die gesellschaft über ihre literatur bewerten? dann wirds ja in ein paar jahren interessant, wenn einer wie du eine ähnliche frage aufwirft, und über eine zeit nachdenkt, in der die meistverkauften werke titel tragen wie: "harry potter", "twilight" und "shades of grey" :)
lustigerweise vergleichst du obendrein äpfel mit birnen - die klassischen werke sind im wesentlichen aus griechenland, italien, spanien, also länder, in denen die menschen doch eher dem bild des impulsiven und theatralischen südländers entsprechen - und die z.b. deutschen stücke sind diesem vorbild nachempfunden
auf der anderen seite hast du literatur aus dem deutlich weniger aufbrausenden mittel- und nordeuropa, inklusive der ehemaligen europäischen kolonie usa, obendrein aus einer zeit des gutmenschendiktats und der selbstzensur
wo soll den auch emotionalität herkommen, wenn jeder satz argwöhnisch darauf untersucht wird, ob er auch wirklich nichts gegen behinderte, frauen oder ausländer enthält, um gottes willen keine rollenklischees bedient, umweltfreundlich und vegan ist, sich gegen atomkraft, tierversuche und rassismus stellt, die gleichheit der religionen betont, sich von jeder art von extremismus distanziert, und als neue götter angebissenes obst und meerjungfrauen anzubeten hat...?
die literatur von heute wird durch das ungeschriebene verbot beschränkt, die gesamtheit der phantasie nutzen zu dürfen, alles hat politisch korrekt zu sein
ich würde liebend gerne einen roman lesen, der mit dem satz beginnt: "ich hasse kinder, hunde und türken" - nicht weil ich etwas gegen kinder, hunde oder türken hätte, sondern weil es eben eine andere sicht auf die dinge wäre, weil es endlich mehr wäre, als nur die üblichen geschlechterkampfkomödien, in denen zuverlässig die männer als sexgierige trottel und die frauen als bemitleidenswerte opfer dargestellt werden
aber in einem land, das mittlerweile vom reichssicherheitshauptamt in istanbul aus zensiert wird, braucht man literarisch auf absolut nichts mehr hoffen...