Gruppe Luther Bayreuth

11 Antworten

Ich würde mir die Gruppe selber mal anschauen - es werden da immer wieder Sachen erzählt, die teilweise nicht stimmen. Man muß auch immer sehen, daß Pfarrer Preiser jetzt auch schon etliche Jahre verstorben ist und verschiedene Einstellungen auch ein Gesamtgesellschaftlicher Wandel sind.

Pfarrer Preiser hat nie gesagt, du darfst das nicht, sondern jedem die Entscheidung mit der Konsequenz selber überlassen.

Er hat auch von Vergebung und Gnade gesprochen - das waren wichtige Punkte seiner Predigten.

Ansonsten ist es aber auch wie in anderen Gemeinschaften, Du wirst unterschiedliche Einstellungen finden und unterschiedliches Ausleben des Glaubens.


Sonja72  01.11.2013, 20:12

Oh ja, er hat es nichts verboten. Aber sehr gerne mit der Hölle gedroht. Er hat auch viel über Gnade gesprochen, aber nur wenn man sein Leben nach seiner Meinung hin ausrichtet.

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Ich bin in der Gruppe sozialisiert worden. Zu meinen Erfahrungen: Man wird natürlich mitgerissen. Mehrere 100 Leute auf Freizeiten, die alle auf die gleiche Art glauben und von ihren persönlichen Erfahrungen erzählen, sind beeindruckend - vor allem wenn man noch jung ist und kaum etwas anderes kennt. Von diesem "Mitgerissen-Sein" berichten Menschen aller Religionen und Weltanschauungen über ihre jeweilige Ideologie. Man kann glauben oder nicht - das bleibt jedem selbst überlassen. Aber ich habe erlebt, dass von Leuten der Gruppe Luther viel Druck ausgeübt wurde. Ich möchte nicht über jeden sprechen aber ich habe erlebt, dass mit der Hölle gedroht wurde (mehrmals vom Leitungsteam und in vielen Predigten von Kirchenrat Preiser), dass das Leitungsteam kritische Fragen verworfen oder kleingeredet hat, dass häufig homophobe Äußerungen "im Namen Gottes" fielen, dass Tugenden hochgehalten wurden, die oft mehr schaden als nutzen (rigide Sexualmoral) und vor allem, dass sich die Gruppe seit den 1990er-Jahren mehr und mehr abgeschottet hat. So wurde es mir beispielsweise von Personen aus der Gruppe Luther verboten, Mitschnitte aus alten Predigten an Nicht-Mitglieder weiterzugeben. Auch wird jungen Mitgliedern oft nahegelegt, nur innerhalb der Gruppe zu heiraten und natürlich vor der Ehe keine gemeinsam Wohnung, geschweige denn das Bett zu teilen. Auch auf den Freizeiten für Unverheiratete sind nach wie vor Männer und Frauen getrennt. Die "Sprechstunde" (Beichte) fand ich besonders belastend. Immer wieder haben Mitglieder Druck gemacht, dorthin zu gehen, um seine "Sünden" zu bekennen. Zuvor gab es den sogenannten "Beichtspiegel", der die zehn Gebote so streng auslegt, dass praktisch jeder, der einmal schlecht über jemand anderen dachte zum Mörder und jeder, der zu enge Kleidung trug oder jemandem "schöne Augen machte" zum Ehebrecher wurde (wohlgemerkt musste man nicht verheiratet sein oder eine Affäre haben, um "Ehebrecher" zu werden). Denn jeder, der vor der Ehe Geschlechtsverkehr hatte, galt automatisch als "Ehebrecher" seinem späteren Ehepartner gegenüber. Aus Hauskreisen und Gruppenabenden ist mir zudem bekannt, dass sich viele Gruppenmitglieder mit den unsinnigsten und zwanghaftesten Gedanken quälten, z.B. ob es eine Sünde sei, einen Aktionfilm zu schauen. Horrorfilme (selbst die harmlosen) galten als potentielle Tore für satanische Besessenheiten. Man würde dem Satan und seinen Dämonen Tür- und Tor öffnen, würde man einen Horrorfilm sehen. Auch von Teufelsaustreibungen wurde viel berichtet (z.B. die angebliche Teufelsaustreibin der Gottliebin Dittus im 19. Jahrhundert). Die Geschichten waren teilweise so absurd und sind heute historisch widerlegt. Ich weiß das, weil ich selbst als Historikerin arbeite. Ich kann mich also den Kritikern anschließen. Natürlich ist es erleichternd, "Sünden" vergeben zu bekommen und ein schlechtes Gewissen zu bereinigen, das man ohne die Gruppe gar nicht hätte. Selten habe ich echte Sünder in der Gruppe erlebt. Oft aber Bigotterie und Respektlosigkeit, emotionalen Druck und andere Grenzüberschreitungen gegenüber solchen, die ihre Bekehrung (in der Gruppe nennt man das "Wiedergeburt") noch nicht hatten oder "vom Glauben abgefallen" waren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich war in den späten 70ern und frühen 80ern in der Gruppe Luther und habe Gruppenabende und einige Freizeiten und Offene Abende besucht.

