Bevor ich mich auf deine Frage stürze, erstmal eine Anmerkung: Finger weg von Bandagen! Bandagen stützen die Gelenke und entlasten damit die eigene Stützmuskulatur. Diese jedoch muss ebenso trainiert werden, wie die Bewegungsmuskulatur und wenn du sie vernachlässigst, die Bewegungsmuskulatur aber trainiert hast, kann es schnell zu bösen Verletzungen bis hin zu chronischen anatomischen Syndromen führen.
Jetzt zu deiner Frage: Wenn du keine Zeit hast, regelmäßig zu einem Verein zu gehen, aber Zeit hättest, dies unregelmäßig zu tun, tu es am besten. Da Judo als Kampfkuscheln meist einen Partner erfordert, wäre es vielleicht sinnvoller eine Kampfkunst zu wählen, die auf Treffertechniken aufbaut, wie Karate, Kung Fu, etc., nehmen wir mal Karate als Beispiel.
Wenn du ein Dôjô gefunden hast und der Trainer das nachvollziehen kann, dass du nunmal nicht immer Zeit hast (wir haben bspw. viele Schichtarbeiter in unserem Verein), kann er dir sogar - sofern du nicht in einem McDojo gelandet bist - Techniken erklären, die du dann für dich üben kannst und beim nächsten Mal eventuelle Fehler ausbessern. Unser Trainer macht das sehr gern so, dass er vor allem beim Kindertraining eine Technik aus dem Training gesondert rausgreift und zusätzlich erklärt, wie man diese zu Hause üben kann. Als Beispiel nehme ich hier mal den Mawashi Geri (Roundhouse Kick), der so geübt werden kann, dass man ihn langsam an eine Stuhllehne macht, wodurch das Gleichgewicht beim Ausüben des (im Dôjô dann schnelleren) Fußstoßes geschult wird.
Unregelmäßg hinzugehen und dann das, was man lernt, privat weiterzuüben, ist m. E. besser, als gar nicht professionell angeleitet zu werden (um der Bemerkung vorzugreifen: Medaillen und Pokale sagen nichts über die Eignung als Trainer aus) und ohne rechten Plan zu üben.
Was du an Material brauchst, richtet sich nach deinem Übungsinteresse. Möchtest du Kata üben, brauchst du hauptsächlich Platz. Übst du Kihon (einzelne Techniken also), brauchst du weniger Platz, dafür aber eine belastbare Oberfläche, die deine Gelenke schont, also etwas weicher, als Laminat-Boden, nicht unbedingt Teppich (Reibung). In meinem "Privat-Dôjô" zu Hause habe ich mir Yoga-Matten günstig gekauft und mit Doppelseitigem Klebeband auf den Linoleumboden geklebt.
Für Schlagtraining auf Pads/Targets solltest du zunächst mal beurteilen, wie sich die Schlaggeräusche fortsetzen können. In einer Mietwohnung ist von Wand-Pads abzuraten, da bei diesen die Schläge durch's ganze Haus zu hören sind, in einem Eigenheim spricht jedoch nichts dagegen. Auch ein Sandsack kann schwierig werden in einer Mietwohnung, da man die Aufhängung ja irgendwo befestigen muss. Wenn man bereit und in der Lage ist, etwas mehr Geld zu investieren, empfiehlt sich ein Dummy. Diese stehen durch ihren gefüllten Standfuß recht fest am Boden und übertragen die Vibrationen durch ihre gewisse Flexibilität nicht so stark, wie Wand-Targets.
Handschuhe brauchst du meiner Meinung nach nicht, denn diese haben nicht den Zweck, deine Techniken irgendwie zu verändern, sondern einzig und allein den Sinn, deinen Gegner vor zu hartem Impact zu schützen. Wenn du allein trainerst, sind sie daher überflüssig.
Das Thema Bücher ist immer ein zweischneidiges Schwert. Ich persönlich finde sie nur für Hintergrundwissen und Fachvokabular nützlich. Dementgegen tendiere ich zu Videoportalen, wie YouTube. Dort siehst du dann nicht nur die Technik und bekommst sie erklärt, sondern siehst auch, wie sie richtig aussehen sollte.
Zum Abschluss möchte ich dir noch mitteilen, was in meinen Augen das absolut wichtigste, non-plus-ultra-nicht-zu-vergessen-unbedingt-dran-denken-Trainingsgerät ist: ein großer Spiegel! Ich habe am Kleiderschrank riesige Spiegeltüren und direkt davor meine Trainingsfläche, wer dies nicht hat, sollte wirklich in einen Wandspiegel investieren, denn nichts ist beim eigenständigen Training so wichtig, wie sich selbst anschauen zu können, ob man es richtig macht. (Und nebenbei kannst du dabei deine Technik mit der von Sensei YouTube vergleichen.)
Zusammenfassend also: Lieber unregelmäßig im Dôjô trainieren, als gar nicht; Tatami-ähnliche Unterlage (Yoga-Matten z. B.); Platz zum Training nach Bedarf; PC mit Internet und großer Wandspiegel; wenn man irgendwo 300 Euro nutzlos rumliegen hat, einen stabilen Dummy für's Target-Training nach Wunsch.