Mein bester Freund ist ein typischer Arbeitsloser. Einer von der Sorte, die keinerlei Rhythmus in seinem Leben hat und komplett unfähig ist, Verantwortung zu übernehmen.
Weil ich das weiß (und mich schon damit abgefunden habe), richte ich mich, sofern möglich, meist nach ihm, wenn es um die Uhrzeit für ein Treffen geht. Trotzdem klappt es fast nie. Letztens meinte er, es sei MEINE Schuld, dass er unser vereinbartes Treffen (um 16:00) verschlafen hat, weil ich ihn nicht angerufen und erinnert/geweckt habe, was natürlich in einem Streit endete.
Ich verschaffe ihm, auf seine Bitte hin, einen Job und er schafft es, nach dem ersten Dienst wieder rausgeschmissen zu werden (weil der Job ihm "eh nicht gefallen hat"). Er verpasst seine Vorstellungsgespräche, weil er in der falschen Filiale auftaucht und natürlich ist es die Schuld desjenigen, der ihm, am Telefon, den falschen Treffpunkt genannt hat. Überhaupt scheint dieser Freund Probleme damit zu haben, Termine einzuhalten, weshalb er immer meint, dass spontane Treffen ihm lieber seien. Wenn ich ihm sage, dass dies nicht möglich sei, da ich vier Tage die Woche arbeite und deshalb meine freien Tage gerne effizient nutze, dann geht das irgendwie bei einem Ohr rein und beim anderen Ohr wieder hinaus und ist beim nächsten Mal wieder vergessen. Beim letzten Treffen ruft ihn sein Mitbewohner an und erinnert ihn daran, dass er seinen Arzttermin nicht vergessen sollte. Täusche ich mich, oder ist das seltsam? Wir sind übrigens beide bald 30 Jahre alt.
Er ist kein schlechter Kerl. Ganz im Gegenteil. Ich habe schon probiert ihn darauf anzusprechen, aber dann nutzt er seine selbst diagnostizierte Depression (sMn ein Resultat des anderen Jobs, den ICH ihm, wieder auf seine Bitte hin, verschafft hatte) als eine Art Ausflucht (so zumindest mein Gefühl). Wenn ich, als Ex-DGKP, ihm sage, dass er vielleicht aufhören sollte Weed zu rauchen, weil es Depressionen durchaus verschlimmern kann, dann wird auch dies gekonnt ignoriert.
Mittlerweile habe ich echt das Gefühl, dass wir in unterschiedlichen Welten leben. Mein Freund scheint in unseren Teenagerjahren hängengeblieben zu sein und das macht mich oftmals wirklich wütend. Andererseits will ich diese Freundschaft (die mittlerweile seit über fünfzehn Jahren besteht und auch eigentlich sehr erfüllend ist (wenn es denn mal klappt)) nicht einfach aufgeben. Was würdet ihr tun?