Zunächst möchte ich eine Lanze für Kirchenrat Preiser brechen. Ich habe ihn als warmherzigen und freundlichen Seelsorger kennengelernt. Er wies auch jeden Personenkult von sich. Er forderte immer wieder auf „nicht ihn [Preiser] anzubeten, sondern Jesus“. Der Kult, der sich entwickelt hat, ist wohl nicht in seinem Sinne. Dass auch – fast 50 Jahre später – immer noch seine alten Predigten angehört (inzwischen sogar als mp3-Download verfügbar) und nachgelesen werden können, könnte allerdings auf einen Personenkult schließen lassen. Auch weiß ich von Gruppe-Luther-Mitgliedern, die ein Bild von Hermann Preiser an der Wand hängen haben. Das liegt natürlich im Privatbereich, aber als Erwachsener hänge ich mir keine Fotos von verehrten Personen (Künstlern, Wissenschaftlern, Politkern) an die Wand. Das habe ich mal als Teenager mit Bravo-Postern gemacht.

Zum Thema Fernsehen kann ich folgende Erfahrung beisteuern: Ich habe keinen Hehl daraus gemacht, dass ich eine bestimmt Fernsehserie gerne schaue; das wurde kritisiert und gedroht, dass ich – wenn ich nicht davon ablasse – später „in der Hölle nur diese Serie sehen müsste“. (Das habe ich nicht unbedingt als Drohung empfunden. Vielleicht gibt es da bisher nicht gesendete Episoden.)

Ausschlag zum Verlassen der Gruppe war ein Vier-Augen-Gespräch mit einer Leitungsperson der Gruppe auf einer Freizeit, in dem ich vor die Entscheidung „entweder die Gruppe oder meine Freundin“ gestellt wurde. Es war – wohlgemerkt – eine harmlose Teenager-Freundschaft, man ging zusammen ins Kino oder aufs Sommernachtsfest; mehr nicht. Diese Aufforderung mich zu entscheiden war der Anlass meines Ausstiegs. Auch wenn ich mit dem Mädchen nicht lange zusammen war und nicht mal weiß, was aus ihr geworden ist: Ich bin ihr (indirekt) immer noch dankbar, dass sie mir die Entscheidung damals erleichtert hat.

Nun ich kenne verschiedene "Gruppe Luther Eltern" die ihren Kindern das Fernsehen verbieten. So einfach mit Freundinen fortgehen ist auch nicht gerne gesehen.

