Wer Einwanderungskritiker als "Nazis" diffamiert ist entweder völlig unwissend oder aber, was der Regelfall sein dürfte, ein bloßer Hetzer gegen politisch Andersdenkende.
Der Nationalsozialismus war eine komplexe Weltanschauung, in der sowohl weltanschauliche als auch sachliche Punkte miteinander in spezifischer Weise verschmolzen. Alle sachlichen und ein Teil der ideologischen Punkte lagen damals in der Zeit, waren also eine Antwort auf die damalige Situation, in der sich Deutschland nach Versailles befand. Listen wir die Kernpunkte einmal auf. Zunächst die ideologischen:
W1. Antikapitalismus: Dieser wurde nicht in der Form marxistischer Planwirtschaft gedacht, welche private Betriebe enteignet und der Gewalt der Partei überschreibt, sondern in einer neuen Form, die darin bestand, privates Unternehmertum zwar zuzulassen, von staatlicher Seite aber zu kontrollieren, ob der einzelne Betrieb dem Volksganzen nützlich oder schädlichen ist. In letzterem Fall erfolgten staatliche Eingriffe. Hinzu kam die "Arisierung" jüdischer Betriebe, da man zu dem Urteil kam, dass diese dem Volksganzen grundsätzlich schaden würden.
W2. Antimarxismus: Also logisches Element im Kampf gegen die ältere "Konkurrenzideologie". Viele ehemalige Kommunisten wandten sich während der Weimarer Republik auch der KPD ab und der NSDAP zu. Der Hauptunterschied zwischen Nationalsozialismus und Marxismus war der, dass letzterer international gedacht war, d. h. letzten Endes die Völker abschaffen und der Modalität eines planwirtschaftlich orientierten Weltstaates überführen will, während der Nationalsozialismus das Bestehen und die Eigenart der Völker tolerierte und zu erhalten wünschte.
W3. grundsätzlich Bejahung von Kolonialismus: Trotz des Antikapitalismus war der Nationalsozialismus nicht antikolonialistisch auf einer grundsätzlich-ideologischen Ebene. Wenn Lenin den "Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus" deutete, so haben ihm die Nationalsozialisten hier nur für den Imperialismus der Luxusgüter recht gegeben, wenn etwa die Briten Tee und Gewürze aus Indien importierten, die sie Jahrhunderte vorher nicht hatten und auch nicht gebraucht hatten, für welche aber die Inder ausgebeutet werden. Kolonialismus anderer Gebiete hingegen wurde als Notwendigkeit für ein Volk gesehen, das überbevölkert ist. Das war in Deutschland trotz des Geburtenrückganges und der Weltkriegesverluste daher der Fall, weil Deutschland durch die Gebietesverluste (Westpreußen, Posen, Ostoberschlesien, Lothringen, Elsaß, Nordschlesweg) prozentual mehr Agrarfläche verloren gingen als es im Krieg an Menschenleben verlor. Die Ernährungssituation hatte sich als seit dem Kaiserreich weiter verschlimmert und Nahrungsknappheit mit Hunger war die Zeit der Weimarer Republik über für große Teile des einfachen Volkes normal. Nur für die oberen Zehntausend einschließlich der neureichen Kriegsgewinnler unter ihnen, waren die 1920er die "goldenene" Jahre, aber nicht für den Großteil des normalen Volkes. Im Winter direkt nach dem Krieg verhungerten über 700.000 Menschen in Deutschland aufgrund der britischen Seeblockade, durch welche der Getreideimport aus Lateinamerika zum Erliegen kam. Dieser britische Massenmord nährte zunächst die Wut auf England, doch die Nationalsozialisten bogen diese in eine Wut auf jüdische Politiker in Großbritannien um, die dafür verantwortlich wären.
Um solche Tragödien in Zukunft zu verhindern, war nun geplant, in Osteuropa die Ukraine, die auch damals schon Kornkammer Russlands und Europas war, als "Schutzgebiet" (Kolonie) zu erwerben, um die Nahrungsmittelversorgung des Volkes auf dem Landweg, der nicht von den Westmächten unterbunden werden konnte, sicher zu stellen und auf diesem Gebiet auf einen Teil des Bevölkerungsüberschusses anzusiedeln ("Volk ohne Raum"). Die Ukrainer sollten im Gegenzug von deutscher Hilfe bei der Industrialisierung und Modernisierugn profitieren und somit eine typisch händerlische Win-Win-Situation entstehen.
