Es gibt für grausame Taten nie eine wirkliche Erklärung, die zufriedenstellend ist. Aber wenn man sich aus psychologischer Sicht mit solchen Fällen befasst, kann man zumindest ein paar Feststellungen machen:

Personen mit derartigen Neigungen (Täter sind nicht zwangsläufig p*doph*l, sehr häufig geht es vielmehr um Macht und es stecken andere Störungen dahinter) spüren diese Neigungen oft schon als junge Erwachsene. Die meisten von ihnen haben nicht (rechtzeitig) die Einsicht, dass sie psychiatrische Behandlung brauchen, sondern sie versuchen einfach, mit diesen Neigungen "weiterzuleben". Viele von ihnen tendieren dann (bewusst oder unbewusst) in Richtung von Berufen oder Aufgaben, in denen sie mit Kindern oder anderen potentiellen Opfern zu tun haben. Das ist ein schrecklicher Gedanke, aber es ist leider wahr - deswegen gibt es solche Vorfälle eben auch immer wieder in Sportvereinen usw.
Der andere Grund, ausgerechnet Priester zu werden, ist vielleicht auch ein Streben nach "Läuterung". Manch einer geht vielleicht davon aus, dass er im Priesterberuf durch die Nähe zu Gott geheilt wird oder etwas in der Richtung.

Die Wahrheit ist aber, dass Menschen, die p*doph*l sind oder se*uell-sadistische Tendenzen haben, frühzeitig eine Behandlung brauchen, damit sie eben nicht zu Tätern werden. Ich will hier niemanden rechtfertigen nach dem Motto "der ist krank, der kann nichts dafür" - nein, auch solche Menschen tragen definitiv die Verantwortung für ihre Taten. Aber für die eigentliche Krankheit oder Neigung können sie tatsächlich nichts. Da brauchen sie Hilfe.

Die katholische Kirche versucht daher inzwischen bewusst, bei Seminaristen stärker auszusortieren, wenn es irgendwelche Verhaltensauffälligkeiten gibt. Früher wurde über solche Dinge leicht hinweggesehen - natürlich, man freut sich über jeden Mann, der Priester werden möchte. Aber das ist ein wichtiger Teil der Prävention, da frühzeitig zu handeln.

Wobei angemerkt werden muss, dass solche Tendenzen leider sehr oft nicht nach außen erkennbar sind, sodass es immer möglich ist, dass Leute durch das System "rutschen". Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir alle in unserem Umfeld aufmerksam sind und kein Zeichen ignorieren. Das wurde viel zu lange so praktiziert und damit sollte zum Wohl der Kinder nun Schluss sein - das betrifft natürlich nicht nur die katholische Kirche, sondern Familie, Nachbarschaft, Vereine, Schulen usw. Wie viele Fällevon Missbrauch durch den Stiefvater gibt es, in denen die Mutter dem Kind einfach nicht geglaubt hat! Und wie viele Fälle, in denen Nachbarn genau wussten, dass etwas nicht in Ordnung ist, aber sich fein herausgehalten haben? Gerade als Eltern, Nachbarn, Lehrer... müssen wir handeln, wenn ein Kind sich merkwürdig benimmt oder sich uns gar anvertraut. Und handeln bedeutet NIEMALS Konfrontation, sondern mit professionellen Stellen zu sprechen. Falls jemand, der das hier liest, irgendwann in der Position ist: Konfrontation kann zu unvorhersehbaren Eskalationen führen, zur Flucht - oder einfach nur nichts bringen. Auch wenn man der Person gern eins auf die Nase geben würde, ist es immer die richtige Entscheidung, stattdessen ein zuständiges Interventionsteam oder die Polizei einzuschalten.

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Die Länder, in denen der Bevölkerung tatsächlicher Nationalstolz vermittelt wird, arbeiten sehr häufig mit Geschichtsverfälschungen, Relativierungen und dergleichen. Sie blenden die unschönen Teile aus. Ich würde daher wesentlich lieber von Heimatliebe als von Nationalstolz sprechen. Weil Nation etwas Objektives ist, das positive und negative Aspekte beinhaltet - eine Heimat hingegen etwas zutiefst Subjektives, das ich zu Recht lieben und auf das ich auch stolz sein darf. Für viele Menschen greifen die Begriffe stark ineinander, aber man muss eben den subjektiven Charakter von Heimat bedenken.

Die eigene Kultur zu lieben - sei es nun Technik und Wissenschaft, ein historisches Ereignis, Politisches, Soziales, Kunst und Literatur, Sprache, Religion oder was auch immer - ist nicht falsch. Auch wenn man nur zufällig hinein geboren wurde, ist es trotzdem die eigene Heimat. Wenn ich - nur so als Beispiel - damit aufwachse, Beethoven zu hören, liebe ich wahrscheinlich Beethoven. Wenn ich damit aufwachse, von einem Aufstand zu hören, in dem sich mein Volk die Freiheit von einem Unterdrücker erkämpft hat, dann ist dieser historische Aufstand Teil meiner Identität und Heimat - und ich bin wahrscheinlich stolz auf meine Vorfahren und mein Volk. Ebenso kann ich meine Nachbarschaft, meine Sprache, alle Aspekte meiner Kultur - mein ganzes Land - lieben, weil es für mich Heimat ist.

Problematisch wird es, sobald man andere Kulturen schlecht macht, sich selbst eine Rangfolge bildet oder dergleichen. Ein gesundes Verhältnis zur eigenen Nation schließt das Verständnis dafür ein, dass andere Menschen ihr Heimatland genauso lieben. Für MICH kann meine Heimat der schönste Ort auf Erden sein, aber das ist eben nur MEINE Ansicht und das muss ich akzeptieren. Sogar dann, wenn ich die Heimatliebe eines anderen wirklich GAR NICHT nachvollziehen kann, weil sein Heimatland totalitär regiert wird oder was weiß ich. Dieser Mensch kann trotzdem idyllische Kindheitserinnerungen in diesem Land haben und positive Dinge damit verknüpfen.

Und die Liebe zum eigenen Land sollte auch ein realistisches Verständnis von den Problemen einschließen, die es dort gibt - denn jedes Land auf der Welt hat welche. Ich hatte ernsthaft schon Debatten mit Amis im Netz, die zu 100% der Auffassung waren, ihr Land sei das Beste auf der Welt - nicht subjektiv, sondern objektiv. Das ist nicht nur verletzend für Menschen aus anderen Ländern, es ist auch objektiv nicht richtig, weil es einfach keine Möglichkeit gibt, das BESTE Land der Welt festzulegen (glücklicherweise!).

Der langen Rede kurzer Sinn: Es ist in Ordnung, die eigene Kultur zu lieben. Es ist nicht in Ordnung, andere Kulturen schlecht zu machen. Und es ist auch nicht in Ordnung, Aspekte der eigenen Vergangenheit zu verfälschen, um sich selbst besser darzustellen.

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Für Gen Z ist der Sonntag ein Albtraum

Rund die Hälfte der Generation Z leidet am Sonntagabend unter dem "Sunday Blues",

sprich, großer Angst vor der kommenden Arbeitswoche. Dies beeinflusst ihre Energie und Lebensfreude signifikant, berichtet "20 min" unter Berufung auf die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Der Experte Frank Wieber nennt mehrere Gründe für diese Ängste: "Hoher Stress, Leistungsdruck und die sozialen Medien spielen eine große Rolle."

Wieber betont, dass zusätzlich Umweltkrisen, wirtschaftliche Unsicherheiten und herausgeforderte Rollenbilder die Belastung erhöhen. "Heutzutage wird suggeriert, dass alles möglich ist und es die eigene Schuld ist, wenn etwas nicht gelingt", erklärt er. Hinzukommen hohe Erwartungen an eine perfekte Karriere, Aussehen und ein erfülltes Privatleben, was jungen Menschen zusätzlichen Druck auferlegt.

