Ich weiß zwar nicht in welcher Klasse du bist, aber offenbar in einer höheren, wenn du von Prüfungsangst schreibst.
Ich bin jetzt in der 13ten Klasse und habe nun alle Klassen und deren Kanten und Ecken frisch aktuell durchlaufen und meine Abiprüfungen stehen in 20 Tagen an. Ich war und bin ein Schüler, dem vieles in der Schule und vieles außerhalb der Schule, was aber bedingt durch die Schule ist/war, extrem schwer fällt/gefallen ist/war. Mich interessiert in welcher Klasse du bist. Also ich habe meine Schulzeit so wahrgenommen:
Klasse:
1-4: Abneigung zur Schule, vergleichsweise Traum, ab und zu gemobbt worden
5(-6): Abneigung zur Schule, frühes Aufstehen als Abturner, Depressionen wegen Antriebslosigkeit und Identitätskrise
6-7: Abneigung zur Schule, frühes Aufstehen als Abturner, ab und zu gemobbt worden
8-9: Abneigung zur Schule, frühes Aufstehen als Abturner, leicht erhöhte Leistungsanforderungen (z.B. viele Hausarbeiten, Präsis, etc.), extrem stark gemobbt worden, extrem starke Depressionen, drei sehr überzeugte Phasen von Suizidgedanken, ständig wiederholender negativer Ablauf
10: Abneigung zur Schule, frühes Aufstehen als Abturner, stärkere erhöhte Leistungsanforderungen (z.B. Abschlussprüfungen, -präsis, -hausarbeiten etc. zusätzlich zu dem o.g leicht erhöhte Leistungsanforderungen, schwierigerer Unterricht), wenig Depressionen (, durch Abhärtung der Klassen 8-9), ab und zu gemobbt worden, ständig wiederholender negativer Ablauf
11: Abneigung zur Schule, frühes Aufstehen als Abturner, (Übergang von Realschule auf Gym. Oberstufe) kürzere Depressionen und starke Überforderung wegen sehr hohen Leistungsanforderungen, täglich 9 - 11 Std. Unterricht und täglich bis 22 Uhr zuhause Hausis etc., befremdliches Gefühl wegen Strebern, kaum Freizeit mehr
12: Abneigung zur Schule, frühes Aufstehen als Abturner, mäßige bis starke Überforderung wegen sehr hohen Leistungsanforderungen und Eingewöhnung durch Klasse 11, täglich 9 - 11 Std. Unterricht und täglich bis 22 Uhr zuhause Hausis etc., kaum Freizeit mehr
13: Abneigung zur Schule, frühes Aufstehen als Abturner, mäßige bis starke Überforderung wegen sehr hohen Leistungsanforderungen und Eingewöhnung durch Klasse 11-12, täglich 9 - 11 Std. Unterricht und täglich bis 00 Uhr zuhause Hausis etc., gar keine Freizeit mehr, nicht einmal Zeit für Depressionen, (06 Uhr Wecker, 06 - 02 Uhr nur Zeit für die Schule, 02 Uhr Schlafen, und von vorne für ein Jahr)
Vielleicht konntest du sogar durch Einsicht meiner Analogie erkennen, dass es noch schlimmer geht und ich durchaus mit all dem vertraut bin. Spätestens in der 12ten Klasse wird man so abgestumpft, dass man das ganze einfach hinnehmen muss, trotz Schmerzen.
Man MUSS es SO sagen: Nein, du kannst nichts dagegen tun! Es ist ein schreckliches Gefühl und das für eine sehr lange Zeit und schön reden kann man sich das ja auch nicht und Routinen oder Ablenkungen sind ja auch nicht mehr möglich, wenn dafür gar nicht mehr die Zeit ist.
Eine Möglichkeit gibt es vielleicht doch: Klingt komisch und vielleicht erstmal schwierig umsetzbar, aber ich habe mir vorgestellt und stelle mir immer noch vor, das ich mein Leben weggeschmissen habe während der Schulzeit und dass alles Arbeiten und alle negativen Gefühle, die dabei auftreten, nur noch in einem sich in der Fantasie vorgestellten fiktiven Rausch von knallhartem Arbeitswüten befinden. Mit anderen Worten: Man stellt sich nicht mehr vor, dass einem eigentlich all die Freizeit geraubt wird und einem vieles schweres auferlegt wird, sondern man stellt sich vor, dass man einfach noch nie zuvor im Leben so etwas wie Freizeit oder einfache bis gar keine Arbeit gehabt hätte und dass das alles normal sei. Die negativen Gefühle bleiben zwar da, aber sie fühlen sich gewohnter an und weniger so, als wolle man sie loswerden. Man muss eben seine Seele verkaufen. Das hat mir geholfen.
ABER TROTZDEM: Egal wie schlecht es einem geht (davon ausgenommen sind Folter, starke unaushaltbare nicht heilbare psychische Erkrankungen und schlimmer), Selbstmord, Selbstverstümmelung oder Drogen (etc.) sind keine Lösung und nicht das richtige Mittel der Unterdrückung der Probleme, auch wenn man das in dem Moment denkt. Wenn man dies nicht nachvollziehen kann, sollte man wenigstens die Finger davon lassen um zu sehen, ob man dem später einmal wirklich Recht gibt und um zu hoffen, falls es dann doch nicht stimmen sollte, einen Berg Kohle als Entschädigung für das falsche Davonabhalten zu bekommen.