"Ein Mensch liest einen Dichter und sagt: „Der trifft’s aber ganz genau.“ Ein anderer Mensch hört dies, ist vom Gegenteil überzeugt und fängt an, Einwände zu erheben. Der erste will auf seinen Lieblingsdichter nichts kommen lassen und verteidigt sich wie folgt: „Für mich gilt das, was dieser Dichter geschrieben hat. Mag sein, dass es für dich nicht gilt. Das ist aber egal. Es gibt viele Dichter, und darunter ist sicher einer, der dir gefällt. Meinen Dichter brauchst du ja nicht zu lesen. So verstehe ich überhaupt nicht, warum du an meinem Dichter herumnörgelst.“
Ein Fall, wie aus dem Leben gegriffen. Aber unser Mensch macht einen Fehler. Einen Fehler, der sich erkenntnistheoretisch des Ehrentitels „subjektive Wahrheit“ erfreut. Sein Fehler besteht darin, dass er nicht wahrhaben will, dass die Gültigkeit eines Gedankens ohne Ansehen der Person besteht oder nicht besteht. Ein erster Hinweis: Sonst wäre doch der andere gar nicht auf die Idee gekommen, einen Disput anzufangen. Und was bedenklich ist: Der Fehler macht ihm gar nichts aus, er will ihn gerne machen."
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