Im Islam ist das Thema des Nachnamenswechsels bei Frauen nach der Heirat eine interessante Frage, da die Praxis je nach Kultur und Rechtssystem unterschiedlich gehandhabt wird. Islamisch gesehen sind die ursprüngliche Identität und Familienzugehörigkeit von zentraler Bedeutung. Es gibt keinen klaren Hinweis im Koran oder in der Sunnah, der vorschreibt, dass eine Frau den Nachnamen ihres Ehemannes annehmen soll, und die traditionelle islamische Praxis legt vielmehr nahe, dass die Identität einer Frau durch ihren eigenen Familiennamen erhalten bleiben sollte.
Hier sind einige Argumente aus den islamischen Quellen zu diesem Thema:
1. Beweise aus dem Koran:
Der Koran betont die Bedeutung der Erhaltung der familiären Abstammung und Identität. In Sure 33:5 heißt es:
„Nennt sie (Adoptivkinder) nach ihren (leiblichen) Vätern; das ist gerechter vor Allah.“
(Sure 33:5)
Obwohl dieser Vers speziell im Kontext von Adoptivkindern offenbart wurde, betonen islamische Gelehrte, dass er die Wichtigkeit der Beibehaltung der Abstammung und der Identität unterstreicht. Das bedeutet, dass die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Familie nicht verändert werden soll und dass Namen eine Rolle bei der Wahrung dieser Identität spielen.
2. Beweise aus der Sunnah:
In der Sunnah gibt es keine direkte Aussage des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm), die besagt, dass eine Frau nach der Heirat den Nachnamen ihres Mannes annehmen sollte. Stattdessen zeigen die Überlieferungen, dass Frauen zu Lebzeiten des Propheten ihren eigenen Familiennamen behielten, auch wenn sie verheiratet waren.
Zum Beispiel:
• Die Frau des Propheten, Aischa bint Abi Bakr, behielt ihren Namen „bint Abi Bakr“ (Tochter von Abu Bakr) und nahm nicht den Namen des Propheten Muhammad (s) an.
• Eine weitere Frau des Propheten, Zaynab bint Jahsch, behielt ebenfalls ihren ursprünglichen Namen.
Diese Praxis zeigt, dass die Frauen der Gefährten (Sahabiyyat) und die Ehefrauen des Propheten ihre eigenen Familiennamen beibehielten, auch nach der Heirat.
3. Gelehrtenmeinungen:
Die Mehrheit der islamischen Gelehrten ist der Meinung, dass die Beibehaltung des Geburtsnamens (Familiennamens) einer Frau die islamische Identität stärkt. Einigen Gelehrten zufolge könnte das Annehmen des Nachnamens des Mannes sogar als eine Art „Verfälschung“ der Abstammung gesehen werden, die durch die obigen Koranverse untersagt ist.
Zudem argumentieren Gelehrte, dass der Nachname ein Symbol der eigenen Identität und der Verbindung zur Familie darstellt. Daher sollte der Geburtsname nicht verändert werden, da dies als ein Mittel der Wahrung der Herkunft angesehen wird.
Zusammenfassung:
Im Islam gibt es keine Verpflichtung oder Empfehlung, dass eine Frau nach der Heirat den Nachnamen ihres Mannes annehmen muss. Der Koran und die Sunnah legen vielmehr Wert auf die Beibehaltung der Identität und der familiären Abstammung. Die traditionelle islamische Praxis und die meisten Gelehrten legen nahe, dass eine Frau ihren eigenen Familiennamen behalten sollte, um ihre persönliche und familiäre Identität zu wahren. In kulturellen oder staatlichen Kontexten, in denen der Nachnamenwechsel üblich ist, ist es jedoch oft eine persönliche Entscheidung, solange die Absicht nicht darin besteht, die Abstammung zu verbergen oder zu verfälschen.