Ich beobachte diesen Trend ebenfalls und halte das für ebenso erschreckend und gefährlich wie du. Zu finden ist das überall, aber auch ich bin der Meinung, dass das hier auf Gutefrage etwas überrepräsentiert ist. Ganz schlimm, wenn diese Menschen auch noch den Expertentitel bekommen. Das Menschen- und Weltbild ist ungeheuerlich, gute Beispiele für die typischen Phrasen hast du ja schon aufgezählt, hier unter den Antworten habe ich auch noch irgendwo was von "Gaza Verstehern“ gelesen. Da sind wir beim Kernproblem.

Diese Diffamierung ist meiner Ansicht nach eine Feindbilderzeugung welche Perfekt für Kriegspropaganda geeignet ist. Diese Leute haben ihre Kampfbegriffe, ihre simplen Erklärungen für die verschiedensten Konflikte der Welt und wissen genau wer gut und wer böse ist, der böse muss vernichtet werden, man müsse auch auf "ihre“ Kinder schießen, denn sie sind die Terroristen/Feinde der Zukunft. Sie sind der Meinung "Wir sind die Guten“ und wer uns nicht folgt ist ein Verräter, was man dann heute eben zumindest in diesem Klientel nicht mehr "Vaterlandsverräter“ nennt, sondern "Putin-/Hamas-/Mullah Versteher“ oder "Lumpenpazifist“ oder was auch immer (alleine weil ich das gesagt habe werden mich viele als antiwestlich, und sympathisierend für Putin, Hamas, Mullahs oder andere einordnen, doch ich bin von alldem wirklich weit entfernt. Und auch einen naiven Pazifismus verfolge ich nicht.). Und den Feind betrachtet man durch eine rassistische Brille, z.B die fanatischen barbarischen Araber die nicht kompromissfähig sind, wir als "bessere Menschen“ müssen sie demnach bewaffnet dazu zwingen.

Diese Leute sind genau das was die letzten Jahrhunderte immer zum Krieg führte, eine fanatische Masse, überzeugt davon der Gute zu sein, denen man vieles erzählen kann, was sie einfach übernehmen und (sinnbildlich) mit einem "hurra“ in den Feldzug gehen, natürlich heute oft nur vom Sofa aus. Mit sachlichen Argumenten kommt man deswegen meist nicht weiter, weil sie der festen Überzeugung sind “die Guten“ zu sein. In der Vergangenheit lief das in den zahlreichen Autokratien der Welt wie auch insbesondere hier in Europa über Nationalismus, religiösen Fundamentalismus und gelegentlich politischen extremen Ideologien wie im Nationalsozialismus oder Stalinismus. In der überwiegend demokratischen westlichen Welt geht das Spiel, also die fanatische Kriegsgeilheit für das vermeintlich Gute anscheinend weiter, nur anders. Angepasst an die Realitäten der Zeit.

Ich halte diese Ideologie für hochgefährlich und sehe sie bei den etablierten Parteien, insbesondere FDP, Grüne und Union als sehr fest verankert an. Am Ende nützt das nur den reichsten Rüstungsinvestoren, weil die Ideologie auf mehr westliche militärische Interventionen weltweit aus ist (vermeintlich für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte) und dann logischerweise mehr Rüstungsmaterial produziert werden muss, diese Leute werden sich zumindest über diese Entwicklung freuen, wenn nicht vielleicht auch in irgendeiner Weise fördern. Dafür braucht es nützliche Idioten im Volk und das ist das Klientel von dem wir hier sprechen. Diese Leute sind kein Deut besser als die "Uraaaaaaaaa-Schreier“ in Russland oder die deutschen, die sich vor über hundert Jahren begeistert "für Kaiser, Gott und Vaterland“ in den Schützengraben im ersten Weltkrieg stürzten, auch wenn sie das meinen.

...zur Antwort

Ich stimme definitiv nicht zu. Das BSW ist so unglaublich weit entfernt davon, Linksextrem oder Rechtsextrem zu sein, das ist totaler Unsinn. Jeder, der das Programm gelesen hat wird feststellen, dass es sich um eine gemäßigte demokratische Partei handelt, die etwas populistisch ist und der klassischen Sozialdemokratie zuzuordnen ist. Dort drin ist NICHTS, aber auch REIN GAR NICHTS extrem. Die Migrationspolitischen Punkte sind ausgewogen und realpolitisch, jede Behauptung die Partei wäre "bei der Migration wie die AfD“ ist völliger Humbug und die Partei ist nirgendwo irgendwie Linksextrem, nur weil die Bild behauptet, das BSW wolle massenhaft Unternehmen zerschlagen, stimmt das noch lange nicht. Wagenknecht war mal Kommunistin, die Zeiten sind aber vorbei, das Programm ist unzweifelhaft sozialdemokratisch und weniger sozialistisch, als das der Linken.

...zur Antwort
Nein

Nein, das waren sie in jeglicher Hinsicht nicht. Einen Waffenstillstand, ein Ende der Besatzung und ein Stopp der Waffenlieferungen Deutschlands nach Israel zu fordern ist nicht antisemitisch. Von einem Genozid in Gaza und Apartheid im Westjordanland zu sprechen ist faktisch nicht korrekt, aber nicht antisemitisch und aus palästinensischer Sicht logisch, wenn auch nicht richtig. Nicht einmal antiisraelisch oder antizionistisch waren die Aussagen, es wurde Israels Politik kritisiert, nicht aber die Existenzberechtigung des israelischen Staates abgesprochen.

Das Problem ist, das die deutsche Öffentlichkeit (etablierte Medien und Parteien) die israelische Regierung zum Schiedsrichter erklärt haben, wenn es darum geht was antisemitisch ist, auch übertragen auf Positionen zur Lage im Nahen Osten. Dementsprechend sieht man ständig Ron Prosor (israelischer Botschafter in Deutschland) in den Medien, selten aber Laith Arafeh (Botschafter der Palästinensischen Autonomiebehörde in Deutschland). Es ist nämlich so, dass sich die deutsche Öffentlichkeit an eine Art "!Ungeschriebene! Gesetze zur Einordnung von Äußerungen zur Lage im Nahen Osten bezüglich möglichem Antisemitismus“ hält. Es gibt verschiedene Formen des Antisemitismus und dazu gehört auch israelbezogener Antisemitismus, so weit so richtig. Dieser israelbezogene Antisemitismus wird dadurch definiert, dass eine Dämonisierung des israelischen Staates stattfindet. Nun kann die Boulevard Presse natürlich in jede Kritik irgendeine Dämonisierung mutwillig reininterpretieren, und zack, gilt es als Konsens in der Öffentlichkeit, dass legitime Kritik an israelischer Politik antisemitisch sein muss, weil es fand ja eine Dämonisierung statt, ergo handelt es sich um israelbezogenen Antisemitismus. Das ist in mehrfacher Hinsicht ein Problem, es verharmlost tatsächlichen Antisemitismus, es verengt das "Spektrum des Sagbaren“, es kreiert eine Angst sein Recht auf freie Meinungsäußerung wahrzunehmen, es gibt der israelischen Regierung einen indirekten Einfluss auf den öffentlichen Diskurs, es behindert die öffentliche Thematisierung von Missständen und führt mindestens in Deutschland zu verhärteten Fronten. Interessant finde ich auch, dass viele liberal-konservative Akteure, die sich sonst als die "Vorkämpfer gegen die Cancel Culture“ inszenieren hier genau das Gegenteil verkörpern.

...zur Antwort
Weitere Inhalte können nur Nutzer sehen, die bei uns eingeloggt sind.