Also um das mal klar zu stellen. Teilweise erzählen hier Leute blödsinn und teilweise nicht. Schlachtet man ein Lebewesen fällt es in eine Leichenstarre - sowohl Mensch als auch Tier. Es mag sein, dass 'schlachtwarmes Fleisch' 'zart' ist. Aber, ich bitte dich, wohnst in einem Bauernhof und kannst deine Steaks aus dem Tier schneiden? Fleisch sollte man eh nur beim Metzger/Händler etc. seines Vertrauens kaufen. Sicherlich gibt es Pfuscher auf dem Markt - aber die gibts in jeder Branche.

Nach der Schlachtung in großen Betrieben vergeht viel Zeit bis das Fleisch in den Verbraucherumlauf gerät (Proben nehmen, portionieren u. auslösen, etc. etc.) -> ergo kein schlachtwarmes Fleisch sondern böse Leichenstarre.

Und, da der Verbraucher zartes Fleisch erwartet muss das Fleisch nachreifen. Dabei entsteht überhaupt kein Gammel. In welchem Jahrhundert leben wir denn? Klar, kann man das Fleisch trocken reifen. Aber dementsprechend teuer ist es dann. Da stirbt ein Tier für einen menschlichen Zweck und ein großteil muss weggeworfen werden, weil trockengereiftes Fleisch erwünscht wird. Gegen Reifen im Vacuum kann man viel böses sagen. Mir selbst schmeckt auch trockengereiftes besser. Aber aus Respekt vor dem Tier und seinem Tod, esse ich nicht so viel davon, weil beim Reifen im Vacuum weniger Abfall entsteht.

Und, wenn wir es mal realistisch sehen. Milliarden Menschen essen gereiftes Fleisch... Wenn ALLE solche Auswirkungen wie dich betreffen würden, dann würde man es nicht mehr produzieren.

Und zu deiner These mit dem Gammel. Im Vacuum wird auch bei einer Temperatur von 1°C gereift (genauso wie beim trockenen Reifen [Dry Aging]). Beim Dry Aging zirkuliert die ganze Zeit Luft. Bei keinem dieser Verfahren bilden sich 'böse' Bakterien, die deinem Organismus schaden.(Außer du verträgst keine Milchsäuren) Es bilden sich zwar Bakterien (eher Enzyme), die das Fleisch zersetzen - wodurch es zarter wird aber Joghurt hat doch auch Bakterien also ist das doch nicht schlechtes..

Käse reift auch viele Jahre.. Wein auch.. Whiskey.. etc. Ich vermute mal, dass das eher Kopfsache oder eine einfache verträglichkeitsstörung ist. Aber am 'Gammel' liegt es definitiv nicht.

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Auch ich arbeite in der Gastro. Zuerst habe ich in einem kleinen Imbiss angefangen. Als normale Aushilfe im Service- und Spülbereich. Irgendwann war zu wenig Personal in der Küche. Daraufhin wurde ich dann in diese Abteilung eingearbeitet. Bis Dato habe ich im Service auch ordentlich Stunden geklappert. Nach ein paar Monaten Küchenarbeit war ich dann soweit, dass ich den Laden ganz alleine schmeißen konnte. Das fing bei der Getränkeaufnahme über das Bedienen und Bekochen an und hörte beim sauber machen auf. Das ganz für stolze 6 € (anfangs 5 €). Da ergaben sich pro Tag ca. 12 Stunden - ohne Pause. Morgens Laden auf, Abends wieder zu. 6 Tage die Woche (Dienstags war Ruhetag). Ich hatte zwar Verantwortung. Nach meinem Geschmack sogar etwas zu viel als Ungelernter. Ich durfte entscheiden, was bestellt wird, wann Aushilfen kommen und gehen. Ich war sozusagen der Juniorchef. Das ganze wurde mir durch Geld (damals für Schüler ganz ok), viel Stolz sowohl auch durch super Arbeitskollegen (die gibts nirgendwo sonst) entlohnt. Aber nach 2 Jahren wollte ich weiter in der Gastronomie bleiben - verrückt oder? Versteht mich nicht falsch. Es war wirklich nur eine Imbissbude und kein gehobenes Lokal. Ich spreche hier von Gyros und Schnitzel. (Gut, wir hatten qualitätsvolles Fleisch. Hatten auch einen Vulkanstein-Grill für Rind, Hähnchen etc.) Aber alles nicht so gehoben. Gut - aber nicht perfekt. Ich wollte das Perfekte und habe dann eine Ausbildung als Koch angefangen. Einige Stufen höher. Als Azubi, gut nicht viel Geld, viele Stunden, etc. Aber man hat immer die Möglichkeit den Mund aufzumachen. Ich habe mir meine Arbeitskleidung, Messer etc. selbst besorgt. Die brauche ich zukünftig auch. Überstunden? Jeden Tag. Unbezahlt. Pause? Wird ab und zu auch gestrichen. (Entscheiden wir meist selbst) 10 Stunden Arbeitszeit sind ein minimum.

Fazit: Als Gastronom wird man geboren. Es ist kein Beruf, der einfach abgearbeitet wird, wie beispielsweise ein Kerl beim Finanzamt seine Mahnung rausschickt. Man muss sehr viele Gefühl entwickeln für das was man tut. Je anspruchsvoller das Geschäft desto mehr Gefühl entwickelt man, weil es gebraucht wird. Hat jemand keinen Spaß an der Gastro., den stört es auch, dass er Kleidung selbst zahlen muss. So ein Mensch sieht nicht, dass diese Kleidung woanders vielleicht auch gebraucht wird. Macht man auch selbst den Mund nicht auf und sagt: "Jetzt mach ich aber Feierabend. Schließlich haben wir was anderes abgemacht." Der muss sich auch nicht wundern, dass es ausgebeutet wird. 97% der Betriebe würden dich auch ausbeuten. Schließlich hängen viele Existenzen daran.

Danke.

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