zweisprachig aufwachsen vorteile
hallo leute, seid ihr zweisprachig aufgewachsen? was sind da die vorteile und nachteile?
13 Antworten
Ein guter Freund von mir ist zweisprachig (Englisch-Deutsch) aufgewachsen. Nachteile hat das soweit ich das beurteilen kann keine. Er war gut in Deutsch, sowie in Englisch. Es kam (relativ selten) vor, dass er englische Ausdrücke einfach ins Deutsche übersetzt hat, was sich dann manchmal etwas falsch anhörte, das ist ja aber absolut kein Drama.
Der Vorteil wird ja wohl hoffentlich klar sein... Man spricht, im Idealfall, 2 Sprachen fließend, ohne irgendwelchen Lernaufwand.
Ich bin zweisprachig aufgewachsen, dann meine Mutter französisch und mein Vater Deutsch ist. Außerdem lebe ich in Belgien (französisch-sprachig), gehe aber in eine deutsche Klasse und hab seit ihr 6 bin noch Französischunterricht.
ALSO:
Im Gegensatz zu was viele sagen, ich konnte beide Sprachen sehr schnell und gut beherrschen. Jetzt bin ich perfekt bilingue (gleiches (muttersprachliches Niveau) in beiden Sprachen). Es ist ein enormer Vorteil für mich! Nachteile gibt es keine!! Ich werde es nach der Schule leichter haben, in Studiums- und Berufsleben, da es immer ein Pluspunkt ist, mehrsprachig zu sein. Außerdem steht mir die Wahl offen, in einem anderen Land zu studieren (französischsprachige, deutschsprachige oder englischsprachige Länder, alles möglich!! Da ich diese Sprachen perfekt beherrsche).
oh und bei mir war das so, dass keine Sprache dominiert hat. Mit Mutter Französisch, mit Vater Deutsch. Auch außerhalb des Hauses war alles sehr ausgeglichen, von daher habe ich beide Sprachen wirklich gleichermaßen gelernt.
Bin zwar nicht zweisprachig aufgewachsen, aber habe mal gehört, dass diejenigen, die zweisprachig aufwachsen, zwar als Kinder länger brauchen, um die Sprachen richtig zu beherrschen, jedoch dann (neben der Tatsache, dass sie zwei Sprachen beherrschen) auch ein gutes Sprachgefühl entwickeln, also das Erlernen weiterer Sprachen meist leichter ist, als für jemanden, der nur mit einer Sprache aufwächst.
Wenn es wirklich so war, dass die Familiensprache eindeutig russisch und die Umgebungssprache eindeutig deutsch war (dann ist nämlich völlig klar, was wo gesprochen wird! Kinder haben in der Regel überhaupt keine Zuordnungsschwierigkeiten), dann möchte ich eher behaupten, dass Deine Bekannte ein referentieller Typ war - plakativ ausgedrückt: Ich rede erst, wenn ich weiß, dass es richtig ist. Diesen Spracherwerbstypen gibt es aber auch bei einsprachig aufwachsenden Kindern; ganz blümerant werden sie auch oft als Late-Bloomer bezeichnet ("und von heute auf morgen hat der angefangen zu sprechen!")
Ich habe das genauso gehört. Eine im Ausland aufgeachsene deutsche Freundin erzählte mir auch, dass viele zweisprachig aufwachsende Klassenkameraden in den ersten Schuljahren etwas Probleme hatten, beide Sprachen gut zu sprechen. Einen Akzent haben die weder in der einen noch in der anderen Sprache, aber die Satzstellung, die Grammatik und die Wortfindung sind etwas schlechter. Natürlich liegt das aber immer auch an der Intelligenz und/oder an dem Sprachtalent des individuellen Kindes. Auf jeden Fall haben zweisprachig aufwachsende Kinder als Erwachsene einen Riesenvorteil. Sie sprechen nicht nur mühelos 2 Sprachen, sondern sie lernen auch weitere Sprachen leichter.
Zweisprachig aufwachsende Kinder haben nicht öfter oder nicht seltener Sprachentwicklungsstörungen als einsprachig aufwachsende Kinder.
Voraussetzung: Es gibt ein klares Spracherziehungsprinzip (bspw. nach RONJAT: une personne, une langue).
Schwierig wird es bei Sprachmischmasch.
Wenn es zu Sprachentwicklungsverzögerungen kommt, dann deshalb, weil das Kind weniger Kontakt zu der Sprache hat.
Vorteil: du sprichst 2 Sprachen als Muttersprachler
Nachteil: meist sprichst du keine der beiden Sprachen komplett perfekt oder so gut wie jemand, der nur diese Sprache als Muttersprache gelernt hat.
