Was soll einer, der selber lange Musiklehrer war, wohl dazu sagen?
Es ist wie bei jedem anderen Instrument - du kannst es auch ohne Lehrer lernen. Habe ich, was die Gitarre betrifft, auch getan. Das Problem: Viele Autodidakten (das ist der "Fachausdruck" für Leute, die ohne Lehrer lernen) stoßen irgendwann mal an Grenzen, über die hinaus sie komplexere musikalische Vorstellungen nicht mehr verwirklichen können. Auch beim Gesang ist das so oder beim Komponieren.
Wenn dir das egal ist, wenn du z.B. einfach Blues oder Südstaatenrock oder Begleitgitarre spielen willst, reicht autodidaktisches Lernen völlig aus. Wenn du aber neue Wege erschließen und technisch für alle Möglichkeiten gerüstet sein willst, brauchst du einen Lehrer.
Ein Beispiel: vor vierzig Jahren, als ich als junger Baßbariton (im zweiten Studienjahr) in einem Operntheater meine ersten Egagements hatte, war da im Ensemble ein Tenor, eine sogenannte "Naturstimme". Er hatte nie einen Lehrer gesehen und konnte keine Noten lesen. Seine Partien lernte er von Schallplattenaufnahmen (waren eben die frühen 70er) und mit einem Korrepetitor. Da kam ein junger, forscher Operndramaturg auf die Idee, Alban Bergs "Wozzeck" aufzuführen. Ich freute mich darauf wie ein Schneekönig, denn Alban Berg war einer meiner Lieblinge, ist es noch heute. Und der gute Autodidakt konnte es einfach nicht; die Rolle mußte umbesetzt werden.
Als Gitarrist bin auch ich Autodidakt, und ich bin zufrieden damit. Aber als älterer Musiker weiß ich natürlich genau, wie eng die Grenzen meines Könnens sind. Für meinen Bedarf reicht es. Aber manchmal träume ich und bereue...
Was die Gitarre betrifft: Ich bin da nicht so kritisch wie der Antwortende morlan. Er hat natürlich recht - andererseits sind die Harley Benton-Gitarren und -Bässe recht gute, solide und ganz gut verarbeitete Instrumente. Es gibt sie nur bei Thomann. Diese große und meiner Erfahrung nach sehr seriöse Firma weiß, was sie tut - und sie hat einen Ruf zu verlieren. Schrott zu verkaufen kann sich Thomann bei aller Gewinnorientierung nicht leisten. Immerhin hat die Gitarre eine - wenn auch laminierte - Fichtendecke. Aber als Anfängerinstrument kann sie viel Spaß machen. Etui und Ständer sind auch schon dabei. Auf jeden Fall wird dich diese Gitarre zum Spielen animieren, und wenn dir dann ihr Klang nach einem Jahr oder so definitiv zu eindimensional erscheint, dann weißt du auch, was du spezifisch suchen und worauf du sparen mußt. Und es ist eine Investition fürs Leben. Meine erste E-Gitarre ist 1962, meine liebste 1974 gebaut worden. Ich pflege sie gut, sie sind - wie alle meine Gitarren - in Bestzustand, klingen von Jahr zu Jahr besser. Bei sorgfältigem Umgang und guter, nicht übertriebener Pflege sind Gitarren eine Investition fürs Leben.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Lernen.