Energielevel der Gen Z ist "sogar niedriger als in der Altersgruppe 75+"

Laut einer Studie der Schweizerischen Gesundheitsbefragung aus 2022, die von "20 min" zitiert wird, ist die psychische Belastung bei 15- bis 24-Jährigen am höchsten. Über die Hälfte der jungen Frauen und fast ein Drittel der jungen Männer fühlen sich energielos und erschöpft. Wieber stellt fest: "Ihre Energie und Vitalität sind sogar niedriger als in der Altersgruppe 75+."

Die Ängste führen dazu, dass Schlaf nicht mehr erholsam ist und die Freude an der Arbeit sinkt. "Die Ängste belasten und rauben Energie", sagt Wieber. Kurzfristig resultieren Ablenkung und Vermeidung von Aufgaben.

Um dem "Sunday Blues" zu begegnen, empfiehlt Wieber, Belastungen zu reduzieren und Handlungsspielräume bei der Arbeit zu schaffen. Auch Unterstützung durch starke Teams und eine gute Arbeitsorganisation können helfen. Wieber fügt hinzu: "Leitende haben großen Einfluss durch ihr Verhalten und ihre Ansprüche."

Studie: Gen Z bevorzugt Vier-Tage-Woche und würde Gehaltseinbußen in Kauf nehmen

Auch eine aktuelle Studie von "Buchhaltungsbutler" und "Data Pulse Research" zeigt, dass 75 Prozent der Gen-Z-Arbeitnehmer bereit wären, ihren jetzigen Job für eine Vier-Tage-Woche aufzugeben. Im Gegenzug würden sie dafür sogar auf bis zu 20 Prozent ihres bisherigen Lohns verzichten.

Marie Møgelvang, HR-Expertin bei "Buchhaltungsbutler", betont, dass dieses Arbeitszeitmodell zunehmend an Bedeutung gewinnt, um junge Talente anzuziehen und zu halten.

Was denkt ihr darüber?
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Das Thema Work-Life-Balance ist ein Problem. Ich verabscheue diesen Ausdruck, aber er trifft es leider am besten. Neue Studien zeigen auch, dass Menschen, die vier Tage pro Woche arbeiten, tendentiell eher gestresst sind als solche, die fünf Tage arbeiten. Warum? Weil es nicht auf die Anzahl der Stunden ankommt (solange eine bestimmte Stundenanzahl nicht überschritten wird), sondern 1) auf das Arbeitsklima, 2) auf die Qualität der Arbeit selbst und 3) darauf, wie sinnvoll wir unsere Freizeit nutzen und wie gut wir abschalten können.

Medien sind meiner Meinung nach für viele junge Menschen ein zusätzlicher Stressfaktor und keine Entspannung. Darunter leiden mitunter auch persönliche Beziehungen - und die sind extrem wichtig, um vernünftig abschalten zu können.

Früher hat es mehr kleinere Betriebe gegeben und das Klima dort war tendentiell menschlicher (wenn auch oft rau). Ich glaube, dass der Mensch nicht dafür gemacht ist, ein winziges Zahnrad in einem riesigen Betrieb zu sein. Die meisten Menschen gehen da unter, weil sie keine Bestätigung erhalten.

Und der Job muss natürlich annähernd passen, das versteht sich von selbst. Früher hat man aber eine andere Einstellung gehabt. Man musste arbeitn und es wurde nicht groß Tamtam gemacht. Oft haben sogar die Eltern entschieden, was man machen muss. Und das wurde durchgezogen - man musste schließlich Geld verdienen. Und trotzdem hatten die Menschen diese Probleme nicht (so sehr). Warum? Mein Verdacht ist, dass sie 1) mit einer anderen, wesentlich gelasseneren Einstellung an den Job herangegangen sind und 2) ein besseres "Sozialleben" zum Ausgleich hatten.

Ich habe diese Sonntag-Abends-Depressionen selbst auch schon erlebt. In wirklich extremem Ausmaß. Dabei ging es lediglich um einen 6-Wochen-Job in den Semesterferien, aber diese Zeit war für mich die Schlimmste in meinem ganzen Leben. Natürlich habe ich diese blöden sechs Wochen durchgezogen. Natürlich habe ich es überlebt. Aber ich habe zwischendurch echt sehr dunkle Gedanken gehabt - bloß wegen eines Ferienjobs. Seither diverse andere Jobs gehabt und das Phänomen nie wieder erlebt. Die Moral von der Geschicht'? Im völlig falschen Job arbeiten und sich psychisch kaputt machen lohnt sich nicht.

Um diese etwas wirren Gedanken mal pointiert zusammenzufassen: Vielleicht sollten Menschen, die unter diesem Phänomen leiden, es mal in einer ganz anderen Richtung versuchen. Es muss nicht jeder studieren und einen "tollen" Bürojob haben. Viele würden sich vielleicht im Handwerk wohler fühlen. Außerdem sollte man seine Freizeitaktivitäten überprüfen. Dienen sie der Entspannung oder verursachen sie vielleicht noch mehr Stress? Wichtig sind außerdem stabile soziale Kontakte. Und eine etwas entspanntere Ansicht - Tag für Tag, nicht die ganze Woche auf einmal.

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Ehrlich gesagt nervt mich dieser ganze Generationenkonflikt. Den hat es IMMER gegeben. Die alten sind immer genervt davon, dass die Jungen es nicht richtig machen, nicht genug machen, andere Ideen haben. Und die Jungen meinen IMMER, es besser zu wissen als die Alten. Und trotzdem meint wirklich jede Epoche, diesen Konflikt neu erfunden zu haben.

Jede Generation ist geprägt durch die Konflikte, die sie durchleben muss. Durch neue politische Ideen und Ideologien, durch technische Entwicklungen usw. Natürlich unterscheidet sie sich von den vorherigen in mancher Hinsicht. Aber am Ende fügt sie sich doch wieder in eine Gesellschaft ein, die sie beeinflusst hat - aber eben nur so weit.

Revolutionär - das halte ich für übertrieben. Die Hippies haben seinerzeit auch ALLES in Frage gestellt, was bisher da gewesen war. Jede christlich beeinflusste Moral, jede etablierte Gesellschaftsordnung, jede Institution, ... Und was ist daraus geworden? Sie haben die Gesellschaft beeinflusst, neue Freiheiten erkämpft usw. Aber sie haben eben nicht alles umgekrempelt. Und letzten Endes hat sich die überwiegende Mehrheit von ihnen wieder in genau diese Gesellschaft eingegliedert. Viele haben geheiratet, Kinder in die Welt gesetzt, normale Berufe erlernt - und sich damit selbst Institutionen hingegeben, gegen die sie zuvor mit aller Vehemenz gekämpft haben.

Ich glaube, dass es mit uns auf genau dasselbe hinauslaufen wird. All die besonderen Herzensangelegenheiten, die Gen Z hat (ich denke an Umwelt- und Klimaschutz, LGBTQ-Rechte und -support, Gleichberechtigung, eine Gesellschaft ohne Rassismus, ...) bekommen natürlich besondere Aufmerksamkeit und werden durch unsere Generation beeinflusst. Aber dieser Einfluss wird eben nicht annähernd so groß sein, wie wir es meinen, und letzten Endes wird die Mehrheit von uns doch ein ähnliches Leben führen wie unsere Eltern. Wahrscheinlich mit einem Job bei den Firmen, die wir heute als Umweltsünder bekämpfen. Mit Aktienanteilen an diversen weiteren Unternehmen, die Menschen wie Sklaven behandeln. Weil wir genauso bigott sind wie andere Menschen auch.

