Das ist ein allgemeines Zivilisationsproblem: Durch das Leben in unnatürlichen Großstädten, dichtgedrängt, von Lärm und giftigen Autos umgeben, von strikten Terminen und Fahrtzeiten öffentlicher Verkehrsmitteln gehetzt, erhält die Färbung des Alltagslebens von Großstädtern meist sehr schnell etwas Gereiztes, Angespanntes, Unfrohes, was dann mit steigendem Lebensalter zu einem pessimistischen, zuweilen auch kauzig-menschenfeindlichen oder bärbeißigen Grundton werden kann.
Das ist nicht „typisch deutsch“, sondern in allen westlichen sowie lateinamerikanischen, islamischen und afrikanischen Ländern so. Nur in Ostasien ist dies anders, die Menschen dort sind genetisch offenbar besser an ein Dasein in „großen Ameisenhaufen“ angepaßt und erhalten auch im Zustand der Großstadt-Urbanisierung ihre Höflichkeit und mentale Zurückhaltung bei.
Typisch deutsch ist es aber, alles, was irgendwie problematisch oder negativ ist oder so gewertet werden könnte, als „typisch deutsches“ Phänomen zu betrachten. Der Deutsche ist sozusagen der nationale Masochist unter den Völkern und daran gewöhnt, sein eigenes Volk geringzuschätzen und zu verachten. Dazu wird er ja auch erzogen.