Wie wurde man früher König?

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johnfitzgeraldk hat es eigendlich schon gut umschrieben.

Bei den Germanen, sofern sie Könige hatten, kamen diese aus einer bestimmten Familien, die in den meisten Fällen göttlichen oder zumindest mythischen Ursprungs sein soll. So haben wir das bei den Gausen und Amalern (den frühen Königsgeschlechtern der Langobarden bzw. Ostgoten), die angeblich von Gaus bzw. Gapt (was wohl nur ein Verschreiber für Gaut ist) abstammen. Gaut/Gaus soll dabei ein Sohn Odins oder Odin selbst sein. Die Merowinger sollen von einem sagenhaften Stier abstammen. Im Falle der Merowinger war es so dass man nur König sein konnte wenn man auch von diesem Stier abstamme. Entsprechend hatte auch jeder Merwinger das gleiche Recht auf die Königswürde, weshalb das Frankenreich auch immer geteilt wurde. Erkennungsmerkmal der Merowinger war im übrigen langes Haar.

Die Germanen die keine Könige hatten, haben nur in Kriegszeiten einen gemeinsamen Kriegsherrn gewählt. Wählen durften dabei alle anwesenden waffentragenden Männer und deren Gefolge. Diese Versammlungen, die auch Rechtsprechung usw. dienten nannte man Thing. Diese oben genannten Königsdynastien kamen wahrscheinlich dadurch zustande, dass dann immer der Sohn des Vorgängers gewählt wurde. Die Wahl wurde dann immer formeller und fiel dann irgend wann ganz weg. Dann wurde noch eine göttlich Abkunft hinzugedichtet oder ein Vorfahre wurde zu einem Gott hochstilisiert, und schon hat man eine Königsdynastie an der man nicht rütteln darf.

Diese Königsdynastien wie die Gausen, Amaler oder Merwinger gab es nicht ewig, da sie irgendwann ausstarben. Die meisten Germanenreiche gingen daher dazu über nach dem Tod des Königs einen neuen zu wählen, wohl in Anlehnung an das altgermanische Thingwesen. In der Theorie hat das Volk gewählt, das durch den Adel vertreten wurde. Bei den Westgoten, den Langobarden, den Angelsachsen und später auch bei den Franken, gab es bis zum Ende der jeweiligen Reiche Königswahlen. In der Regel wurde aber der vom letzten König vorgeschlagene Erbe gewählt (meistens der älteste Sohn). Man kann sich das dann so vorstellen: Der König ruft einen Hoftag ein, zu dem die Fürsten des Königreiches kommen. Dann stellt er denen seinen Sohn vor, und dann sagen die Fürsten ja, den akzeptieren wir als Nachfolge, oder sie sagen nein. Und wenn sie alle Nein sagen, dann kann der alte König da nichts machen.

Im Frankenreich verlief es ein wenig anders: Mit dem Einzug des Christentums wurde die Legitimation der Merowinger brüchig. Angeblich von einem heidnischen Wesen abzustammen kommt bei Christen nicht so gut an. In den Letzten Jahren, im 8. Jahrhundert hatten die Merowinger auch de facto nichts mehr zu sagen, und die Karolinger, die die Hausmeier (also die Verwalter des Königshof) stellten, hatten die faktische Macht im Reich. Pippin führte dann mit Segen des Papstes das Gottesgnadentum ein, und konnte die Merowinger dann absetzten und selbst König werden. Nach Merowingischem Vorbild gab es dann aber wieder Reichsteilungen. Nach dem Aussterben der Hauptlinien der Karolinger wurde dann auch da die Wahlmonarchie eingeführt. Im Westfrankenreich (also das heutige Frankreich) wurden trotzdem nur Kapetinger gewählt, bis dort ca. 1250 die Erbmonarchie eingeführt wurde.