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geht ist ok(warum)

Mir hat mal jemand den Tipp gegeben, "Infodumping" zu vermeiden - also eine Anhäufung von Informationen, die den Leser überfordern. Ganz extrem wäre das in etwa so:
"Mein Name ist Marie, ich komme aus Musterhausen, bin zwölf Jahre alt. Ich habe eine 17-jährige Schwester namens Sabine, einen 5-jährigen Bruder namens Thorsten..."

Du machst das schon ganz gut, da du eben nicht NUR die Vorstellung der Charaktere vornimmst, sondern das ganze in eine lebendige, familiäre Szene eingliederst. Für den Leser wäre es allerdings noch schöner, wenn da sozusagen mehr Szene und weniger Informationen wären. Den Tipp, das Alter in Klammern wegzulassen, hast du ja schon mehrfach bekommen. Das wäre ein Schritt. Der nächste Schritt wäre es, sich mit jedem Charakter und jeder Handlung dieser Charaktere ein bisschen länger aufzuhalten und dem Leser Zeit zu geben, sie kennenzulernen. Oder wenn du die szene bewusst hektisch und stressig halten willst, was ja gut zur Situation passt, kannst du trotzdem ein paar entlastende Sätze zwischendurch einfügen - so wie deinen zweiten Satz.

Dann gibt es da ein paar sprachliche Kleinigkeiten:

'fertigbringen' bedeutet nicht beenden, sondern schaffen, hinkriegen. Zum Beispiel: Ich weiß nicht, wie du es fertigbringst, jeden Morgen zu spät zu sein. = Ich weiß nicht, wie du es schaffst, ...

Und dann die Lieblingsangelegenheit fast jedes Autors: Wortwiederholungen vermeiden. Zum Beispiel möchtest du nach Möglichkeit nicht in zwei Sätzen hintereinander "auch" benutzen (Satz 4+5). Oder zwei Worte im selben Satz verwenden, die denselben Stamm haben ("beruhigender" + "beruhigen").

Und last but not least fehlen ein paar Kommata - aber das ist eine Kleinigkeit, vor allem, weil du noch sehr jung bist.

Bitte lass dich von all diesen Tipps nicht verunsichern! Du schreibst wesentlich besser, als ich es in deinem Alter konnte, und diese Hinweise sollen dir nur helfen, es NOCH besser zu machen, und dir auf keinen Fall Angst machen.

Ich erlaube mir einfach mal, hier meine Version desselben Abschnittes darzustellen, ich hoffe, das stört dich nicht. Es ist nur eine Idee und sicherlich auch noch verbesserungsfähig, aber ich finde, so sieht man ganz gut, was ich meine.

"Ein lauter Schrei reißt mich aus meiner Traumwelt in die Wirklichkeit. Hell strahlt die Sonne mir direkt ins Gesicht; verschlafen blinzele ich gegen das grelle Licht. Der Schrei klang, als wäre er von meiner Schwester Ronja gekommen. Und schon höre ich unseren kleinen Bruder Finn lautstark protestieren, der wahrscheinlich wieder mal das Müsli über den ganzen Tisch verteilt hat - sicher hat Ronja die volle Ladung abbekommen und ist nun pitschnass und sauer. Tatsächlich entwickelt sich daraus schnell eine Streiterei zwischen den beiden Kleinen, in die sich jetzt auch unsere ältere Schwester Luci einmischt. Mit sanfter Stimme versucht sie, Finn und Ronja zu beruhigen. Das wirkt allerdings nur bedingt. Unserem Hund scheint die aufgeregte Stimmung nicht zu gefallen: Er fängt lautstark an zu jaulen. Ich halte mir grummelnd die Ohren zu in der Hoffnung, dem Lärm endlich entgehen zu können. Und tatsächlich: Einen Moment später höre ich endlich Mutters erlösende Stimme, die den Streit mit einem Mal beendet. Erleichtert seufze ich auf, drehe mich zur Wand und kuschle mich wieder in die Decke ein, um weiter zu schlafen. Doch die Freude währt nicht lang: "Zoe, Frühstück!", ruft mich Sekunden später mein Vater gestresst."

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Diese Frage kann kein Mensch endgültig beantworten, aber hier sind schon einige "gute" Kandidaten genannt worden.

Ich persönlich finde sehr häufig die Leute am übelsten, die sich tatsächlich bereitwillig die Hände schmutzig machen. Also nicht der mittelalterliche Henker, der gezwungenermaßen seinen Job gemacht hat, weil er seine Familie zu ernähren hatte, sondern der Folterknecht, der tatsächlich Spaß an seinem Job hat.

Leute wie Mengele, die tatsächlich Gefallen daran gefunden haben, Menschen mit eigenen Händen zu quälen.

Shiro Ishii - da wird mir schon übel, wenn ich nur über den Kerl nachdenke.

Jeder General und Kriegsführer, der das einfache Volk (egal, ob das feindliche oder das eigene) als minderwertig betrachtet und es ausbeuten, quälen, vergewaltigen lässt. Die Soldaten, die das bereitwillig mitmachen.

Serienmörder, die willkürlichen Menschen Leid zufügen, nur weil es ihnen Spaß macht.

Kurzum: Jeder Mensch, der anderen GANZ BEWUSST körperlich oder seelisch wehtut. Nicht, weil er krank ist und es nicht versteht; nicht aus Versehen; nicht aus eigener Not - sondern zu seinem eigenen Vergnügen.

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Ja

Ich bin mit einem Mädchen zur Schule gegangen, deren Familie sich so identifiziert hat. Christliche Familie. Die "Kinder" (inzwischen längst erwachsen und teils selbst verheiratet) sind allerdings hier aufgewachsen und deutsche Muttersprachler, außerdem bestens integriert. Von ihrem Hintergrund hat sie aber sehr offen berichtet, etwa wenn es um Christenverfolgung in den arabischen Ländern ging.

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Ich finde den Zeitraum zwischen ca. 1770 und 1850 sehr spannend (in Deutschland oder Österreich). Ja, es gab Pocken, Tuberkulose und co. und sehr viele Menschen waren arm, aber es war auch eine Zeit unfassbarer Umbrüche und Entwicklungen.

  1. Lebzeiten von Mozart, Beethoven, Mendelssohn, Schumann, Schiller, Goethe, Kant, Hegel, Schopenhauer, ...
  2. Zeitalter der Aufklärung, der französischen Revolution, Napoleons und des Falles des HRR, des Biedermeiers, des Vormärz und der Märzrevolution - massive gesellschaftliche Umbrüche, eine tiefgehende Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Werten und Normen. Ja, auch ziemlich blutig. Wenn man nicht genügend Geld hatte, vor Truppen und Seuchen zu fliehen, war man dem Kriegstreiben und der Plünderung schutzlos ausgesetzt. Aber da das hier nur ein Gedankenexperiment ist, gehen wir einmal davon aus, dass ich in eine reiche Familie geboren worden wäre, die sich jeweils in Sicherheit gebracht hätte. Oder in Österreich gelebt hätte.
  3. Ich meine, schau dir mal die Moden aus der Zeit an. Einfach nur schick. Damals haben sich die Männer noch Mühe gegeben und haben nicht alle bloß dieselben dunklen Anzüge getragen ;) (Bis in die 1840er, dann wurden dunkle Anzüge mit hellen Hemden zur Uniform)
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Ich bin kein AfD-Wähler, aber ich kann dir etwas über Studien sagen. Mein Mathe-Lehrer hatte immer den Spruch parat: "Eine gute Studie ist wie ein Bikini: Sie zeigt fast alles, aber bedeckt das Wesentliche." (Sehen wir von dem etwas sexistischen Unterton dieses Kommentars einmal ab)

Ein Beispiel: Das allgemeine Argument gegen Flugangst ist, dass Fliegen viel sicherer sei als Autofahren. Aber ist es das wirklich? Denn die entsprechenden Zahlen werden im Verhältnis zu den zurückgelegten Kilometern berechnet.

