Hallo, da deine neuere Frage gelöscht wurde - warum auch immer - schreibe ich es mal hier rein.
Berlin ist, je nach Sichtweise, alles andere als arm. Durch die ganzen Sehenswürdigkeiten und umsatzstarken Unternehmen wird hier eine ganze Menge Geld bewegt. Die Skyline von Berlin ist gesäumt mit Baukränen, was vielleicht nicht ästhetisch ist, aber doch zeigt, dass hier an jeder Ecke in die Stadt investiert wird.
Was man aber zugeben muss, ist, dass die öffentliche Hand die eigene Verwaltung durch eine unkluge Sparpolitik über Jahre hinweg belastet hat, so dass Behörden und Ämter jetzt Defizite haben...da sind Verwaltungsgebäude heruntergekommen und die einzelnen Stellen unterbesetzt. So wartet man hier mehrere Wochen beispielsweise auf einen Termin beim Bürgeramt oder der Zulassungsstelle. Auch die Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte haben eine vergleichsweise hohe Belastung, weswegen solche Vorgänge hier nicht unbedingt zügig bearbeitet werden.
Der ÖPNV ist hervorragend auf den meisten Strecken, auch wenn die Beschimpfung desselben in Berlin Volkssport ist.
Das Stadtbild variiert stark, je nachdem wo man sich befindet. Friedenau ist ein sehr ursprünglich erhaltener, gutbürgerlicher Stadtteil. Generell ist der Südwesten der Stadt von ausladenden Alleen, Gründerzeitbauten und Villenkolonien geprägt. Vor allem an den Gewässern in Köpenick sowie rund um die Havel finden sich vornehme Gegenden mit Wassergrundstücken. Aber nahezu am gesamten Stadtrand der Stadt finden sich Einfamilienhaussiedlungen, die alles andere als einen schlechten Eindruck machen - im Klischee-Bezirk Marzahn Hellersdorf findet sich neben den bekannten Plattenbauten auch die größte Einfamilienhaussiedlung Deutschlands, die drei Stadtteile umfasst.
Sicher passiert in Berlin vergleichsweise viel, das ist bei so einer Metropole auch nicht ungewöhnlich. Sicher gibt es Obdachlose und Drogensüchtige und allerlei Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen, die frustriert sind, wenig Geld haben und natürlich spiegelt sich das auch durchaus im baulichen Zustand (und der Menge an Müll) wieder. Das heißt aber nicht, dass man sich dort nicht hin trauen kann. Ich fahre allein durch die Stadt seit ich 10 Jahre alt bin, passiert ist nie etwas. Inzwischen bin ich erwachsen - passiert ist immer noch nichts und es gibt keinen Stadtteil hier, an den ich mich "nicht hin traue".
Viele Klischees sind auch einfach längst überholt. So sind beispielsweise der Wedding und Moabit in meinen Augen viel unattraktiver, als die viel zitierten Stadtteile Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg. Dort hat sich inzwischen so viel Hipster-Wirtschaft etabliert, dass es eher eine Studenten-Meile geworden ist. Am Wochenende wird das gesamte Ostkreuz von Feierwütigen heimgesucht, die Unmengen an Müll hinterlassen - und das sind keine Asylanten oder sonst wer, sondern Studenten...
Mit Leipzig würde ich Berlin nicht vergleichen. Berlin ist einfach eine Nummer zu groß. Ich war mal in Hamburg und das dortige Verkehrschaos hat mich schon eher an meine Heimat erinnert.
Alles in allem ist Berlin eine unglaublich dynamische und vielfältige Stadt, die von Ur- und Wahlberlinern für gewöhnlich sehr geschätzt wird.