@tina778 .. endlich mal eine Fragestellung, die wirklich sehr interessant ist - es gab kaum ein Jahrzehnt, in welchem eine Strömung die andere inmitten des Jahrzehnts dermaßen nachhaltig abgelöst hat als es in den 50er Jahren der Fall - dies hatte aber überhaupt nichts mit Politik zu tun - da gab es in der Vergangenheit und auch in der Zukunft einige Jahrzente, in denen sich viel spektakulärere Veränderungen ereigenten. In den 50er Jahren hat die Zweigeteiltheit sehr viel mit den Menschen zu tun und natürlich auch mit deren Beeinflussung durch Werbung, beginnendes Fernsehen und einer (wenn auch manipulierten) Öffnung zu allen möglichen Ländern auf dieser Welt. Es war ja auch die große Zeit der Wochenschauen in den Kinos und der vielen Illusrtrierten . Waren die beginnenden Fünfziger noch stark geprägt von den Erschütterungen des Krieges und dem Wiederaufbau, änderte sich diese "Stimmung" immer mehr ab Mitte der Fünfziger Jahre durch den sogenannten Wohlstand und durch das "Erwachsenwerden" einer Genaration, die die schlimmsten Jahre noch als Kinder erlebten und durch die Faszination, die durch Medien suggeriert wurde sozusagen ihr eigenes "Ding" durchsetzen wollten, um sich auch dadurch von der Vergangenheit abzugrenzen - es begann die Zeit der Halbstarken (deren Hauptmentoren Musiker und Filmschauspieler waren), vermehrter Motorisierung, Massenproduktion und auch grenzenlosen technischen Fortschritts bis hin zur Erforschung des Alls (diesmal weniger einseitig auf dem Gebiet der Militärs, sondern auch für die breite Masse). Vor allem führte diese Entwicklung auch zu einem Generationskonflikt, der sich quer durch die meisten Familien vollzog. Für mich persönlich hatte die erste Hälfte der 50er Jahre in der Mode und im Design eine berührendere Ausstrahlung, als die zweite Hälfte, weil diese auch begann einen Stil (besonders in der Mode, aber auch in Architektur und Design) zu kreieren, wie er sich bis in die heutige Zeit fortsetzte - Jeans, Lederjacke und Turnschuhe werden ja kompartibel sowohl von Männern als auch von Frauen getragen, Jogginganzüge als Freizeitkleidung haben diesen Stil dann nach zusätzlich ihren Stempel aufgedrückt. Der Charme der Mode aus den 30/40er Jahren (Hüte mit breiter Krempe, zweireihige Anzüge bei Männern und Kostüme bzw vielfältige Kleider bei den Frauen) ist dieser Strömung weitgehend gewichen. Auch in der Musik hat sich viel verändert, Melodien und auch Orchester waren nicht mehr gefragt und "Lieder" oft auch abschätzig als Schnulzen bezeichnet. Ich möchte damit keineswegs sagen, dass in dieser Zeit alles gut war, im Gegenteil vieles, was danach erreicht wurde (Frauenbewegung, Homosexuellenbefreiung usw), hat die Gesellschaft auch sehr positiv verändert. Was mir aber an der Entwicklung nicht gefällt, ist die Isolierung und auch die Gleichgültigkeit vieler Menschen in einer Zeit, wo Ungerechtigkeit an der Tagesordnung steht und Demokratie nur noch auf dem Papier steht - oft frage ich mich, was hat der Mensch aus der Geschichte gelernt, wo solche Situationen häufig zu Katastrophen geführt haben, indem sich radikale Gruppen dann um frustrierte Menschen "gekümmert" haben. Ich war und bin mein Leben lang selbstständig tätig gewesen und hatte auch niemals einen Hang zu linken Parteien (was diese in der Realität den Menschen an Leid zufügten, als sie die Macht fast auf der halben Welt hatten, ist unverzeihbar), aber, was die westlichen "Demokratien" nach deren Zusammenbruch den Menschen gebracht haben (damit meine ich "normale" arbeitende und Familien), ist bald genauso schlimm - sozusagen gibt und gab es eigentlich nie eine gerechte Welt. Liebe Grüße Marcel