jup, kenn ich. Die heutige Gesellschaft fördert so ein Leistungsdenken und Neidischsein leider noch, obwohl einen das innerlich krank macht.
Bei der Arbeit heißt es: 90 % der Ziele schaffst du in 10 % der Zeit, und danach geht der Aufwand exponentiell hoch, d.h. die 100 % kannst Du mit der Zeit, die Du hast, gar nie erreichen.
Ne Kollegin von mir ist 1000-%ig, will meinen, selbst 98,7% sind ihr noch nicht genug. Und sie zieht da alle Gutwilligen und Helfer mit rein, die ihr in ihrer himmelschreienden Misere helfen wollen... energetisch ist das aber ein Fass ohne Boden, du steckst rein, rein, rein, rein. Und trotzdem bleibt es unvollständig
Dann gibt es noch einen weiteren Gedanken, der für Dich wichtig sein könnte. Da ist ein Teppichweber, der wundervolle Teppiche herstellt, aber in jeden einzelnen Teppich einen Fehler reinmacht. Als ihn mal einer fragt, warum er das tut, meint er, dass es ihm als Mensch nicht gegeben ist, fehlerfreie Teppiche zu weben, weil nur Gott perfekt ist. (die gleiche Geschichte gibt es auch mit Mandalas statt Teppichen).
In eigentlich allen Kulturen gibt es Geschichten und Erzählungen dieser Art, die einem eigentlich nur sagen wollen, dass man als Mensch Fehler machen darf und auch Fehler machen muss.
Ich kenn das auch, dass ich meinen eigenen Erfolg schlecht mache und nicht genießen kann, mich dann schnell umgucke, wer das denn schöner oder toller oder bunter hinkriegt. Vielleicht will ich auf die Weise verhindern, dass ein anderer meinen Erfolg lächerlich macht, wenn ich mich gerade am meisten freue. Weil, wenn ich mich freue, bin ich verwundbar.
Wenn ich aber so denke, laufe ich immer mit der Messlatte rum, und alles im Leben muss klein zu machen und unter diese Messlatte zu knuten sein... total panne. Als ob wir alle Messlatten wären (stell dir das mal vor - manche sind auch Zollstöcke mit nem Knick, manche so Auf-Knopfdruck-zurückspul-Maßbänder... und die sitzen alle mit in deiner Klasse und haben vergessen, das sie eigentlich Menschen sein sollen... und der Englischlehrer hat ne Inch-Skala...).
Jetzt kommt der dritte Spruch: Der Kenner schweigt und genießt.
Wenn Du ne Zwei geschrieben hast, dann heißt das, Du hast eine gute Arbeit geschrieben. Nicht rumtrompeten sondern genießen - das ist ne gute Arbeit die Du geschrieben hast. Buntere, lautere, sehr-gutere andere? Das hat nix mit Dir zu tun und es färbt auch nicht auf Deine Note ab, die Noten Anderer zu wissen, genauso wenig wie du besser Gitarre spielen kannst, wenn neben dir an der Bushaltestelle ein Gitarrist steht (ausser, er bringt es Dir gerade bei).
Wenn Du irgend eine Stärke hast, etwas was Du super kannst und was nicht in Deiner Klasse vergleichbar ist (weil andere vielleicht so ein Hobby / so einen Stil gar nicht haben), dann halte Dich lieber da dran als an diesen Leistungs-Messlatten-Vergleichs-Zirkus. Ist auf Dauer fürs Selbstbewusstsein echt gesünder.
Bei mir war es Zeichnen (nicht gut, aber hartnäckig), was mir die nötige Ruhe vor den Anderen verschafft hat.
Ich drück Dir die Daumen!