Wieso wurde das Wort "Arier" für Deutsche benutzt, obwohl es nichts mit dem nordischen Aussehen zu tun hat?

2 Antworten

Die Frage ist berechtigt, da dieser Zusammenhang erst mal nicht einleuchtet. Der Reihe nach:

- sprachwissenschaftlich stellte man fest (was auch weiterhin korrekt ist), dass die germanischen Sprachen (und auch viele andere europäische Sprachen) mit den nordindischen und iranischen Sprachen verwandt sind
-> die "indogermanische" Sprachfamilie verband somit Europa mit dem persischen/indischen Raum (heute würde man eher "indoeuropäisch" sagen)

- die frühen Nordinder und Perser benutzten für sich selbst das Wort "ariya"
(heute noch verwendet man den Begriff "indo-arische Sprachen" für einen Teil der nordindischen Sprachen, z.B. Hindi)

- de Gobineau übersetzte den Begriff "ariya" als "die Ehrenhaften"; im Rahmen der (heute natürlich längst überholten) "Rassentheorie" war es also als positiver Begriff verstanden worden (aber auch als abgrenzender Begriff gegenüber z.B. semitischen Völkern, zu denen die Israeliten, Araber und andere gezählt wurden)

https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_de_Gobineau

- und erst in einem weiteren Schritt wurde der Begriff weiter verfremdet, er wurde im 3.Reich auf die "deutsche Abstammung" angewendet (womit er ursprünglich nichts zu tun hatte)

Natürlich war dies letztendlich fatal, man hatte sehr viele Fehler gemacht (die Abstammung und die Sprache eines Menschen sind zwei verschiedene Dinge; es gibt keine "Rassen"; es gibt keine verschiedene "Wertigkeit" von Menschen; der Begriff "Arier" wurde völlig zweckentfremdet usw.).

Die Denkweise der Nationalsozialisten war so etwas von verquer, das kann man nicht nachvollziehen.