Ein Patient liegt im Wachkoma. In seiner Patientenverfügung hat er klar festgelegt, dass er im Falle eines Wachkomas nicht künstlich ernährt werden möchte. Der Betreuer lehnt die Verfügung ab und der Patient bekommt eine PEG-Sonde (Magensonde) gelegt. Wie sollte sich das Pflegeteam verhalten? Sollte es in Opposition gehen? Sollte eine Ethikkommission eingeschaltet werden? Wer ist in Verantwortung? Und macht sich das Pflegeteam selbst schuldig, wenn es nicht interveniert oder zumindest mit das Gespräch mit dem Betreuer sucht.

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Ich bin in der Gruppe sozialisiert worden. Zu meinen Erfahrungen: Man wird natürlich mitgerissen. Mehrere 100 Leute auf Freizeiten, die alle auf die gleiche Art glauben und von ihren persönlichen Erfahrungen erzählen, sind beeindruckend - vor allem wenn man noch jung ist und kaum etwas anderes kennt. Von diesem "Mitgerissen-Sein" berichten Menschen aller Religionen und Weltanschauungen über ihre jeweilige Ideologie. Man kann glauben oder nicht - das bleibt jedem selbst überlassen. Aber ich habe erlebt, dass von Leuten der Gruppe Luther viel Druck ausgeübt wurde. Ich möchte nicht über jeden sprechen aber ich habe erlebt, dass mit der Hölle gedroht wurde (mehrmals vom Leitungsteam und in vielen Predigten von Kirchenrat Preiser), dass das Leitungsteam kritische Fragen verworfen oder kleingeredet hat, dass häufig homophobe Äußerungen "im Namen Gottes" fielen, dass Tugenden hochgehalten wurden, die oft mehr schaden als nutzen (rigide Sexualmoral) und vor allem, dass sich die Gruppe seit den 1990er-Jahren mehr und mehr abgeschottet hat. So wurde es mir beispielsweise von Personen aus der Gruppe Luther verboten, Mitschnitte aus alten Predigten an Nicht-Mitglieder weiterzugeben. Auch wird jungen Mitgliedern oft nahegelegt, nur innerhalb der Gruppe zu heiraten und natürlich vor der Ehe keine gemeinsam Wohnung, geschweige denn das Bett zu teilen. Auch auf den Freizeiten für Unverheiratete sind nach wie vor Männer und Frauen getrennt. Die "Sprechstunde" (Beichte) fand ich besonders belastend. Immer wieder haben Mitglieder Druck gemacht, dorthin zu gehen, um seine "Sünden" zu bekennen. Zuvor gab es den sogenannten "Beichtspiegel", der die zehn Gebote so streng auslegt, dass praktisch jeder, der einmal schlecht über jemand anderen dachte zum Mörder und jeder, der zu enge Kleidung trug oder jemandem "schöne Augen machte" zum Ehebrecher wurde (wohlgemerkt musste man nicht verheiratet sein oder eine Affäre haben, um "Ehebrecher" zu werden). Denn jeder, der vor der Ehe Geschlechtsverkehr hatte, galt automatisch als "Ehebrecher" seinem späteren Ehepartner gegenüber. Aus Hauskreisen und Gruppenabenden ist mir zudem bekannt, dass sich viele Gruppenmitglieder mit den unsinnigsten und zwanghaftesten Gedanken quälten, z.B. ob es eine Sünde sei, einen Aktionfilm zu schauen. Horrorfilme (selbst die harmlosen) galten als potentielle Tore für satanische Besessenheiten. Man würde dem Satan und seinen Dämonen Tür- und Tor öffnen, würde man einen Horrorfilm sehen. Auch von Teufelsaustreibungen wurde viel berichtet (z.B. die angebliche Teufelsaustreibin der Gottliebin Dittus im 19. Jahrhundert). Die Geschichten waren teilweise so absurd und sind heute historisch widerlegt. Ich weiß das, weil ich selbst als Historikerin arbeite. Ich kann mich also den Kritikern anschließen. Natürlich ist es erleichternd, "Sünden" vergeben zu bekommen und ein schlechtes Gewissen zu bereinigen, das man ohne die Gruppe gar nicht hätte. Selten habe ich echte Sünder in der Gruppe erlebt. Oft aber Bigotterie und Respektlosigkeit, emotionalen Druck und andere Grenzüberschreitungen gegenüber solchen, die ihre Bekehrung (in der Gruppe nennt man das "Wiedergeburt") noch nicht hatten oder "vom Glauben abgefallen" waren.

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