Wenn ihr in Neuseeland seid, habt ihr eine ganze Menge Optionen, an günstige Autos zu kommen. Da ich selbst in Neuseeland war und während meiner 7-monatigen W&T-Reise zwei Autos gekauft habe (eins wurde mir durch einen Unfall zu Schrott gefahren), kann ich dir zumindest aus eigener Erfahrung ein bisschen weiterhelfen.
Wie die meisten ankommenden Backpacker habe ich mein erstes Auto in Auckland selbst durch ein Angebot anderer Backpacker erstanden, die abreisen und ihr Auto schnell verkaufen wollten. Die Hostels sind dabei häufig schon ein guter Ausgangspunkt, da dort immer viele Backpacker unterwegs sind, einem selbst beim Autokauf helfen und beraten können, wenn man selbst nicht viel Ahnung von Autos hat bzw. die einem direkt ein günstiges Angebot machen können. Allerdings gilt auch für die Angebote der nettesten Backpacker: Immer vorsichtig abwägen. Viele - so war es auch in unserem Hostel - setzen bei der Preiswahl darauf, dass viele Backpacker gern so schnell wie möglich aus Auckland mit einem eigenen fahrbaren Untersatz verschwinden wollen und schlagen die Preise deshalb ziemlich weit oben an, nicht selten deutlich über dem Wert des Autos. In solchen Fällen empfiehlt sich - auch hier aus eigener Erfahrung - Geduld. Die Leute, die bald abreisen, sind gewissermaßen dazu gezwungen, das Auto zu verkaufen, da sie zum Zeitpunkt der Abreise als Backpacker keinen Besitz in Neuseeland hinterlassen dürfen. Mein erstes Auto habe ich in Auckland von zwei Amerikanern gekauft, die es erst völlig überteuert für 3500$ angeboten hatten. Weil darauf niemand eingegangen ist, ich mich aber für ihr Auto interessiert hatte, habe ich bis einen Tag vor ihrer Abreise gewartet. Weil niemand sonst es haben wollte, haben sie es mir schlussendlich für gerade mal 500$ verkauft. Als angekommener Backpacker hat man also durchaus eine gute Chance, am längeren Hebel zu sitzen, besonders zur Hochsaison hat man gute Möglichkeiten, den Preis zu drücken, wenn der Markt übersättigt ist. Man muss dabei allerdings selber etwas im Blick behalten, wie hoch die Nachfrage tatsächlich ist und wie viel einem das Auto selber wert ist. Das sagt sich natürlich ziemlich leicht, am Anfang muss man erstmal ein Gespür dafür bekommen, ob der Preis gerechtfertigt ist oder nicht. Ich habe in meinem Anfangshostel etwa zweieinhalb Wochen verbracht, um mir ein bisschen Erfahrung anzueignen und mir ein gutes Bild über den Automarkt zu verschaffen. Am Ende hat sich das mit meinem extrem günstigen Deal ganz gut ausgezahlt. Also: ein bisschen Geduld in Auckland kann einem ein wirklich gutes Geschäft bescheren. Fallt bloß nicht auf billige Tricks und Verkaufsmaschen herein, die euch zu Impulskäufen verleiten. Immer in Ruhe überlegen und zur Not ein paar Tage drüber schlafen, das zahlt sich später aus.
Neben den anderen Backpackern um dich herum gibt es in Auckland aber auch die Möglichkeit, auf dem wöchentlichen Ellerslie Car Market vorbeizuschauen. Der ist zur Hochsaison sehr gut besucht und vor allem von vielen Backpackern überschwemmt. Aber nicht nur Backpacker, sondern auch viele Einheimische - teils sogar von der Südinsel - nutzen den Markt, um ihr Auto an den Mann zu bringen. Ansonsten stehen euch natürlich die klassischen Optionen eines Gebrauchtwagenhändlers oder dem Internet zur Verfügung. Gebrauchtwagenhändler in Auckland sind allerdings meistens etwas zwielichtig. Nach den Geschichten, die vielen Backpackern immer wieder mit Wagen von Gebrauchtwagenhändlern wiederfahren, kann ich letzten Endes nur sagen, dass diese Marktoption wirklich was für Leute ist, die nicht nur viel Ahnung von Autos selbst, sondern auch von üblen Verkaufstricks (z.B. zurückgedrehtes Odometer etc.) haben. Als Backpacker würde ich mich lieber nicht an einen Gebrauchtwagenhändler wenden, solange es genügend andere Angebote gibt. Außerhalb von Auckland kann sich ein Gebrauchtwagenhändler, besonders in kleinen Städtchen, allerdings sehr lohnen. Dort hat man eher als in Auckland die Chance auf einen echten Goldkauf, so wie mein zweites Auto einer war. In Nelson hatte ich nach meinem Unfall über das Internet eine Annonce eines Privatverkäufers gesehen, der das Auto seiner 80jährigen Mutter verkaufen wollte. Der Wagen war zwar knapp 19 Jahre alt, aber hatte gerade mal 90.000 Kilometer weg. Im Prinzip wurde der nur mal hin und wieder genutzt, um zum Einkaufen zu fahren und ansonsten stand es jahrelang in der Garage, sodass es tatsächlich aussah wie neu. Sowas ist zwar selten, aber die Chance für so einen Schnäppchen-Fund ist auf dem Land deutlich größer, als in Auckland, da dort die Nachfrage sehr gering ist und die Qualität der Autos meistens etwas höher. Das hängt damit zusammen, dass die meisten dort angebotenen Fahrzeuge von ihren privaten Besitzern stammen, die es über Jahre als ihr Eigentum gepflegt und gehegt haben. Das resultiert natürlich in einem deutlich anderen Verkaufszustand, als wenn ein Auto jahrelang von Backpackern heruntergewirtschaftet und immer wieder in Auckland ge- und verkauft wurde.
