz bei orange eine Unterbrechung, so können die Abnehmer auch von der anderen Seite versorgt werden. Das Sicherheitsniveu ist hier offensichtlich etwas höher als bei dem Strahlennetz, denn auch bei einem Fehlerfall bei orange gibt es nicht zwangsläufigerweise eine wirksame Versorgungsunterbrechung. Bei einer Unterbrechung bei gelb würde auch das Ringnetz versagen und die Abnehmer wären von Stromausfällen betroffen.
Das Maschennetz hat wie unschwer erkennbar ein noch höheres Sicherheitsniveu als das Ringsnetz. Selbst wenn bei blau und lila Leitungsunterbrechungen vorliegen, können die Abnehmer durch die vermaschte Struktur weiter versorgt werden und es entstehen nicht zwangsläufig Stromausfälle.
Es gibt natürlich Szenarien, die einen kompletten Blackout zur Folge haben könnten, also einen großflächigen Stromausfall, der nicht lokal begrenzt ist. Das ist zwar eher die Ausnahme, aber in der Geschichte der Energieversorgung durchaus schon passiert.
Randnotiz: Mithilfe von Kennwerten wie dem Index SAIDI können Versorgungssicherheitsniveus relativ genau quantifiziert werden. So kann man die Versorgungssicherheit in verschiedenen Regionen und Ländern auf der Welt direkt miteinander vergleichen.