Funktioniert ein NPN Transistor auch, wenn kein Strom in den Collector hineinfließt?
Als was sollte er denn "funktionieren?
Der Emitterstrom errechnet sich doch einfach Ie = Ib + Ic
Also taucht dieser "VorCollectorStrom"
Sowas gibt es nicht.
Ich will mal versuchen, Dir das Transistor-Prinzip kurz und knapp zu erklären.
Eigentlich ist es ganz simpel:
Zwischen zwei Anschlüssen - Kollektor und Emitter - befindet sich eine (halb-)leitende Schicht durch die ein Strom fließen kann, wenn eine Spannung dazwischen existiert.
Die Durchlässigkeit dieser Schicht kann von außen durch einen (in der Mitte dieser Schicht befindlichen) dritten Anschluss (die Basis) gesteuert werden.
Beim npn-Transistor bewegen sich Elektronen vom Emitter (sie werden dort ausgesendet - also "emittiert") in Richtung Kollektor (er sammelt diese also ein) und bilden den Emitterstrom. Ein sehr kleiner Teil dieser Elektronen (0,5 bis 1%) schafft es aber nicht zum Kollektor, sondern wandert zur Basis ab.
Das ist der Basisstrom, der nicht ganz zu vermeiden ist, aber eine unerwünschte Erscheinung ist. In manchen Büchern und anderen Artikeln steht, dass dieser winzige Basisstrom die Größe des 100-200 mal größeren Kollektorstromes "steuern" würde, was aber unsinnig und falsch ist.
Es ist einfach nur die von außen anzulegende SPANNUNG zwischen Basis und Emitter, welche die innere Durchlässigkeit der Emitter-Kollektor-Strecke beeinflusst.
Wie bei einer Diode muss diese Spannung ungefähr 0,6---0,7 Volt betragen (denn zwischen Basis und Emitter liegt ein pn-Übergang).
Die Elektronen bewegen sich also vom Emitter in Richtung Kollektor - der zugehörige Strom I ist aber in Gegenrichtng definiert - also fließt beim npn-Transitor der Kollektorstrom Ic vom Koll. in den Emitter und der winzige Basisstrom Ib von der Basis auch in den Emitter und es gilt Ie=Ic+Ib.
Verstärker-Wirkung: Eine kleine Änderung der Spannung an der Basis (Delta-Ube) bewirkt eine Änderung der Leitfähigkeit der Strecke Koll.-Emitter und damit auch eine Änderung des Stromes Ic (Delta-Ic).
Der Zusamenhang zwischen Ube und Ic ist dabei durch eine e-Funktion gegeben, wie bei einer Diode.
Wenn nun zwischen der Spannungsquelle am Kollektor ein Widerstand Rc liegt, wird diese Strom-Änderung wieder in eine Spannungsänderung an diesem Widerstand umgewandelt, wobei diese dann größer ist als die Änderung an der Basis. Der Grund dafür ist die Abhängigkeit des Stromes Ic über die steile e-Funktion von der Spannung Ube:
Eine kleine Änderung von Ube macht eine relativ große Änderung von Ic.
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Weil ein Widerstand vor der Basis erwähnt wurde:
Zur Erzeugung der Basis-Emitterspannung (0,6--0,7 Volt) wird normalerweise ein Spannungsteiler eingesetzt, der an die oben am Kollektor angeschlossenen Spannungsquelle angeschlossen wird.
Einen Längs-Vorwiderstand Rv vor der Basis benutzt man im Allgemeine nur dann, wenn der Transistor als Schalter (und nicht als Verstärker) benutzt wird, weil dann die den Schaltvorgang auslösende Eingangsspannung nicht 0,7 Volt, sondern so 5...6 Volt beträgt (High-Low-level). Dann gibt es durch den Basisstrom einen Spannunfabfall an dem Widerstand Rv, der so groß gemacht werden muss (durch die Größe des Widerstandes), dass an der Basis nur diese 0,7V ungefähr übrig bleiben.