Egal, wo ihr euer Auto schließlich kauft, es ist überall wichtig, ein Auge auf die wichtigsten Punkte zu haben, damit man einem Fehlkauf entgeht und vermeidet, dass einem der Wagen auf dem Highway aus Auckland auseinanderfällt:
- Punkt 1: Der WoF. Das ist quasi der TÜV in Neuseeland und wird genau wie hier in regelmäßigen Abständen für einen bestimmten Zeitraum ausgestellt. Bei Fahrzeugen mit dem Zulassungsjahr vor 2000 sind das immer sechs Monate, nach 2000 sind es 12 Monate. Achtet beim Kauf unbedingt darauf, dass der WoF noch gilt und lasst euch unbedingt den Report des letzten WoF geben, wo alle Mängel verzeichnet sind. Das ist ein sehr guter erster Indikator dafür, wo es an dem Auto haken könnte und wie reparaturanfällig es in letzter Zeit war. Da der WoF ein wichtiges Qualitätsmerkmal und Voraussetzung dafür ist, dass es auf der Straße fahren darf, muss die WoF-Plakette bei angebotenen Fahrzeugen immer aktuell sein.
- Neben dem WoF müsst ihr das Fahrzeug aber selbst einmal grob checken. Da ihr wenig Erfahrung habt und das Auto auch nicht für eurer halbes Leben erwerben wollt, reicht meist ein kurzer Check über die wichtigsten Teile: Ist das Reifenprofil noch in Ordnung? Ist der Bremsbelag runtergefahren? Tropft die Ölwanne (ganz wichtig!)? Beleuchtung ok? Läuft der Motor rund? Befindet sich Rost an tragenden Teilen? Als ich in Neuseeland angekommen bin, haben mir gleich ein paar ältere Backpacker, die sich ziemlich gut mit Autos auskannten, ein Briefing für einen kurzen Autocheck gegeben und mir beim Ellerslie Car Market gleich gezeigt, worauf ich achten soll. Dieses Wissen hat mir am Ende bei meinem ersten Auto eine gute Verhandlungsposition beschert und mir überhaupt ermöglicht, dass ich das Auto für 500$ gekauft habe. Das hatte zwar aus diversen Gründen keinen WoF, aber am Ende war die Reparatur mit 800$ recht günstig, sodass ich statt den eigentlichen 3000$ für das Auto unterm Strich einen frisch reparierten Wagen für 1300$ Gesamtpreis hatte. Falls ihr euch bei dem Auto unsicher seid und gern sichergehen wollt, dass es in Ordnung ist, rate ich euch, eine vertrauensvolle Werkstatt anzusprechend, die idealerweise auch selbst den WoF ausstellt (z.B. VTNZ).
- Ansonsten ist für jeden Autokauf absolutes Muss: Testfahrt! Kauf kein Auto, ohne es vorher wenigstens mal für 10-20 Minuten Probe gefahren zu sein. Das kann einem Aufschluss über einige versteckte Mängel geben, die man nicht sofort von außen sieht.
Wenn ihr ein passendes Auto gefunden habt, müsst ihr es nur noch zulassen und auf euren Namen umschreiben lassen (geht problemlos für ein paar Dollar in einem Post Office) und euer Auto versichern lassen. Keine Angst, das ist gar nicht teuer. Einen recht passablen Third-Party-Schutz, der zwar nicht die Schäden an eurem Auto, aber immerhin die Schäden abdeckt, die ihr irgendwo anders verursacht und allein nicht decken könntet (z.B. bei einem Unfall mit einem Ferrari, wenn ihr die Schuldigen seid), gibt es bei der Backpacker Insurance von QBE. Die wird sogar in einem Hostel in Auckland angeboten, da muss man nur aufkreuzen, eine A4-Seite mit groben Eckdaten ausfüllen, je nach Versicherungsdauer das Geld bezahlen und hat nach 10 Minuten schon ganz unkompliziert seinen Wagen versichert. Im Falle eines Unfalls (da spreche ich ja auch aus Erfahrung) sind die Mitarbeiter am Telefon recht kompetent und leiten auch alles recht flott in die Wege :)
Ich denk mal, das reicht soweit an Informationen :D
Grüße,
WalterLemon