Pfarrer Preiser drohte bei den Jugendfreizeiten auch mal gerne mit dem Teufel. Mir sind persönlich einige Ehemalige bekannt, die immer noch unter den Erfahrungen leiden. Beispiel: Pfarrer Preiser zu der Mädchengruppe:" Das mir ja keine den Jungs hinterherschaut. Ein Mädchen: "Aber Jungs sind doch auch Geschöpfe Gotter". Darauf Pfarrer Preiser: "Du hast den Teufel in dir." Und zu den anderen gewandt: "Niemand spricht mit ihr, bevor sie nicht ehrlich bereut, damit ihr nicht vom Bösen angesteckt werdet."

Sensible Kinder leiden noch über 20 Jahre später unter den Drohungen von Pfarrer Preiser. Bei kleinsten Verfehlungen war wurde gedroht mit Hölle und Teufel. Mein Fazit: Nicht empfehlenswert.

Ich persönlich kenne einen evangelischen Pfarrer, der die Gruppe Luther mit einer Sekte vergleicht, traut sich das aber nicht laut aussprechen, da die Anhänger bereits bis in die höchsten kirchlichen Spitzen vorgedrungen sind.


Hallohier  07.10.2012, 20:15

Nun ich kenne verschiedene "Gruppe Luther Eltern" die ihren Kindern das Fernsehen verbieten. So einfach mit Freundinen fortgehen ist auch nicht gerne gesehen.> Genauso wirst Du dort auch andere Beispiele finden.

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Sonja72  08.10.2012, 23:15
@Hallohier

Das kann natürlich sein. Ich bestreite das nicht. Mir war es trotzdem wichtig, meine negativen Erfahrungen mit dieser Gruppe weiterzugeben. Zumal die anderen Antworten posetiv sind.
Ich kümmere mich seit Jahren regelmäßig um eine Bekannte die vor 20 Jahren ausgestiegen ist und immer noch psychische Probleme hat. Sie muss regelmäßig eine Nervenklinik besuchen und ich habe von einem bekannten Arzt erfahren, das es nicht die erste aus dieser Gruppe ist. Natürlich geht es nicht jedem so, ist doch klar. Aber alamierend ist das schon. Auffällig ist, das die schlimmsten Fälle wohl aus "Pfarrer Preisers Zeiten" stammen.

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Sonja72  08.10.2012, 23:18
@Sonja72

Dein Einwand: " Genauso wirst Du auch andere Beispiele finden, zieht nicht. Ich würde auch vor einem Medikament warnen, das solchen Schaden bringt. Würdest du dann sagen: "Genauso wirst Du auch andere Beispiele finden!"

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Hallohier  09.10.2012, 19:16
@Sonja72

Du hast die Beispiele mit dem Fernsehen und dem fortgehen gebracht. Wenn ich mich bei Familien umschaue gibt es ganz verschiedene Erziehungsmodelle unabhängig von der Gruppe. Familien die bewußt auch keinen Fernseher haben. Ich weiß nicht ob die psychischen Probleme von der Zugehörigkeit zur Gruppe herkommen- was ist mit den vielen Mitgliedern die in der Gruppe sind und keine psychischen Probleme haben? Psychische Krankheiten rücken zum Glück mehr in die Öffentlichkeit und werden auch anders akzeptiert als früher in der Gesellschaft.

Wenn die schlimmen Fälle wie Du schreibst aus der Zeit von Pfarrer Preiser waren, dann ist es ja dann jetzt wohl eher weniger in der Richtung.

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Sonja72  12.10.2012, 12:04
@Hallohier

Mir geht es nicht darum diese Gruppe schlecht zu machen. Aber auf die oben genannte Frage gab es 2 positive Antworten. Ich musste einfach die andere Seite zeigen. Glaub mir ich antworte nicht einfach leichtsinnig. Eine Frau, anfang 50 arbeitet in einen Großraumbüro. Sie wird immer wunderlicher. Irgendwann baut sie sich einen regelrechten sichtschutz um ihren Schreibtisch auf. Auf Nachfragen der Büroleitung sagt sie, sie braucht ein Einzelbüro, denn die bösen Blicke der anderen würden sie krank machen. Diese Frau ist bei der Gruppe Luhter. Wenn du also 5 verschiedene Leute kennst, die in dieser Gruppe sind, oder waren und alle haben Probleme, könntest du dann die beiden positiven Antworten einfach so stehen lassen?