Möchte ich also zum Beispiel nach Peking, ist es ohne Frage sicherer zu fliegen, als mit dem Auto die ganze Strecke zu fahren. ABER eine zehnstündige Autofahrt ist wesentlich sicherer als ein zehnstündiger Flug.

Das heißt: Technisch gesehen ist Fliegen sicherer als Autofahren im Verhältnis zur Strecke. Aber wenn ich als Familie überlege, ob ich lieber mit dem Auto nach Südtirol oder mit dem Flieger nach New York in den Urlaub fahren sollte (ungefähr dieselbe Dauer, je nachdem, wo in Deutschland man wohnt), sollte ich mich nicht von dieser Statistik beirren lassen - Südtirol ist hier die deutlich sicherere Option.

Worauf ich hinaus will, sollte klar sein. Du hast recht, dass Kriminelle keine Hautfarbe haben. Aber die Kriminalitätsrate unter Immigranten ist in Deutschland trotzdem verhältnismäßig hoch - was zum großen Teil an schlechter Integration liegt. Es ist keine Hetze und kein Hass, diese Dinge aufzuzeigen und Lösungen dafür zu suchen. Ein Lösungsansatz ist die konsequente Abschiebung von Personen, die bereits auffällig geworden sind - sowohl der Täter in Magdeburg als auch der in München hätte abgeschoben werden müssen, weil es deutliche Hinweise und im Falle des Ersteren sogar bereits ein Auslieferungsgesuch aus Saudi-Arabien gab. Sprich, für beide Tragödien ist zu einem beachtlichen Teil die deutsche Bürokratie verantwortlich. Das sind Dinge, die die AfD zu verbessern verspricht - ob sie dieses Versprechen halten kann, ist eine andere Frage.

Eine bessere, schnellere und konsequentere Strafverfolgung sowie eine bessere Sozialisation junger Menschen würde übrigens nicht nur Verbrechen durch Immigranten verhindern, sondern auch solche durch "Urdeutsche".

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In der Mythologie sind solche Verhältnisse in der Regel kein Hindernis. In der Realität wäre das ganz schön ekelig, weshalb sich vielleicht auch die Leser daran stören würden. Grundsätzlich bist du aber frei zu schreiben, was immer du willst.

Ich persönlich würde das Problem umgehen, indem ich die Verwandtschaftsverhältnisse ändere. Oftmals gibt es verschiedene Versionen derselben Mythologie. Vielleicht gibt es eine, in der Loki nicht Fenrirs Vater ist? Oder du kreierst eben selbst eine. Das ist aber nur eine Idee.

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Na ja, politische Richtungen sind deutlich komplizierter als "links" und "rechts". Ich persönlich finde es Einteilung (zumindest allein) fragwürdig, weil die buchstäblich zweidimensional ist.

Der Hintergrund ist klar - ursprünglich saß die konservative Fraktion rechts und die liberale links. Da hatte damals aber noch ganz andere Bedeutungen: die "Rechten" waren Monarchisten, die "Linken" Demokraten. Die beiden Richtungen richten sich immer nach der tatsächlichen aktuellen Regierungsform.

Das heißt: Im Stalinismus oder im heutigen China ist ein Demokrat ein Rechtsextremer (ausgehend von der Selbstdefinition als Kommunismus) bzw. ein Linksextremer (ausgehend von der realen Diktatur).

Der Nationalsozialismus war, ausgehend von der Weimarer Republik, in mancher Hinsicht sehr modern, in mancher Hinsicht konservativ oder reaktionär, in mancher Hinsicht revolutionär (dieser Begriff ist positiv konnotiert, aber ich meine ihn im buchstäblichen Sinne. Konservativ bedeutet, dass man die bestehende Ordnung festhalten möchte - das wollten die Nazis gerade nicht. Sie wollten eine Diktatur - und die hat es in Deutschland vorher nie gegeben. Insofern revolutionär: etwas ganz "neues")

Wir definieren das heute als rechts, weil nach der Machtergreifung die reaktionären Elemente überwogen. Und weil die demokratischen Entwicklungen der 20er gewaltsam umgekehrt wurden. Aus unserer heutigen, demokratischen Sicht steht der Nationalsozialismus auf jeden Fall ganz weit auf der rechten Seite des Spektrums.

Gleichzeitig ist es eben mehr als ein zweidimensionales Spektrum. Das zeigt sich daran, dass Linksextremismus und Rechtsextremismus eine Menge miteinander gemein haben - Stichwort Judenverfolgung. Stichwort Gewalt. Stalin war für den Hungertod von ca. 9 Millionen Ukrainern verantwortlich. Juden wurden auch in Russland in Lagern zu tödlicher Zwangsarbeit verpflichtet. Rechts, links, was hat das schon für eine Bedeutung? Sobald man am extremen Rand steht (ausgehend von einer demokratischen Mitte), ist doch alles gleichermaßen widerlich.

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Ich habe mal folgende (harmlose) Situation erlebt:

Als ich als Studienanfänger in eine eigene Wohnung gezogen bin, noch total schüchtern und unsicher, wollte ich eines Tages im gemeinsamen Waschkeller meine Wäsche waschen. Beide Maschinen waren fertig, aber die Wäsche war noch drin. Ich habe also gewartet - in der Hoffnung, dass der Besitzer von einer der beiden Waschladungen irgendwann kommt, damit ich auch waschen kann. Es sei gesagt, dass ich unter Zeitdruck stand.

Irgendwann habe ich die Entscheidung getroffen, die Wäsche aus einer Maschine rauszunehmen und auf einen der Wäscheständer zu legen. Ich weiß, das tut man nicht, es war eine dumme Entscheidungen, aber sicher kein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

In just dem Moment, in dem ich meine Ladung angeschmissen habe, kommt der Besitzer der anderen Wäscheladung in den Raum, erfasst die Situation mit einem Blick und rastet aus. "Wie kannst du nur, das ist ja unfassbar, die Wäscheständer sind schmutzig und die Wäsche kann ich jetzt noch einmal waschen" (natürlich absoluter Schwachsinn, aber egal), und zu guter letzt: "Im Irak wäre das nie passiert!"

Ich habe mich entschuldigt, aber ich habe mir noch nie so sehr in meinem Leben die Antwort "dann geh doch zurück in den Irak" verkneifen müssen wie in dem Moment.

Ja, das war scheiße von mir, gebe ich ja zu. Aber war seine Reaktion gerechtfertigt?

Der Punkt dieser Geschichte ist, dass es in den arabischen Ländern eine strikte Gesellschaftsordnung gibt. Bei uns ist das etwas anders - und aus Sicht vieler Immigranten wirken unsere Gesetze und deren Umsetzung lasch und lächerlich. Wir werden nicht von allen respektiert, weil wir uns nach der Ansicht einiger sittenlos und unmoralisch - und außerdem selten hart durchgreifen.

Na ja, und wir können nicht einfach zwischen gemäßigtem Islam und Islamismus unterscheiden, weil es a) dazwischen ein ganzes Spektrum gibt von extrem gewaltbereit über "mir passen die Sitten hier nicht, aber ich werde nicht auffällig deswegen" bis hin zu völliger Integration und b) Islamisten sich ganz bewusst junge, beeinflussbare Migranten suchen, um sie für ihre Agenda zu gewinnen.