W4. Antisemitismus mit dem Ziel der vollständigen Entjudung Deutschlands. Ziel war ein Deutschland ohne Juden, da man in diesen ein volksschädliches Element sah und zwar pauschal. Dazu arbeitete man mit den Zionisten zusammen, also jenen Juden, die ihr Volk in einem eigenen Staat ansiedeln wollte. 1934 kam es zum Haa'vara-Abkommen zwischen Adolf Hitler und Chaum Weizmann, dem Weltführer des Zionismus. Dieses Abkommen sollte die Aussiedlung von Juden aus Deutschland und Ansiedlung in Palästina sicherstellen: Die Juden überwiesen ihr Geld und den Wert ihres Eigentums auf ein spezifisches zionistisches Bankkonto, erhielten die Reise selbst vom deutschen Reich bezahlt und konnten ihr Geld einschließlich der Vermögenswerte in Palästina wieder abheben und dort ein neues Leben beginnen.
Nun die sachlichen:
S1. Überwindung des Versailler Diktates
S2. Bekämpfung des Ausverkaufs der Bauernhöfe ruinierter Bauern durch agrarische Großbetriebe
S3. Bündnispolitik mit England und Italien zum Schutz Europas vor der Sowjetunion (eine Art europäische "Früh-NATO" ohne US-Beteiligung)
Einige dieser sachlichen Punkte waren aber wiederum ideologisch untermauert: So wurde der an sich berechtigte und notwendige Schutz der Bauern vor alles aufkaufenden Großbetrieben gleich mit dem Hinweis unterlegt, dass diese Großbetriebe in den Händen volksferner jüdischer Großproduzenten waren, die sich als "Heuschrecken" (wie man heute sagen würde) über das leicht erwerbbare Eigentum des ruinierten deutschen Volkes hermachten.
Alle diese Punkte waren Fragen von damals, nicht von heute, wo wir ganz andere Probleme haben. Somit ist eine Wiederholung des Nationalsozialismus sowie der Katastrophe, in welche dieser letztlich - ob nun gewollt oder nicht - geführt hatte, heute vollständig ausgeschlossen und die Diffamierung etwa von Einwanderungskritikern als "Nazis" dient nicht sachlich-analytischen, sondern rein polemisch-agitatorischen Zwecken.
Wieviel dieser Punkte hat nun die AfD?
W1 - nein (die AfD ist hier klassisch liberal)
W2 - jein (der klassische Arbeitermarxismus ist heute tot und es geht eher gegen den modernen Kulturmarxismus)
W3 - nein
W4 - nein
S1 - nein
S2 - nein
S3 - nein
Das wär 1/2 von 7 Punkten, also 7% Überlappung.
Wir könnten hier auch beliebige andere Parteien mit der NSDAP vergleichen, z. B. DIE GRÜNEN, die ja behaupten, die schärfsten Anti-Nazis zu sein, die es gibt.
W1 - jein (Betriebe sollen nach Klimavorgaben kontrolliert und gegebenenfalls eingeschränkt werden)
W2 - nein
W3 - nein
W4 - nein
S1 - nein
S2 - nein
S3 - jein (innerhalb der NATO sind wir mit England und Italien tatsächlich gegen Russland verbündet.)
Das wär somit 1 von 7 Punkten, also 14% Überlappung - die Grünen haben somit zwar nicht gerade viel, doch immerhin mehr Gemeinsamkeiten mit der NSDAP als dies bei der AfD der Fall ist ...
Somit sagt die Verwendung der Nazi- bzw. Faschismuskeule mehr über die aus, die sie schwingen, als über die, gegen die sie geschwungen wird. Sie zeigt, dass der, der sie schwingt, keine sachlichen Argumente vorzubringen imstande ist und auf billige Polemik als Surrogat derselben angewiesen ist.