Hallo Senta,
m.E. ist es am wichtigsten, dass deine Tochter immer eine Vertrauensperson in dir hat, dass du sie niemals fallen lässt, nur weil sie trans ist und sich in eurem Umfeld vielleicht Gegenwind zusammenbraut. Leider hat sich nach meinem Empfinden die Situation für Trans*personen gerade im letzten Jahr massiv verschlechtert. Die Hetze und Polemik rund um das geplante Selbstbestimmungsgesetz haben aus zuvor gemäßigten und gleichgültigen Leuten inzwischen verbitterte Hater gemacht, die aus Angst, irgendwelche imaginären Privilegien zu verlieren, gegen alles hetzen, was ihrer Meinung nach nicht "normal" ist. Es gibt darunter auch Lehrer_innen und Erzieher_innen. Deshalb werdet ihr nicht überall auf Unterstützung und die Bereitschaft treffen, das Thema mit dem nötigen Feingefühl und Respekt zu behandeln. Euer gesamtes Leben wird sich künftig leider danach ausrichten, unentwegt zu checken, ob die oder der oder jene oder solche ev. gerne ein "Problem" mit der Transidentität haben möchten. Das frühzeitig zu erkennen und dadurch negative Situationen zu vermeiden, ist eine Überlebensstrategie, mit der ich mich seitdem herumplagen darf. Es wird leider immer irgendwen geben, die / der sich provoziert fühlt und sich ausgrenzend oder ablehnend verhält. Das ist besonders bei der Auswahl von Vertrauenspersonen in Schule, Hort, bei Ärzt_innen, bei der späteren Berufswahl sehr wichtig (du schreibst nicht, wie alt deine Tochter ist). Die Abhängigkeit, von anderen geduldet zu werden, war zumindest für mich ein Novum in meinem "Leben", das so früher nicht existierte.
Gerade wenn deine Tochter noch in der Pubertät sein sollte, ist die Gefahr von externer Beeinflussung sehr groß. Sie muss aus sich selbst heraus wissen, wer und was sie ist. Lass sie ihre Bedürfnisse selbst herausfinden und minimiere Beeinflussungen von außen. Eine Freundin, die ihr vielleicht einredet, trans zu sein, wäre z.B. so ein kritischer Faktor. Es ist tatsächlich bei etlichen Kindern eine Phase, die auch wieder vorübergeht. Je nachdem wie jung deine Tochter ist und wie stark ihr Drang nach Veränderung ist, ob eine Dysphorie besteht und wie schwer diese sich äußert, kann eine zu diagnostizierende "Transsexualität" vorliegen oder auch nicht.
Ich denke, du machst es genau richtig, wenn du sie unterstützt, ohne sie dabei in eine Richtung zu drängen und dabei den Einfluss ihres Umfelds dennoch kritisch hinterfragst.