Es ist also keine Lösung (und obendrein hochgradig menschenfeindlich), Muslime und Terroristen über einen Kamm zu scheren. Es hilft aber auch nicht, das Konfliktpotential zwischen dem konservativen Islam und unserer sehr weltoffenen Gesellschaft zu ignorieren.

Ich bin wirklch alles andere als ein Fan von Olaf Scholz, aber neulich meinte er irgendwann, dass wir keine schärferen Gesetze brauchen, nur eine konsequentere Umsetzung der Bestehenden. Und damit hatte er recht. Wenn ein Immigrant auffällig wird, gehört er abgeschoben.

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Ich frage mal so ganz doof: Wie sollen uns (im Sinne von Mitteleuropäern) andere (im Sinne von nicht-mitteleuropäischen Migranten) respektieren, wenn wir uns selbst nicht respektieren? Die Lösung ist nicht "Ausländer raus", die Lösung ist, zu unseren Werten zu stehen und sie bedingungslos von jedem zu verlangen, der hier wohnt.
Das eigentliche Problem ist, dass wir uns selbst nicht mehr einig sind, was diese Werte sind. Na ja, wir sollten uns irgendwann mal darauf besinnen, was uns wichtig ist, denn sonst schauen wir nur hilflos einer Tragödie nach der nächsten zu.

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Nein

Ruhrgebiet is grundsätzlich nicht mein Traum, aber hässlichere Städte gibt es auf jeden Fall. Erstmal muss man sagen, dass fast jede hässliche Stadt schöne Ecken hat und jede schöne Stadt hässliche Ecken.

Aber die Metropolregion Rhein-Neckar und der Rest von Baden-Württemberg haben einige weitaus hässlichere Überraschungen parat. Mannheim, Ludwigshafen, Karlsruhe (unpopular opinion vielleicht, aber ich finde die Stadt unfassbar hässlich). Gut, Mannheim und Karslruhe haben jeweils schöne Barockschlösser - aber das sind gefühlt die einzigen schönen Gebäude dort.

Berlin ist die deutsche Stadt, in der ich mich mit Abstand am unwohlsten gefühlt habe. Ja, es gibt ein paar erhaltene Villenviertel, aber der Rest ist erdrückend und hässlich (ja, ich weiß, so mache ich mich bestimmt beliebt).

Aber wir wollen ja nicht nur negativ sein. Einige der schönsten deutschen Städte (meiner Meinung nach): Speyer, Neubrandenburg, Hirschhorn a. N., Cochem, Monschau, Detmold, Lemgo, Lindau, Augsburg, Stralsund - ohne irgendeine spezifische Reihenfolge. Ich habe ganz bewusst verschiedene Bundesländer aufgezählt. Klassiker wie Dresden fehlen, weil ich schlicht und einfach noch nie da gewesen bin.

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Ich glaube nicht, dass bis auf einige wenige Nazis überhaupt irgendjemand einen weiteren Weltkrieg wollte. Die Welt war noch zutiefst traumatisiert vom letzten Krieg! Aber die NSDAP hat mit vielen Versprechungen gelockt und mancher Wähler hat über seine Hoffnungen auf bessere Zeiten ein paar Warnzeichen ignoriert (oder stimmte sogar mit dem Judenhass überein). Dass das auf einen Krieg hinauslaufen würde, haben 33 noch sehr wenige erahnen können. Im Laufe der nächsten Jahre betrieben die Nazis sehr bewusst Propraganda, sodass 39 viele Deutsche den Einmarsch in Polen feierten - aber selbst zu dem Zeitpunkt waren bei weitem nicht alle überzeugt, und auch jetzt ahnte man noch nicht, wie sehr die Sache ausarten würde.

Je mehr Erfolge gefeiert wurden, desto größer wurde das Vertrauen in diesen Krieg - trotzdem kann man zu keinem Zeitpunkt davon ausgehen, dass alle Deutschen überzeugt waren.

Spätestens 44 wird sich dann sogar mancher Nazi am Kopf gekratzt haben, aber da war es leider viel zu spät. Und die Propaganda lief weiter - das Volk durfte schließlich nicht ahnen, dass der Krieg so gut wie verloren war.

Die Mehrheit der Deutschen wurde damals für dumm verkauft - einige haben sich für dumm verkaufen lassen, weil ihnen die Alternativen einfach zu unglaublich schienen. Andere waren wirklich blind für die Wahrheit. Einige ließen sich vom Hass der Nazis anstiften und überzeugen. Und wiederum andere (und zwar gar nicht mal so wenige!!) waren schon 33 skeptisch und blieben, wenn auch meistens still, bis zum Ende kritisch. Meine Urgroßeltern zum Beispiel. Und überhaupt sehr viele Bauern.

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Ich glaube, bleibende Relevanz bzw. Interesse ist ein gutes Kriterium, wenn auch bei weitem nicht das einzige. Ich selbst bin eher in der Musik als in der bildenden Kunst unterwegs, daher ein Beispiel aus meinem Fachbereich:

Mozart war zu seinen Lebzeiten berühmt, aber er war keineswegs durchgehend erfolgreich. Er lebte überhaupt in einer Zeit, in der "das Alte" nicht unbedingt erhalten wurde. Ein Opernhaus zum Beispiel hat lieber eine neue Oper in Auftrag geben lassen als dieselbe noch einmal aufzuführen. Deswegen haben Mozart und seine Zeitgenossen auch so viele Opern, Sinfonien etc. komponiert: Für jeden neuen Anlass musste eine neue Komposition her. Die Vorstellung des "ewigen" Kunstwerks und des genialen Künstlers stammt aus dem 19. Jahrhundert, die gab es zu Mozarts Zeit noch nicht so wirklich. Aber ich schweife ab.
Dass Mozarts Werke "gut" sind, zeigt sich unter anderem daran, dass sie heute noch ständig aufgeführt werden. Obwohl Mozart eben nicht für die "Ewigkeit" komponiert hat, haben seine Werke die letzten ca. 250 Jahre problemlos und im Wesentlichen ununterbrochen überdauert. Nicht alle - manche Oper scheiterte an ihrem schlechten Libretto (Text), manche Sinfonie ist den Leuten dann doch etwas zu "kindlich", um regelmäßig aufgeführt zu werden usw. Aber offensichtlich haben Mozarts Werke im Allgemeinen zu Menschen aller Generationen seit damals "gesprochen". Jede Generation konnte irgendetwas darin finden, das sie aufführenswert gemacht hat.

Andere hingegen waren zu Lebzeiten berühmt und unfassbar erfolgreich - so wie Mozarts Zeitgenosse Vicente Martín y Soler. Der war mit seinen Opern in Wien oft deutlich erfolgreicher als Mozart. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ob diese Opern gut sind oder nicht - Fakt ist, dass ich über den Namen Soler immer nur im Zusammenhang mit dem damaligen Wiener Opernleben und dem Namen Mozart gestolpert bin. Soles Musik hat also nicht bis heute überlebt (ich bin mir sicher, irgendwelche Liebhaber führen sie hin und wieder auf), zumindest nicht einmal ansatzweise vergleichbar mit Mozart. Gleiches gilt auch für Salieri, der als angeblicher Konkurrent Mozarts berühmt ist. Salieri war ein durchaus begabter Komponist und seine Werke sind hörenswert, aber werden natürlich trotzdem nicht ansatzweise so häufig gespielt wie die Mozarts.

Sicher ist auch der Geniekult des 19. Jahrhunderts daran schuld, dass das "Wunderkind" Mozart unvergessen blieb. Trotzdem bleibt mein Argument bestehen: Mozarts Werk hat überdauert bis heute.

