Mir geht es sehr ähnlich wie dir und ich beschäftige mich auch sehr intensiv mit dieser Frage. Ich seh das wie folgt:
Erstmal würde ich die Frage hinterfragen, bzw. warum du dich das eigentlich fragst, oder mit welchem Gefühl. Weil meistens ist damit eine gewisse Angst vor der Antwort JA! verbunden. Viele Crossdresser scheinen irgendwie diese Abgrenzung zu brauchen, weil die Erkenntnis ggf. trans zu sein ja unter Umständen eine ganzen Rattenschwanz an Veränderungen nach sich zieht, die auch schmerzhafte Seiten haben, wenn man sie durchzieht (Outing etc. pp) – Diese Angst muss man nicht haben, weil die Erkenntnis das man irgendwas ist, nicht bedeutet das man dann auch irgendwas bestimmtes damit machen muss. Also angenommen die Antwort ist JA – du bist trans – was bedeuted das konkret für dich? Erstmal gar nichts. Du musst deswegen keine Transition machen etc. pp. Also musst du vor der Frage (bzw. Antwort) auch erstmal keine Angst haben.
Ich persönlich würde es mittlerweile klar mit Ja! beantworten.
Warum? Weil wir weiblich gelesene Personen sein möchten, bzw. uns als weibliche gelesene Personen viel wohler fühlen und uns damit eher identifizieren. Also allein schon das wir diesen Weg solange und soweit gehen bedeutet mMn das das Teil von uns ist. Ich kenne einige Crossdresser und keiner von denen verkleidet sich nur. Ich glaube die Idee, dass es da nur um Klamotten geht ist vorgeschoben aus Angst und als Selbstschutz gegenüber bestimmten gesellschaftlichen Bewertungen und dem Gefühl, das trans irgendwie noch schlimmer abweichendes Verhalten ist als Crossdressing und auch direkt medizinische und sonstige Folgen nach sich zieht. Ich glaub das ist alles Quatsch. Wir identifizieren uns als weibliche Personen und das ist ganz klar eine Form von Transidentität.
Es gibt so viel Crossdresser die sich zum Beispiel jahrelang nicht trauen sich gegenüber ihre Partnerin zu outen und immer alles heimlich machen. So ein Struggle und so ein Risiko geht man doch nicht ein, wenn es nur um einen Hobby mit Verkleiden gehen würde. Das das so eine wichtige Sache für uns ist, ist doch allein schon ein klarer Beweis wie wichtig das für unsere Identität ist.
Andersherum kannst du dich ja z.B. mal fragen, wenn du schon eine Frau wärst (z.B. aufgrund irgendeines magischen Zaubers) würdest du zurück wollen? Oder anders, wenn die ganzen potentiellen Zwänge und Diskriminierungen nicht wären, sondern es wirklich 100% nur auf deine eigene freie Entscheidung ankäme und sonst alles cool wäre, wärst du dann dauerhaft lieber eine weibliche Person? Ich behaupte mal, dass jeder Crossdresser da JA! sagt. Also ganz klar trans. Der ganz Struggle kommt nur durch die Abwägung mit den ganzen möglichen gesellschaftlichen Implikationen die das haben kann. (im Grunde ist das der s.g. Button-Test)
Eine ganz andere Frage ist, welche Folgen diese Erkenntnis hat.
Das hängt einfach nur von dir selbst ab und welchen Weg du einschlagen möchtest um ein glückliches Leben zu führen. D.h. du kannst das einfach so für dich annehmen und weiter machen was du jetzt machst wenn das dein Weg ist und du kannst aber auch irgendwann an den Punkt kommen das du weiter gehen möchtest. Beides ist möglich und nichts davon zwingend. Die Erkenntnis das du trans bist zwingt dich zu gar nichts.
Für mich selbst bin ich mir mittlerweile sicher, dass ich trans bin, aber ich hab keine krasse Dysphorie. Aber Leute, denen gegenüber ich nicht geoutet bin, sprechen mich z.B. regelmäßig drauf an, was für eine tolle und gelöste glückliche Ausstrahlung ich habe. Das passiert immer im zeitlichen Zusammenhang mit meinem Crossdressing. Das hat mir gezeigt, das es noch mehr mit mir macht, als mir selbst überhaupt bewusst war.