Es ist für mich absolut schrecklich, in einer Situation zu sein, in der ich ganz genau fühle, dass es dem anderen schlecht geht und warum es ihm schlecht geht. Um das besser zu erklären:
In meinem Jahrgang ist ein Mädchen mit Sozialphobie und immer, wenn sie eine Präsentation hält o.Ä. merke ich komplett und haargenau, wie sie sich fühlt und kann es kaum ertragen, sodass ich meistens versuche, positiv auf sie einzureden mit z.B. "Ich werde dir permanent zuhören, wenn du dich unsicher fühlst, kannst du mich anschauen!", aber es funktioniert alles nicht und ihr Vortrag ist dann nicht nur für sie, sondern auch für mich pure Folter.
Aber das ist nicht das Einzige. Wann immer es jemandem besonders schlecht geht, geht es mir ebenfalls sofort schlecht, sodass ich bspw. sofort weinen muss, wenn jemand anderes weint (auch in Filmen. Selbst, wenn es nur ein Disney-Film ist), sodass ich irgendwie jede Art von Unwohlsein von Anderen als eigenes Unwohlsein empfinde. Besonders problematisch wird es in Beziehungen: sobald ich merke, dass der Andere sich irgendwie unwohl fühlt, wegen was auch immer, geht es mir selbst sofort auch richtig schlecht und egal, wie sehr ich versuche, mich zu erklären, es wird einfach nur schlimmer, weil niemand versteht, wie genau ich mich in solchen Situationen fühle. Seitdem habe ich sowohl eine gewisse Angst vor Beziehungen, als auch Angst vor jeder Art von Situationen entwickelt, in denen sich wer unwohl fühlt.
Was kann ich dagegen tun?
Egal, wie sehr ich mich anstrenge, es nicht an mich heran zu lassen, es plagt mich dann nur umso mehr, weil ich auch noch Schuldgefühle entwickel und mich die Situation auch noch Jahre danach plagt und ich sie genau so wieder nachfühlen kann, wie z.B. eine Situation, in der ein Grundschulmädchen in der Bahn alleine auf ihrem Platz geweint hat und ich konnte es weder ausblenden, noch habe ich mich getraut, irgendetwas zu tun und das ist nun schon zwei Jahre her und ich mache mir immer noch Vorwürfe deswegen...