Ich war 6x jeweils ca. 3 Wochen in Indien unterwegs.
Urlaub in Indien ist nicht Urlaub in Indien. Zuerst muss man sich darüber klar sein, dass es kein homogenes Land ist und sich alle paar hundert Kilometer die Architektur, die Sitten und Bräuche, die Zubereitung der Gerichte und die Anzahl der anderen Touristen komplett ändert. Daher sollte man sich auf eine Region konzentrieren und diese intensiver bereisen.
Himachal Pradesh oder Kartaka sind ein komplett anderer Urlaub als Punjab oder Rajasthan. Wer nur Dehli, Agra, Jaipur, Mumbai besucht, der verpasst Bundi, Chittogarh, Mandu oder Maheshwar. Irgendwas verpasst man auf jeden Fall immer. ;-)
Gruppenreisen mit Bus sind purer Stress und führen meist in Metropolen, die dann schnell einen Kulturschock auslösen. Wirklich Zeit, auch mal zu entspannen haben die nie. Wenn wir Gruppen getroffen haben unterwegs, haben sich meist alle nur über ihren Durchfall unterhalten oder über den angeblich unfähigen Reiseleiter der einen Tempel verpasst hatte. :-) Krank war ich bei 6 Reisen nur ein Mal in einem Hotel, das versuchte für Mitarbeiter der Deutschen Botschaft ein französisches Buffet anzubieten.
Wer wenig Geld hat, für den ist Indien eigentlich auch nichts. Es sei denn er steht auf Dreck, billige Absteigen und Nepper, Schleppe Bauernfänger hinter jeder Ecke die alle nur Dein Bestes wollen: Dein Geld. Wenn das angeblich "wahre Indien" nur im Slum existiert, dann möchte ich dort auch nicht hin.
Für mich die beste Art Indien zu bereisen ist mit eigenem Auto und Fahrer. Vorher auskundschaften was man sehen möchte und in welchen Hotels man wohnen möchte. Der Begriff Luxus-Hotel ist doof, man muss nicht im Oberoi wohnen und kann in kleinen bezahlbaren Landhotels auch viel "Luxus" finden: Westliche Toiletten, sauberes Essen, Garten mit Pool zum Entspannen, nettes Personal und ein wunderschönes Ambiente. Und nie mehr als 150 Kilometer Tagesetappe planen. Die Strassen sind schlecht, der Fahrer braucht auch Pausen und man sollte früh genug ankommen, damit man die tollen Hotels noch erkunden kann.
Gerade in Rajasthan sind die Hotels teilweise das Highlight der Region, man wohnt in alten Handelshäusern, Fürstenresidenzen oder im Zelt mitten in der Natur. Ja, Indien ist nicht nur voll von Menschen und Dreck, es hat auch wunderbare Natur mit Nationalparks zu bieten. Da es kaum Monokulturen gibt und die Felder noch abwechslungsreich sind ist das Vogelleben beeindruckend, dazu haben wir u.a. Affen, Antilopen, Wildhunde, Wildkatzen , Tiger, Gaur und wilde Elefanten gesehen.
Der (englischsprachige) Fahrer kennt Haltepunkte mit Toiletten und sauberem Essen, übersetzt bei Bedarf, hält aufdringliche Bettler vom Auto fern, setzt einen am Abend im Hotel ab und holt zur vereinbarten Zeit nach dem Frühstück mit frisch geputztem Auto wieder ab. Man erfährt bei Gesprächen vieles zum Alltag aus erster Hand und kann während der Fahrt entspannt aus dem Fenster schauen und auf Zuruf anhalten wo man will. Die Landbevölkerung ist meist sehr freundlich und winkt, sie erkennen immer wenn ein weißes Gesicht im Auto sitzt.
An Sehenswürdigkeiten muss man sich damit abfinden, dass viele Familien ein Foto mit Touristen machen wollen, ich wurde noch sie so viel fotografiert wie in Indien.