Dass die Rezeption jedoch nicht das alleinige Kriterium sein kann, zeigen andere Beispiele. Bachs Musik zum Beispiel wurde im frühen 19. Jahrhundert nur von einem kleinen Liebhaberkreis gepflegt, bevor die Berliner Singakademie um Carl Friedrich Zelter und Felix Mendelssohn Bartholdy eine "Bach-Rennaissance" einleitete. Ja, das Werk bachs ist danach nie wieder in Vergessenheit geraten, aber Bach ist nur einer von vielen Komponisten, die (zwischenzeitlich) zu Unrecht in der Geschichte verschollen sind. Das liegt daran, dass manche Komponisten zu Lebzeiten nicht berühmt genug wurden - und an der bereits erwähnten Tatsache, dass vor dem 19. Jahrhundert Kompositionen kaum erhaltenswert schienen.

Mendelssohn selbst ist ein anderes Beispiel: Dessen Rezeptionsgeschichte ist durch Antisemitismus nachhaltig eingefärbt. Die Behauptung, Mendelssohns Werken fehle es an Tiefe, stammt tatsächlich noch aus seinen eigenen Lebzeiten - und hat sich bis heute gehalten. Ob etwas daran ist und wie viel, ist sehr schwer zu sagen angesichts der oft antisemitischen Absichten dieser herablassenden Kommentare. Wie definiert man musikalisch bitte "Tiefe"? (Man könnte an dieser Stelle auch auf das nationalistische und sexistische Element dieser beschreibungen hinweisen: Im 19. Jahrhundert und davon ausgehend auch bei den Nazis wurde "Tiefe" als typisch deutshc und typisch männlich stilisiert, "Innigkeit" hingegen als typisch weiblich und typisch französisch. Mendelssohn als "Kosmopolit" jüdischer Abstammung konnte trotz seiner deutschen Staatsbürgerschaft kein Idealbild eines deutsch-nationalen Künstlers sein, er war viel zu "international eingefärbt".) Vielleicht ist auch einfach nur Mendelssohns glückliches Leben Schuld an dieser Kritik - schließlich passt das einfach nicht in das Bild des tragischen romantischen Künstlers. Fakt ist, dass sich auch viele von Mendelssohns Werken trotz allem im Kanon und Konzertrepertoire erhalten haben - also völlig unabhängig davon, ob es ihnen an Tiefe mangelt oder nicht, hören die Menschen auch heute noch anscheinend gern Mendelssohn.

Das "gewisse Etwas", das manche Kunstwerke besitzen und andere nicht, ist schwer zu greifen und auch abhängig vom Künstler, der Kunstform und dem historischen Kontext. Bei Bach ist es wahrscheinlich die elegante Stimmführung und komplexe kontrapunktische Kompositionsweise bei gleichzeitiger Ausdrucksstärke. Bei Mozart sind es vielleicht die perfekte Eleganz, die hervorragende Instrumentierung, die gesanglichen Melodien und das so einfach klingende Resultat. Bei Mendelssohn ist es noch schwieriger zu greifen. Vielleicht ist es die fröhliche Grundstimmung, das Mystische, der eigene Charakter.

Es gibt auch Kunstwerke, die nur kurzzeitig relevant sind. Kunstwerke, die zu einer Diskussion anregen, die bewusst anecken usw. - die sich aber nicht lange halten, weil sie ihre Relevanz verlieren (damit sei auf keinen Fall gesagt, dass politische oder aktuelle Kunstwerke zwangsläufig an Bedeutung verlieren - als Gegenbeispiel siehe die Rock- und Popmusik seit den 60ern).

Gerade in Bezug auf Filme und Serien, aber nicht ausschließlich, verwenden wir (ausgehend vom Englischen) manchmal den Ausdruck, etwas sei "nicht gut gealtert" oder eben "gut gealtert". Das finde ich höchst interessant - und es passt gut zu der Frage. Bei vielen Dingen wissen wir im Moment der Veröffentlichung noch gar nicht, ob das nur ein kurzzeitiger Hype ist (wie bei Soler) oder ob wir da ein bleibenden kunstwerk vor uns haben (wie bei Mozart). Ich möchte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich wage zu behaupten, dass zum Beispiel die Herr-der-Ringe-Filme weitaus länger relevant sein werden als die Avengers-Filme. Nicht weil die Avengers-Filme zwangsläufig schlecht sind, sondern weil der Herr der Ringe im Großen und ganzen ziemlich zeitlos ist - womit wir bei dem Kriterium wären, das ich die ganze Zeit zu beschreiben versuche. Gute Kunst ist zeitlos - das schließt Aktualität aber nicht aus. Siehe Star Trek. Rassismus-Kritik? In den 60ern hochaktuell. Und trotzdem zeitlos. Selbst wenn wir einmal in einer Welt leben sollten, in der es tatsächlich keinen Rassismus mehr gibt, wird es vergleichbare andere Probleme geben, die diese Star-Trek-Folge wiederum relevant machen könnten. Oder wir betrachten sie aus einer rein historischen Perspektive. Damit ist nicht gesagt, dass Star Trek für immer bleibt - es ist nur ein Beispiel.

Entschuldige den halben Aufsatz, den ich hier geschrieben habe - die Frage ist einfach wahnsinnig spannend.
TL;DR: Gute Kunst ist zeitlos, was aber einen aktuellen Bezug oder Gesellschaftskritik nicht ausschließt. Gute Kunst spricht Menschen nicht nur in diesem Moment an, sondern zukünftige Generationen, die in einer ganzanderen Welt leben, werden immer noch etwas an ihr interessant und sehenswert finden - ganz gleich ob das "gewisse Etwas" handwerkliche Perfektion ist, gesellschaftliche Relevanz, spektakuläre Kreativität oder was auch immer.

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Mir gefällt es nicht, wenn der Begriff "Nazi" (es gibt übrigens ein Adjektiv dazu, das "nationalsozialistisch" lautet) leichtfertig verwendet wird.

Wir Deutschen springen immer sehr gern in unsere Geschichte zurück. Oh Gott, es ist genauso wie damals! Und wir differenzieren nicht mehr.

Die Trennlinie zwischen rassistischer und nicht rassistischer Abschiebung ist ganz einfach. Wenn ein Mensch WEGEN seiner Hautfarbe abgeschoben und abgelehnt wird, ist das Rassismus - keine Diskussion nötig. Wenn ein Mensch, der zufällig eine andere Hautfarbe hat, aus anderen Gründen (zum Beispiel wegen begangener Verbrechen oder wegen der politischen Situation in seinem Heimatland) abgeschoben wird, ist das kein Rassismus, sondern schlicht und einfach die gerechte Umsetzung der geltenden Gesetze. Ich habe mich ehrlich gesagt nicht ausreichend mit dem AfD-Programm beschäftigt, um zu wissen, auf welcher Seite dieser Skala die Partei steht - daher wage ich es nicht, da eine Mutmaßung aufzustellen. Was ich allerdings weiß, ist, dass diese Debatte auf beiden Seiten überhitzt ist. Nazi-Anklagen helfen niemandem. Und sie schocken auch längst niemanden mehr, der sich als eher rechts einordnet. Das ist genau das Problem an der Verwendung des Begriffs "Nazi": Die wahre, schreckliche Bedeutung wird relativiert.

