Ja, ich hatte das Gefühl auch mal. Ich weiß nicht, wie alt du bist? Bei mir kam das am Ende der Kindheit/in der Pubertät. Ich glaube, das ist ein normaler und wichtiger Entwicklungsschritt, weil man irgendwann zum ersten Mal wirklich begreift, dass man selber auch sterben kann und sterben wird. Selbst, wenn man als Kind miterlebt, dass ein anderer Mensch oder ein Haustier stirbt, hat man doch irgendwie diesen Schutz, der einen glauben lässt, so etwas würde nur anderen passieren, und der Tod hat mit einem selbst gar nichts zu tun. Irgendwann kommt plötzlich diese Erkenntnis, dass es sehr viel mit dem eigenen Leben zu tun hat. Ich hatte das als sehr schlimm empfunden, es war wie eine Vertreibung aus meinem Kinder-Paradies und ich hatte dann eine Zeitlang Angst vor allem möglichen und dachte jeden Abend, wenn ich ins Bett ging: Heute Nacht sterbe ich, morgen früh wache ich bestimmt nicht mehr auf. Das war natürlich nicht schön, aber ich glaube inzwischen wirklich, dass auch solche Gedanken zum erwachsen werden dazu gehören und normal sind. Dazu kommt, dass man oft erst in dem Alter so richtig in seinen Körper hineinhört und einem manches dann erst auffällt und eventuell fremd oder krankhaft vorkommt: Wieso höre ich denn mein Herz so laut, wieso scheint es manchmal zu stolpern, wo kommt dieses komische Druckgefühl in meiner Brust her? Wenn man dann noch im Internet nachliest, scheint schnell alles klar zu sein und man glaubt, den Beweis zu haben, dass einen der plötzliche Herztod bald ereilt. Ich weiß nicht mehr genau, wie ich aus diesen Ängsten wieder herausgekommen bin, aber ich glaube, es hilft, diese Gefühle erst einmal zuzulassen und als normalen und wichtigen Entwicklungsschritt zu sehen. Man ist kein kleines Kind mehr und macht sich viele Gedanken, auch Gedanken über so große und ernste Themen wie das Sterben und den Tod. Meine Tipps: Mit guten Freunden darüber zu reden und die Ängste teilen zu können ist immer hilfreich. Einen Sport beginnen, bei dem man viel Gefühl für seinen Körper entwickelt und seine Signale besser versteht ist auch eine gute Sache, außerdem seine Ängste auf Papier bannen (schreiben, malen) oder Musik machen, alles nützlich. Normalerweise verschwinden diese Ängste irgendwann wieder. Wenn du aber nur noch von dieser Angst bestimmt wirst und sie gar nicht mehr weggeht, dann spreche mal mit einem Arzt oder einer Beratungsstelle darüber, ob du Hilfe von einem Therapeuten brauchst, um aus dieser Phase wieder herauszukommen.
Ich wünsche dir alles Gute!