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Hallohier  13.10.2012, 12:12
@Sonja72

Ich verstehe durchaus Deine Sitchtweise mit Deiner Begründung. Du schilderst eben, was Du für Eindrücke hast - sowei ich meine schildere. Ich war mal in der Gruppe und kenne dort Menschen mit psychischen Problemen - aber auch und das sind viel mehr ohne Erkrankungen in dieser Richtung. Ich finde es gut, daß man heute mehr über diese Probleme spricht. und die Auswirkungen von solchen Krankheiten. Mit der Frau anfang 50 würde ich eher darauf schließen, daß sie sich vielleicht gemobbt fühlt von den Kollegen und Mobbing ode das Gefühl gemobbt zu werden führen ja oft zu psychischen Problemen.

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Fragesteller301  26.09.2013, 21:20
@Sonja72

Sonja72? Kann das sein, dass du diese Gruppe überhaupt nicht kennst und nur auf Gerüchte hörst? Denn man muss selber in dieser Gruppe sein um zu erfahren wie wertvoll Gottes Wort ist. Wir sind ganz normale Menschen wie alle anderen auch. Schön, dass du paar Beispiele weißt, aber ich glaube kaum und ich weiß es auch, dass diese Menschen von denen du schreibst ihre Probleme nicht durch die Gruppe Luther bekamen. Denn wenn du sie wirklich kennen würdest, wüsstest du, dass du kompletten Schwachsinn schreibst. Fernsehverbot? Meine Güte, ich kenne tausende Eltern die nicht in der Gruppe Luther sind und ihren Kindern trotzdem Fernsehen verbieten. Psychische Probleme kann auch jeder beliebige Mensch bekommen. Dazu muss man nicht in der Gruppe Luther "sein" Wo wir grad beim Thema sind: Man muss in dieser Gruppe weder eintreten noch austreten. Es gibt weder irgendwelche Formulare auszufüllen noch muss man sich zu irgendwas bekennen. Man geht dort freiwillig hin und man kann auch immer wieder gehen. Also bevor du über die Gruppe urteilst, schau's dir selber an! So wie die anderen 600 Leute, die genauso wie ich erfahren haben, dass das einfach wertvoll ist. Es ist auch nicht so sinnvoll im Internet darüber Gerüchte zu verteilen. Das kannst du gerne bei deinen Bekannten machen. Aber lassen wir lieber im Internet die Wahrheit! Danke!

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Ich war auf Drängen meiner damaligen Partnerin Mitglied in der Gruppe Luther gewesen, so ab Mitte der 80er Jahre. Mit Verwunderung habe ich die Trennung der Gruppenstunden nach Geschlechtern aufgenommen. Ganz am Anfang habe ich mit einem kleinen Diktiergerät die Predigt von Pfarrer Preiser aufnehmen wollen für mich privat zum Nachhören - das wurde mir umgehend untersagt. Es wurde Wert darauf gelegt, Kontakte und Freundschaften nur innerhalb der Gruppe Luther zu pflegen, Selbstbefriedigung sei des Teufels, ebenso wie Sex unter Männern oder vor der Ehe. Es gäbe zwar auch gute Christen unter Katholiken, diese würden später im Himmel maximal einen Platz ganz am Rande erhalten. Ab und zu habe ich eine Gruppenstunde geschwänzt. Das wurde sofort gemeldet. In der Rockmusik seien Botschaften des Teufels versteckt usw. Ich bin später konvertiert und katholisch geworden. Dort fand ich die wahre Freiheit und war gleichzeitig überall auf der Welt zu Hause.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung