Dass es auch den einen oder anderen verwirrten Jagdscheininhaber gibt, der sonst nix auf die Kette kriegt und dann bei der Jagd Machtgefühle entwickelt, ist leider wahr, der IQ wird beim Jagdschein leider nicht geprüft...
Wie rouven85 schon ganz richtig formuliert hat, steckt der Jagdinstinkt in uns allen, er äußert sich nur bei jedem etwas anders und unterschiedlich stark, bei einigen eben so, dass sie die Jagd auf wilde Tiere ausüben.
Das Jagen besteht nur zu einem kleinen Teil aus der wirklichen Erlegung eines Tieres, davor stehen viel Arbeit beim Bau von Reviereinrichtungen, bei Hegemaßnahmen (Wildäcker anlegen, Biotoppflege,....) oder bei so manchem erfolglosem Abend-/Morgenansitz. Dafür hat man bei der Jagd ein besonderes Naturerlebnis, oft auch zu Zeiten, zu denen andere noch im Bett liegen oder sich vor dem Fernseher entspannen. Wie oft bekommt man als normaler Spaziergänger, Radfahrer,... das Wild in seiner ganzen Vielfalt zu sehen und kann es bei der Nahrungsaufnahme, bei Revierkämpfen oder der Paarung beobachten?
Gleichzeitig wird durch die Jagd ein hochwertiges Lebensmittel über der Bioqualität gewonnen, artgerechte Haltung ist kein Thema, weil die Tiere frei leben und nicht gehalten werden, sie können sich also komplett natürlich entwickeln und verhalten. Des Weiteren werden sie nicht von Billiglohnkräften im Akkord geschlachtet, sondern nach sorgfältiger Auswahl sauber erlegt, sodass im Optimalfall kein Leid entsteht, was bei industrieller Schlachtung nicht in diesem Umfang gewährleistet werden kann.
Daher ist hier in jedem Fall eine Sinnhaftigkeit zu sehen, ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass viele Menschen in ihrer Freizeit deutlich sinnlosere Dinge tun.
Dass die Jagd nicht mehr notwendig sein soll, ist gerade angesichts steigender Schwarzwildbestände nicht nachvollziehbar. Natürlich kann durch falsche Bejagung dieser Entwicklung auch Vorschub geleistet werden, jedoch werden solche wildbiologischen Aspekte in der Jägerschaft ebenso dauernd thematisiert wie beispielsweise die Veränderung der rechtlichen Situation, um immer auf dem aktuellen Stand zu bleiben.
Um Schäden für Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft zu reduzieren und so eine umfassende Nutzung der Natur durch uns Menschen zu ermöglichen, müssen -auch bedingt durch den Wandel von einer reinen Natur- zu einer reinen Kulturlandschaft- vom Menschen Eingriffe auch in der Tierwelt vorgenommen werden, um ein lebensfähiges Gleichgewicht herzustellen.
Die Notwendigkeit der Jagd ist deswegen eigentlich eindeutig gegeben und ermöglicht erst die heutige Form unserer Naturnutzung.
Das von der ebenfalls angesprochene Thema der Bejagung exotischer oder seltener Tierarten ist etwas schwieriger und muss abhängig von Art und Jagdgebiet differenzierter betrachtet werden. Dabei möchte ich den Grundsatz "Schutz durch Nutzung" in den Raum werfen. Wenn die Bestände eine Nutzung erlauben, dann kann diese dringend benötigtes Geld für Schutzmaßnahmen erbringen und damit helfen, die Gesamtsituation der Art durch die Erlegung einzelner Individuen zu verbessern. In einigen Schutzgebieten herrschen anscheinend auch wieder so gute Bedingungen, dass die Lebensräume an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt sind, dann wird sogar wieder eine echte Reduktion notwendig.
Dieser Absatz bezieht sich jetzt auf seltene Tierarten, exotisch meint ja lediglich, dass sie bei uns nicht heimisch/bekannt sind und deshalb einen besonderen Reiz darstellen, daran ist prinzipiell nichts Verwerfliches zu finden, das unterscheidet sich nicht von einer Mountainbike-Tour am Gardasee, man möchte andere Regionen kennen lernen und dabei eine Verbindung zur Heimat über die gewählte Freizeitaktivität herstellen.
Ich hoffe, dass meine Ausführungen ein paar Fragen beantortet und Denkanstöße geliefert haben.
Viele Grüße
Raketenfritze