Die Trennlinie zwischen "nationalsozialistisch" und nicht nationalsozialistisch lässt sich nicht so einfach ziehen, weil wegen der Überbenutzung des Begriffs diverse Definitionen im Umlauf sind. Das NS-Regime hat eine Vielzahl von Aspekten umfasst. Selbst ohne das AfD-Programm genau zu kennen, kann ich dir mit 100%-iger Sicherheit sagen, dass AfDler keine Nazis (im buchstäblichen Sinne) sind, weil sie garantiert nicht "das volle Programm" von damals befürworten (es mag vielleicht einige wenige Ausnahmen geben). Zu dem vollständigen Programm der Nazis gehörte nicht nur die systematische Judenverfolgung und -vernichtung, die expansionistische Kriegsführung, die Blut-und-Boden-Ideologie, sondern auch andere, weniger thematisierte Aspekte - etwa die Ablehnung ausländischer und "verarteter" Kunst, die gezielte Propraganda durch eigene, idealisierende Medien usw. Auf die heutige Zeit bezogen würde das bedeuten, dass die AfD Muslime in Lagern vernichten wollte, in Deutschland Hollywood-Filme verbieten und stattdessen Til Schweiger und Co. Millionen in den Hintern schieben würde, Deutschrap (zum Beispiel) grundsätzlich verbieten würde und stattdessen die "gute alte" Musik fördern (das könnte Klassik sein, es könnte heutzutage aber auch pop oder Schlager sein). Davon abgesehen gäbe es noch eine diktatorisch-hierarchische Gesellschaftsordnung usw. Ach ja, und der Führerkult. Um wen denn bitte? Höcke? Um Gottes Willen.

Ich sage mit alledem nicht, dass die AfD unkritisch ist. Was ich sage, ist, dass wir uns von den Nazi-Vergleichen verabschieden sollten. (Und schlimmer noch: das Wort faschistisch. Das hat nun wirklich gar nichts mehr mit der Abschiebung von Ausländern zu tun. Der Faschismus stand eher dem Kommunismus nahe als dem Nationalsozialismus. Er bezeichnete sich selbst als "den modernsten aller Staaten" und zeichnete sich durch ein Aktion-Reaktion-Prinzip aus. Mit dem Nationalsozialismus gemeinsam hatte er den Führerkult und die hierarchische Gesellschaftsordnung. Allerdings war in Italien die Gesellschaft in Schichten eingeteilt: "Entartete" Kunst wurde zum Beispiel als gefährlich für die Arbeiterschicht betrachtet, aber für die Oberschicht gezielt gefördert. Ach ja: Der Faschismus der 1920er war weder explizit antisemitisch noch rassistisch. Das kam erst durch die Achse Berlin-Rom.)

Eine Sache noch zum Thema Abschiebung. Über dieses Thema wird selten gesprochen, aber die Niederlande zum Beispiel haben in den 1930ern die Grenze nach Deutschland geschlossen, weil sie keine jüdischen Flüchtlinge mehr wollten. Die Mehrheit der niederländischen Bevölkerung - übrigens die niederländischen Juden eingeschlossen - stand hinter dieser Entscheidung. Nach der Reichspogromnacht nahm man noch ein paar Tausend auf, danach kamen dt. Flüchtlinge nur noch illegal in die Niederlande. Ich erwähne das aus einem einfachen Grund: Wir mögen diese Entscheidung heute als extrem und menschenverachtend sehen, aber die Niederländer trafen sie, weil sie überlastet waren und keine Menschen mehr aufnehmen konnten (und weil sie Antisemiten waren so wie leider so ziemlich alle Länder damals). Die Regierung, die hinter dieser Entscheidung steckte, war aber in keiner Weise rechtsextrem (bis auf den erwähnten Antisemitismus). Es wurde eine Entscheidung zum Schutz der eigenen Bevölkerung und der eigenen Wirtschaft getroffen. (Obwohl langfristig die Flüchtlinge der Wirtschaft eher förderlich als hindrlich waren...)

Wir denken heutzutage ziemlich kosmopolitisch. Weltoffen. Trotzdem ist eine Regierung zuerst einmal der Bevölkerung ihres eigenen Landes verpflichtet. In dieser Rolle sieht sich die AfD - ob sie dabei eine demokratische Grenze überschreiten oder nicht, kann ich wie gesagt nicht entscheiden. Ich möchte nur dazu anregen, Verallgemeinerungen, oberflächlich-undifferenzierte Aussagen und übermäßige Emotionen aus diesen Debatten herauszuhalten und sich auf die Fakten zu besinnen. Lies die Wahlprogramme. Hör dir ein paar Reden von verschiedenen Parteien an. Verschaff dir einen eigenen Eindruck. Wähl nicht auf Basis von persönlicher Sympathie oder auf Basis dessen, was Freunde oder Medien sagen, sondern informier dich wirklich, wofür diese Parteien stehen.

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Meinung des Tages: Online-Challenge mit potentiell tödlichen Folgen – was muss passieren, um derart gefährliche Trends aufzuhalten?

Challenges erfreuen sich auf Social Media größter Beliebtheit. Doch derzeit gibt es bei TikTok eine, die schreckliche Folgen haben kann..

Die Paracetamol-Challenge

Dabei versuchen junge Menschen, bewusst eine stark überhöhte Dosis des Medikaments zu sich zu nehmen. Das Ziel: Die Überdosis soll überstanden werden. Nach den USA kommt dieser „Trend“ jetzt vermehrt in die Schweiz und nach Belgien.

Paracetamol kann bei Überdosierung lebensgefährlich sein

Das Schmerzmittel dürfte den meisten wohl ein Begriff sein und ist in der Regel bei korrekter Dosierung gut verträglich, wie auch der stellvertretende Hauptgeschäftsführer (Emar Kroth) von Pharma Deutschland erneut betonte. Doch bei einer Überdosis, die laut der Leiterin der Abteilung für Pharmakologie an den Universitätsspitälern Genf, Caroline Samer, ab circa sechs Gramm bei Erwachsenen beginnt, kann das Medikament lebensgefährlich werden. Bei Überdosierung kann die Leber geschädigt werden – Symptome können dafür können teils erst 24 bis 48 Stunden später auftreten. Zu diesem Zeitpunkt kann es bereits zu spät für Gegenmittel sein, so Kroth.

Gefährliche Challenges bei TikTok

Das Verzehren großer Mengen von extrem scharfen Chips, in denen gesamt viel zu hohe Mengen an Capsaicin vorhanden war, dominierte noch 2023 die Schlagzeilen, bekannt als „Hot Chip Challenge“. Die schnelle Aufnahme von einer hohen Menge von Capsaicin kann zu Übelkeit, Erbrechen, Bluthochdruck, brennenden Augen und gereizten Schleimhäuten führen – in den USA verstarb ein junger Mann nach dem Verzehr sogar.

Mitte vergangenen Jahres ging es dann um den „Pilotentest“, bei dem Kinder und Jugendliche versuchten, schnell ein- und auszuatmen und eine weitere Person auf Hals oder Brustkorb drückte. Dadurch wird die Sauerstoffzufuhr unterbunden, was zu einem Mangel im Gehirn fühlt. Kurz vor der Ohnmacht soll ein Rauschgefühl entstehen. Weltweit starben mehrere Junge Menschen aufgrund des Trends.

Zur aktuellsten Challenge äußerte sich TikTok und erklärte, sie würden keine Beweise dafür finden können.

Unsere Fragen an Euch:

  • Was muss getan werden, um solche Challenges zu unterbinden?
  • Müsste die Politik an dieser Stelle eingreifen?
  • Wie können Eltern, bzw. Bezugspersonen und auch Lehrepersonal Kinder und Jugendliche für derartige Gefahren (noch) besser sensibilisieren? 

