Muss man erst arabisch lernen, um den Koran überhaupt lesen zu können?

Ich beschäftige mich jetzt schon ein paar Wochen mit der islamischen Glaubenstradition, weil ich eine Präsentation zur Thematik anfertigen möchte.

Auch durch Gespräche mit Sunniten, die behaupten, dass der Islam in seiner Botschaft eindeutig und klar sei, bin ich nun im Hinblick auf viele Sachverhalte in der sunnitischen Traditionslehre stark verwundert.

Nach meinen Recherchen handelt es sich bei Übersetzungen des "arabischen" Qurans lediglich um Übersetzungen, die keinesfalls nach sunnitischer Rechtsgelehrsamkeit eine Referenz zum Quran darstellen dürfe.¹ Demnach muss ich erst Arabisch lernen, um überhaupt "Gottesworte" lesen und verstehen zu können?

Im Übrigen handelt es sich bei den Sunniten, mit denen ich im Gespräch gewesen bin, um Türkinnen, die kein Arabisch sprechen noch lesen können. - Demnach haben bzw können nicht-arabisch-sprechende Türken bzw generell Nicht-arabischsprechende den Quran gar nicht lesen?

Das klingt vollkommen abstrus. Wenn man "Gottesworte" gar nicht lesen kann oder gelesen hat, ist es im Islam nicht verpönt, zu behaupten, dass man Gotteswerk verstanden hat?

Ein viel größeres Problem sehe ich noch in der Sprachphilosophie, um "Gottesworte" zu verstehen. Wenn ich davon ausgehe, dass das klare Fassen von Gedanken über Wörter konstruiert wird und Wörter und ihre Assoziationen sozialisationspezifisch sind, werde ich trotz eines arabischen Spracherwerbs wohl möglicherweise gewisse Wortbedeutungen immer sozialisationsgeprägt deuten. Z.b. "Djinns" werden für viele Europäer immer mit Geistern oder Dämonen assoziiert, deren Assoziationen einem nicht-islamischen Weltbildverständnis unterliegen.- zb je nach zeit-episodischen Lehrmeinung nun zb. christlisch-paganisch, konstruktivistisch, materialistisch, relativistisch, etc...

Im Hinblick dieser Überlegungen ergibt aber auch das Konzept der Boko Haram nach Tauhid-Auslegugnen von Muhamamd ibn Adl al Wahab oder Ibn Taymiyaah gewissermaßen Sinn, um solche Einflüsse bzw. Philosophien zu verteufeln.²


¹https://islamqa.info/en/1690 ²download.salafimanhaj.com/pdf/SalafiManhaj_BokoHaram.pdf (ab S.20)

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Nach muslimischen Verständnis kann der Koran nicht richtig übersetzt werden, deswegen sprechen sie auch gerne von "in seiner ungefähren Bedeutung". Das ist Blödsinn, denn natürlich kommt es in erster Linie auf die Bedeutung an (die wird ja nicht verändert), und nicht auf die sprachliche Schönheit, die verloren geht. 

Aufpassen musst Du allerdings mit der Übersetzung der Ahmadiyya Gemeinde. Beispiel Sure 4,34:

"Die Männer sind die Verantwortlichen über die Frauen, weil Allah die einen vor den anderen ausgezeichnet hat und weil sie von ihrem Vermögen hingeben. Darum sind tugendhafte Frauen die Gehorsamen und die (ihrer Gatten) Geheimnisse mit Allahs Hilfe wahren. Und jene, von denen ihr Widerspenstigkeit befürchtet, ermahnt sie, lasst sie allein in den Betten und straft sie. Wenn sie euch dann gehorchen, so sucht keine Ausrede gegen sie; Allah ist hoch erhaben, groß."

Quelle:http://www.ahmadiyya.de/tools/online-koran/al-nisa/ (Anmerkung: Die Gemeinde zählt außerdem die "Basmala" (Eröffnungsvers) immer mit, weshalb es - bis auf Sure 9, da gibt es keine "Basmala" - zu einer Verschiebung um einen Vers kommt.) 

In jedem mir anderen bekannten Koran steht aber - statt straft sie - schlagt sie, und der Prophet hat das Schlagen der Frauen in der Überlieferung auch legitimiert und gesagt, dass ein Mann hierfür nicht zur Rechenschaft gezogen wird. 





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