Hallo paracetamol,
ich bin Christin und möchte Dir daher kurz erläutern welches Gottesbild ich habe und was deshalb für mich Glauben und Gebet sind:
Gott ist für mich ein Geheimnis, das ich nicht vollständig erfassen kann. Aber für mich ist er eine konkrete Persönlichkeit, ein ganz konkretes Gegenüber des Menschen. Ja, er ist auch ganz anders, steht außerhalb der Zeit, ist ewig und der Schöpfer der ganzen Realität, die wir kennen. Er ist die Liebe, die perfekte Zugewandtheit und so handelt er auch.
Ja, im Grunde hat er nichts dafür getan Gott zu sein, er ist es einfach - ich weiß nicht warum, aber als Gott hat er für mich als Mensch sehr viel getan: alles. Ich kann Dir auch nicht sagen, warum er uns als begrenzte und sterbliche Wesen geschaffen hat. Aber ich bin mir sehr sicher, dass er uns nicht daran hindern will uns zu entfalten oder daran, dass wir heil werden (Heil ist auch wieder so einreligiöser Begriff - ganz vollkommen, mit ihm vereint).
Vielleicht können wir ihm nicht ähnlich sein, aber Gott hat eine andere Lösung gefunden, um uns noch näher zu sein: er ist Mensch geworden. Genau so begrenzt wie wir, er hat die gleichen Freuden und Schmerzen erlebt, er hat sich nicht als mächtiger, richtender König gezeigt, sondern den einfachen Menschen auf Augenhöhe, liebevoll. Und diese Liebe hat so viel Macht, die ist so göttlich, dass er sogar als Mensch den Tod besiegt hat. Und das ist Gottes Geschenk an uns: er schenkt uns doch das ewige Leben, wenn wir das wollen. Wenn wir uns entscheiden seine Liebe anzunehmen, heil zu werden. Wer weiß, wie wir sein werden, wenn wir das ewige Leben haben?
Gebet, das heißt nicht, dass wir Menschen uns vor Gott kleiner machen sollen, damit er größer erscheint, sondern Gebet bedeutet für mich, dass ich in ein Gespräch, in einen Kontakt mit diesem liebenden Gott komme. Und dieser liebende Kontakt macht mich größer, lebendiger und eröffnet mir viele Wege, weil er mir Kraft gibt.
Das heißt nicht, dass ich Gott besteche und er mir Kraft und Macht schenkt, weil er sich durch meine Anbetung geschmeichelt fühlt, meistens ändert das meine Lebenswirklichkeit nicht offensichtlich: ich bin nicht unverletzlich und mächtig, aber es ändert meine Innere Wirklichkeit, wie ich mit Situationen in meinem Leben umgehen kann. Es ändert meine Einstellung zu mir und zu anderen Menschen, macht sie gelassener und liebevoller, weil ich weiß, dass ich von Gott liebevoll angenommen bin - genau wie mein Gegenüber.
Gott schickt uns nicht aus Strafe in die Hölle, sondern es ist für jeden Menschen die Hölle, wenn er grundsätzlich nicht in der Lage ist Liebe anzunehmen, sich geliebt zu fühlen, selber zu lieben. Gott möchte genau das nicht. Er, der für mich die Liebe ist, will eben, dass wir heil sind. Aber er zwingt uns nicht dazu, sondern wir haben die Freiheit ihn abzulehnen, seine Liebe abzulehnen und uns abzuwenden, auch wenn das die Hölle für uns bedeutet. So sehr liebt uns Gott, dass er uns diese Freiheit schenkt, auch wenn es ihm oft weh tut, was wir aus dieser Freiheit machen, dass wir eben nicht das tun, was uns und andere heil macht, dass wir nicht in Liebe handeln. Aber er kommt uns immer wieder mit seiner Liebe entgegen, so wie das Idealbild von Eltern, die ihr Kind lieben, was immer es tut, egal ob es gewinnt oder scheitert, die ihm die Freiheit geben sich selber auszuprobieren und durch eigene Kraft zu entwickeln, aber immer da sind um ihr Kind aufzufangen.
Zusammengefasst: Glaube und Gebet zu diesem Gott ist für mich kein Zwang, dass ein mächtigeres Wesen über uns ausübt, obwohl es sich selten blicken lässt und scheinbar nichts für uns tut, sondern sich darauf ausruht, dass er eben von Natur aus anders, stärker, besser, mächtiger ist als wir.
Glaube und Gebet sind für mich ein Kontakt zu meinem Innersten, zu meiner Seele, zu Gott, so dass ich meinen Weg finden kann, dass ich heil werden und lieben kann: mich selber, andere Menschen und Gott.