Erstmal dürfte es von Klinik zu Klinik anders sein, und es kommt auch drauf an, weswegen man dort ist.
Ich bin nach einer OP auf Schmerzmitteln "hängen" geblieben, und wurde von meinem Hausarzt in eine Entzugsklinik geschickt. Er meinte, dort würde man mich nicht nur von dem Medikament runter bringen, sondern es fänden auch Gespärche statt, wie ich mit meinen Problemen umgehen kann, wegen denen ich das Medikament immer weiter genommen habe. Es klang also so, als würde ich da kompetente Hilfe bekommen, als wäre immer jemand da zum reden, und als würden sie einem den Entzug so angenehm wie möglich machen.
Mein erster Eindruck glich einem Schock, denn ich hatte nicht damit gerechnet, dass es dort so nüchtern und steril ist. Im Zimmer stehen nur die beiden Betten, ein Tisch und 2 Stühle, und die Schränke. Die sind abschliessbar, den Schlüssel hat man selber. Und jeder hat einen Nachtschrank. Ausserdem war ein kleines Bad mit Dusche und Klo im Zimmer. Fernseher gibts im Zimmer nicht, dafür gibt es einen Gemeinschaftsraum.
Die anderen Patienten waren alle Alkoholabhängig, aber ich habe mich mit allen gut verstanden.
Es gibt dort, ausser den Schwestern, noch einen Psychologen und 2 Ärzte auf der Station. Der Tonfall ist dort teilweise echt derbe, ich wurde dort auch angeschrien, und eine Schwester meinte, ich sei doch selbst schuld, dass ich da sei, deshalb müsse ich das nun über mich ergehen lassen.
Über sowas kann man hinwegsehen, wenn es einem gut geht, das tut es im Entzug aber nicht. Du fühlst dich, als hättest du Grippe, schlapp, müde, krank, alles tut dir weh.. Nachts kannst du nicht schlafen, obowhl du müde bist, und dir nichts anderes wünschst, als zu schlafen. Das ist normal im Entzug. Tagsüber könntest du vielleicht schlafen, aber da darfst du nicht, weil dich die Schwestern sonst ankacken.
Es gibt Therapien, und an denen muss man teilnehmen, ausser, man ist krank, aber dann muss man sich bei einem der Ärzte entschuldigen.
Wir hatten: Ergotherapie, Sporttherapie, Reittherapie und Geländedienst. Bei dem Geländedienst hilft man den Gärtnern bei irgendwas, Laub zusammen fegen, oder so, was denen halt grade einfällt.
Am Sonntag gibts dann noch ein Gruppenprojekt, welches meistens ein Spaziergang auf dem Klinikgelände ist, und abends Maltherapie. Da gibt der Psychologe ein Thema vor, zu dem man dann seine Gedanken malen soll. Viele schreiben sie aber auch einfach nur.
Besprochen wird das dann in der Gruppentrherapie, die 3 mal in der Woche stattfindet. Da kann jeder ein Thema vorschlagen, über das er gerne reden möchte, und die Gruppe stimmt dann darüber ab.
Einzeltherapie hatte ich nur einmal, nachdem ich mehrere Tage förmlich darum gebettelt habe.
Ich war nach 2 Wochen aus dem Entzug raus, hätte aber noch bleiben sollen, weil sie sehen wollten, ob ich noch Verlangen nach dem Medikament hab. Hatte ich nicht, und habe mich dann selbst entlassen. Da ich ja quasi freiwillig dort war, ging das.
Mein Fazit:
Ich habe mich dort zeitweise sehr alleine gelassen gefühlt. Den rüden Tonfall so mancher Schwester fand ich völlig unangebracht, der machte es nur noch schlimmer. Der Schlafmangel machte mich irgendwann total fertig. Dass die versprochenen Einzelgespräche, die die Klinik sogar auf ihrer Webseite bewirbt, nicht stattfinden, finde ich schlimm. Klar, die sagen, bei uns machst du den Entzug, und danach kannst du in einer ambulanten, oder auch stationären Therapie deine Probleme abarbeiten. Trotzdem könnten die sich mal mehr um einen kümmern, wenns einem schlecht geht. Die wollen dort, dass man sich unterordnet, alles tut, was die einem sagen. Die anderen Patienten haben das auch getan, es war erschreckend. Ich konnte und wollte das nicht, und bin mit einer Schwester mal richtig aneinander geraten, mit gegenseitigem anbrüllen auf dem Stationsflur. Einen Moment hatte ich gehofft, sie würden mich nun medikamentös ruhigstellen, dann hätte ich endlich mal schlafen können, aber das taten sie nicht.
Ich würde, sollte mir sowas nochmal passieren, nie wieder in eine solche Klinik gehen, zumindest nicht in diese.