Also ich antworte jetzt mal, da der junge Mann, an den die vielen Fragen gerichtet wurden, wohl momentan eine Pause macht und die sei ihm gegönnt.
Ich bin eine Frau. Übrigens bin ich Krankenschwester.
Einer der Gründe, weshalb ich einen Jagdschein gemacht habe, war die Tatsache, dass ich zu einem Jagdhund gekommen bin und durch das Training mit ihm bereits mit Jägern in Kontakt kam. Die sagten mir damals gleich - mach doch den Jagdschein, das würde gut zu Dir passen. Ich lachte und rief - nie im Leben!
Ich könnte mir gar nicht vorstellen, dass ich auch jagen gehen könnte. Zu gross war der Respekt vor Waffen, zu unvorstellbar der Gedanke, dass ich ein Lebewesen töten könnte. Ich komme aus keiner Jägerfamilie. Ganz unbelastet war ich jedoch nicht. Als Landkind war die Jagd für mich nichts exotisches . Meine Eltern und Grosseltern waren immer Forstbesitzer und da steht man automatisch mit Jägern in Kontakt.
Mein Interesse für die Natur war schon im Kindesalter sehr gross. Oma nahm mich mit ihn den Wald, zeigte mir Dachsbau, Trittsiegel, Pilze und vieles mehr.
Als Ausgleich zu meinem anstrengenden Beruf verbrachte ich später mit dem Hund viel Zeit draussen und mich interessierten weiterhin Tiere, Bäume und Pflanzen.
Dann lernte ich vor etlichen Jahren eine ältere Dame kennen, die auch jagt. Sie entsprach überhaupt nicht dem Bild, den ich von Jägern im Kopf hatte. Und wir verstanden uns auf Anhieb. Sie konnte wunderbar erzählen. Sie lud mich oft ein, sie empfahl mir Bücher, sie zeigte mir Fotos. Irgendwann fragte sie keck: "Wann machst Du jetzt den Jagdschein?". Und dann meldete ich mich einfach an. Ich hatte einfach Lust, was Neues zu lernen. Keiner zwingt einen, danach auch aktiv zu jagen. Meine Ausbildung dauerte 8 Monate.
Ich büffelte! Eine neue Welt tat sich auf. Ich bestand alle Prüfungen auf Anhieb und danach bekam ich sofort die Möglichkeit, in der Praxis weiter zu lernen und zu arbeiten.
Heute bejage ich mit 3 Freunden ein 511 ha Niederwildrevier. Ich betreibe Öffentlichkeitsarbeit, unterrichte Hundewesen und bilde Hunde aus. Ich töte immer noch nicht aus Gewohnheit, aber immer schnell und sicher, das bin ich jedem Lebewesen schuldig. Die Jagd ist eine eigene Welt, in die man hineinwächst. Wir sprechen eine eigene Sprache und wir sitzen oft einfach stundenlang alleine und ganz still im Wald, gehen meist ohne Beute nach Hause und sind dennoch erfüllt. Man lernt Demut. Es bilden sich Freundschaften. Im besten Fall lernt man permanent etwas dazu. Und natürlich gibt es auch Jäger, mit denen man nichts zu tun haben will... Wie überall im Leben ...
Vielleicht ist es diese ganz andere, eigene Welt, die ich liebe, über die ich gerne spreche und die ich gerne erklären, weil sie so vielschichtig ist. Auch wenn sie für Aussenstehende sehr sonderbar erscheint.