Quelle: meine beste Freundin, die deutsch-russisch aufgewachsen ist.
Doch. Ich spreche von kleinsten Fehlerchen. Meine beste Freundin spricht auch komplett akzentfrei in beiden Sprachen, aber sagt im Deutschen manchmal sachen wie: "... für einen bestimmten Grund" anstatt "... aus einem bestimmten Grund", oder "ihr fährt" statt "ihr fahrt" usw.
Denselben Effekt hab ich auch bei anderen Mehrsprachlern im Bekanntenkreis entdeckt, bei allen Vietnamesen an unserer Schule sowie einer anderen Freundin, die dreisprachig (deutsch-englisch-griechisch) aufgewachsen ist.
Nun ja, es kommt auch drauf an, welche - ähh, nennen wir es "Gesellschaftsschicht" man betrachtet. Hier bei gf hat man so ziemlich alles dabei. Man müsste Menschen mit gleicher Intelligenz, Erziehung und gleichem sozialen Status betrachten und dabei unterscheiden in solche, die einsprachig aufgewachsen sind, und solche, die mit mehreren Muttersprachen gesegnet sind. Ich denke, nicht bei allen, jedoch bei vielen werden Unterschiede deutlich, schon allein, weil man als Zweisprachler sich mit beiden Sprachen bestenfalls halb so lange beschäftigt wie als Einsprachler.
Das wäre in der Tat eine interessante Forschungsaufgabe. Leider kenne ich keine entsprechenden Untersuchungen. Insofern können wir hier zunächst nur vermuten und einen "educated guess" tätigen.
Ich vermute, daß sich das von Dir angeführte Zeitelement (nur 50% der Zeit zur Verfügung) zumindest stark relativiert: Die kiddies sind so gut und lernen im günstigen Fall so spielerisch, daß das Argument entkräftet wird.
Aber, wie gesagt: Das sind meine Vermutungen.
Interessante Überlegung. Ich finde, man muss auch beachten, dass zwei Menschen, die eine Sprache perfekt beherrschen, sie dennoch unterschiedlich gut sprechen können. Es geht nicht nur um die Fehleranzahl, sondern auch um Worschatz, Ausdruck, etc., also positive Aspekte.
Stimmt. Man muss allerdings nicht unbedingt die Sprache besser können, die man lieber mag, sondern - um die vorherige Überlegung fortzuführen - die man häufiger spricht, weil man beispielsweise in dem Land lebt. Aber mir gehts da wie dir, ich bin zwar noch recht jung und "nur" deutsch aufgewachsen, aber Englisch ist zum Teil wesentlich eleganter und präziser, was den Ausdruck betrifft ...
Nein, das Zeitelement spielt sehr wohl eine Rolle. Es ist illusorisch, an 50/50 zu glauben. Und so kann es, da das Kind weniger Kontakt mit der einen Sprache hat (nicht wegen der Zweisprachigkeit selbst, das ist ein Vorurteil!), zu einer Sprachentwicklungsverzögerung kommen.
Trotzdem ist die Disposition da, und verbringt das Kind viel Zeit "in der schwachen Sprache", holt sie schnell auf.
Ich werde immer gefragt in welcher Sprache ich denke, ich formuliere meine Gedanken nicht immer in Worte, also keiner. Es sei denn ich denke vor mich hin und bin sauer und möchte etwas aussprechen. Da habe ich keine Default-Sprache.
Ein Nachteil ist, dass die "Fremnde Sprache" dominiert. Ich bin in Deutschland aufgewachsen, habe auch Deutsch gelernt, nur wurde bei mir zu Hause immer nur Polnisch geredet. Ich kann jetzt zwar zwei Sprachen (sogar noch 3 mehr) fließend, aber dafür ist mein Deutsch schwächer als mein Polnisch.
Also Vorteil ist, man kann mehr Sprachen und es ist für mich auch einfacher eine neue Sprache dazu zu lernen.
Nachteil ist, dass wenn eine Sprache dominiert, dass eine andere darunter Leidet.
Offenbar war Eure Familiensprache ausschließlich polnisch - und so hast Du Deutsch vielleicht im Kindergarten spielerisch erworben, aber Deine echte und einzige Muttersprache ist polnisch. Muttersprachen fühlen sich nicht fremd an. Dass es Qualitätsunterschiede der Sprachen geben kann, hängt mit dem Sprachenkontakt zusammen.
Bei echter Zweisprachigkeit gibt es keine "fremde Sprache".
Da leidet nichts und niemand.
Das ist jedenfalls meine Erfahrung.
Den ersten Teil deiner Aussage kann ich nicht bestätigen.