Wir freuen uns auf Eure Antworten

Viele Grüße
Euer gutefrage Team

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Ich würde hier zwischen Kindern und Erwachsenen (oder älteren Jugendlichen) unterscheiden. Wenn ein Erwachsener dumm genug ist, an solchen Challenges teilzunehmen, dann ist das seine eigene Verantwortung. Ein 12-jähriges Kind hingegen tut dumme Dinge, weil es den gesunden Menschenverstand erst noch entwickelt. Bessere digitale Kindersicherungen und mehr Vorsicht von Seiten der Eltern ist auf jeden Fall notwendig. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, weshalb viele Eltern heutzutage ihr Kind so unreflektiert der Technik aussetzen - und vor allem dem Internet. Das sind zum Teil dieselben Eltern, die ihr Kind nicht allein über die Straße gehen lassen, weil das ja gefährlich sein könnte (ich übertreibe hier bewusst ein kleines Bisschen). Da muss sich einiges ändern. Auch ein 15-Jähriger muss sich noch nicht frei auf TikTok und Co. bewegen können. Es geht ja bei weitem nicht nur um solche Challenges, es geht auch um anderweitig problematische Inhalte - ich denke da etwa an Fälle von Magersucht, die ausgelöst sind durch "Gesundheits-"Influencer, die den Jugendlichen extrem falsche Vorstellungen von Gesundheit und Schönheit vermitteln.
Der langen Rede kurzer Sinn: Solche Dinge sind gefährlich nur in den Händen von Dummen - und jungen Menschen. Deswegen mehr Maßnahmen zum Jugendschutz von Seiten der Plattformen und auch striktere Kontrolle durch die Eltern.

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Deine Frage erinnert mich an eine Begebenheit aus einem Seminar zur finnischen Landeskunde.

In Finnland gibt es eine Volksliedgattung, in der Mütter ihre Söhne besingen, die in den Krieg gezogen sind. Das Singen geht dann irgendwann in Weinen über. Du kannst dir vorstellen, dass diese Art von Volksliedern nicht gerade neu ist - entstanden ist sie natürlich im Zusammenhang mit Kriegen (vermutlich im späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert).

Da fragt doch ernsthaft eine Kommillitonin (nicht sarkastisch!), was denn mit schwulen Elternpärchen sei. Dürften die denn auch für ihre Söhne solche Lieder singen oder sei das nur Frauen vorbehalten.

In dem Moment habe ich echt meinen Glauben an die Menschheit verloren. Zur Information: In der Zeit, in der solche Volkslieder entstanden sind, haben Menschen noch nicht einmal mit dem Gedanken gespielt, dass homosexuelle Menschen jemals Kinder adoptieren könnten. Die wenigen Menschen, die diese Gattung überhaupt noch beherrschen, sind ca. 80 Jahre alt. Und der erste Gedanke, der dieser jungen Dame in den Sinn kommt, ist die Gleichberechtigung homosexueller Paare? Im VOLKSLIED?

Nur um das einmal mit einer Dosis Realität zu konfrontieren: Es gibt Kriege, Hetze, Juden- und Christenverfolgung, Islamophobie, Rassismus, Mord, Totschlag, Folter, Vergewaltigung, Armut, Hunger, Analphabetismus, Chancenungleichheit, Ausnutzung und Ausbeutung, .............. in dieser Welt.
Und DAS sind die Dinge, um die sich Menschen Gedanken machen?

Und meine persönliche Sicht als Frau: Ich komme mir vor, als bräuchte ich Extrawürste, wenn zusätzlich die explizit weiblichen Formen hinzugenommen werden. Das generische Maskulinum schließt alle ein, das hat es immer schon. Erst in den letzten Jahrezehnten haben Leute angefangen, es als Symptom des Partiarchats umzudeuten - bloß weil die Formen AUCH männlich sind.

Ich würde die Sache einmal von der anderen Seite betrachten: Frauen haben explizite, eigene Formen. Männer nicht. Denn die männliche Form schließt eben alle ein, nicht nur Männer. Aber in einer Gesellschaft, in der das Wissen über Grammatik zunehmend schwindet (s. Idiotenapostroph, falsche Worttrennung, Einsatz des ß als GROßBUCHSTABE und ganz besonders häufig falsche Kommasetzung), setzen sich eben Unsicherheiten durch.

Glaub mir, ich bin die allererste, die sich für eine differenzierte Ausdrucksweise ausspricht. Ein paar beliebte Beispiele, über die ich mich aufregen kann:

  • "Platzangst" für Klaustrophobie, obwohl es eigentlich Agoraphobie ist, also das genaue Gegenteil;
  • "kryptische Schwangerschaft" für eine Scheinschwangerschaft, obwohl es in Wirklichkeit eine unentdeckte tatsächliche Schwangerschaft ist;
  • "rechts", "rechtsradikal" und "rechtsextrem" bzw. "links", "linksradikal" und "linksextrem" als Synonyme, obwohl es jeweils drei unterschiedliche Begriffe sind;
  • mein persönlicher Favorit: die Begriffe "faschistisch" und "nationalsozialistisch" als Synonyme zu verwenden, obwohl es ganz klar unterschiedliche Ideologien sind (der Faschismus war etwa nicht antisemitisch oder rassistisch, was ironischerweise trotzdem der Hauptgrund dafür ist, dass Leute heutzutage als "Faschisten" beschimpft werden)

Aber wenn ich von Unsicherheiten spreche, dann meine ich das Gefühl, nicht eingeschlossen zu werden oder eine zusätzliche Erwähnung zu brauchen. Warum? Geht es nur darum, ein Exempel zu statuieren? Geht es um einen Akt der Auflehnung gegen das Partiarchat? Geht es vielleicht sogar darum, Konflikt mit konservativen Lagern zu schüren? Es kann doch wohl kaum um Gerechtigkeit gehen, wenn doch in der ursprünglichen Form schon alle Personen eingeschlossen sind. Ich persönlich fühle mich von der Extraerwähnung beleidigt. Wenn jemand sagt "Verbraucher*innen", dann höre ich jedes Mal nur "Menschen und Frauen" oder "alle und Frauen".

Ich habe häufiger das Argument gehört, dass diese Formen unsere Sichtweise beeinflussen. Zum Beispiel bestärkt angeblich eine Form wie "Ärztekammer" das Stereotyp, dass Ärzte männlich sein müssten. Das sehe ich persönlich anders. In meiner eigenen Wahrnehmungen sind berufs- oder gruppenspezifische Geschlechtsstereotypen völlig unabhängig von den verwendeten Formen. Wenn jemand von "Maurer*innen" spricht, ändert das in meinem eigenen Kopf nichts an dem Stereotyp, dass Maurer mehrheitlich Männer sind - was eine Tatsache ist. Noch niemals hat mich dieses Stereotyp zu der Annahme geführt, dass Frauen keine Maurerinnen seien könnten oder schlechter darin sein müssten. Bloß weil es ein männerdominierter Beruf ist, habe ich bei gleicher Qualifikation nicht weniger Vertrauen in eine Maurerin als in einen Maurer.

Oder andersherum: Der Begriff "Lehrer" zum Beispiel. Etwas mehr als die Hälfte meiner Lehrer war weiblich. Niemals habe ich auch nur für eine Sekunde den Begriff "Lehrer" (im Plural) für ausschließlich männlich gehalten, niemals hat er mich zu der Annahme geführt, dass es keine oder weniger Lehrerinnen gäbe.

Der langen Rede kurzer Sinn: Ich sehe den Mehrwert von gegenderten Formen nicht. Ich kann aus persönlicher Erfahrung nur sagen, dass sie bei mir keinen Einfluss auf Stereotypen oder meine Wahrnehmung haben, und dass ich mich nicht besser oder mehr eingeschlossen fühle, sondern im Gegenteil mir ziemlich vera***t vorkomme.

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