Im Ostfrankenreich, also im heutigen Deutschland gab es immer wieder die Versuche eine Erbmonarchie einzuführen, das scheiterte aber immer am Widerstand der Reichsfürsten. Bis 1806 wurden die Deutschen Könige und Kaiser daher vom den Fürsten gewählt. Die Zahl der wählenden (kürenden) Fürsten wurde im 14. jahrhundert mit der goldenen Bulle auf 7 beschränkt. Diese Fürsten wurden dann Kurfürsten genannt. In Deutschland konnte man also nur König werden wenn man von den (Kur-)Fürsten gewählt wurde. Die Wahlen fanden im übrigen traditionell an Pfingsten statt, damit die wählenden Fürsten von Heiligen Geist beseelt sind. Offiziell war der König bereist von Gott ausgewählt worden und die Fürsten hatten nur herauszufinden, wer von Gott auserkoren worden ist. Gewählt wurden im Hochmittelalter vor allem die Fürsten die selbst mit dem letzten König verwand waren. Vorzugsweise der älteste Sohn, sollte der König keine Kinder haben, ein anderes Mitglied der Dynastie, oder Mann, der über eine Frau mit dem letzten König verwand war.

In England gab es mehrere Reiche die erst im 9. Jahrhundert zu einem Königreich vereint wurden. Die einzelnen Reiche hatten auch wieder eigene Königsfamilien, die allein die Herrscher stellten. Starb eine solche Familie aus, ging man zur Wahl über. Bereits ab dem 8. Jahrhundert gab es in den angelsächsischen Reichen den Witan oder Witangemot, der die Nachfolge bestätigte, und gegebenen Falls änderte. Beispielsweise, wenn der Sohn des letzten Königs noch ein Kind ist, wird statt dessen der erfahrenerer Bruder des Königs zum neuen König. Mit der Eroberung Englands 1066 durch die Normannen wurde in England die Erbmonarchie eingeführt, die aber durchaus auch über eine Frau führen konnte.


karolusmagnus  30.12.2013, 15:26

Bei den Kelten gab es die sogenannte Thanwahl, bei der zu Lebzeiten, der mächstigste Mann aus der Herrscherfamilie gewählt wurde. Dieser musste nicht umbedingt der Sohn des Letzten Herrschers sein. In Schottland wurde das bis ins 11. Jahrhundert hinein praktiziert. Danach ging man auch zu einer Erbmonarchie über.

In Polen wurde nach dem Aussterben der Jagiellonen im 16. Jahrhundert die Wahlmonarchie festgeschrieben, davor gab es eine Erbmonarchie, die auf dem Geblütsrecht, basiert, da der Herrscher entweder aus der Familie der Piasten kam, oder im Falle der Jagiellonen und Anjous in die Piastenfamilie eingeheiratet hatte.

Ähnlich verlief es auch in Ungarn bis zum Austerben der Arpaden-Dynastei 1301. Wieder Erbmonarchie und man musste Arpade sein.

In Russland hatten wir auch eine ähnliche Situation wie bei den Merowingern, das Land wurde immer aufgeteilt zwischen den Söhnen, Ich glaube man musste nicht umbedingt Rurikid sein um Großfürst zu werden, aber es war niemand sonst da. Von daher waren alle Großfürsten Söhne von Großfürsten und aus dem Geschlechts Ruriks.

Bei den Mongolen wurde der Großkhan von den Stammesführern gewählt, wie es bei Dschingis Khan passiert ist, dafür gab es eine Versammlung der Fürsten, den Kurultai, in dem der Großkhan gewählt wurde. Da aber faktisch die Mehrzahl der Fürsten von Dschingis Khan abstammten, blieb der Titel in der Familie.

Im Byzantinisch-Oströmischen Reich wurde man nicht König sondern Kaiser, aber auch hier hatten wir eine Erbmonarchie, die dann auch über Frauen gehen konnte wenn es keine männlichen Erben gab. Purpurgeborene Kinder wurden im Übrigen in der Erbfolge bevorzugt. Purpurgeboren heißt, dass man als Kind eines regierenden Kaisers, im Kaiserlichen Palast in Konstantinopel auf Kaiserlichem Purpur geboren ist., Das Haben die Römer/Byzantiner von den Persern übernommen. Desweiteren musste man körperlich unversehrt sein. Man konnte sich aber auch auf den Thron putschen, wenn man ein erfolgreicher Feldherr war, und dann von den eigenen Soldaten zum Kaiser ernannt wurde. Dann war man Ursupator und die Folge war dann ein Bürgerkrieg.

Bei den Osmanen war es dann ähnlich wie bei den Byzantinern nur blieben, die Hofintrigen und Ursupatoren in der Familie.

Soviel zum Königtum. Zusammenfassend kann man sagen: Man muss entweder selbst von einem König oder einem Gott abstammen. Die Fürsten müssen einen akzeptieren. Oder wenn man das Charisma und die Anhänger hat kann man sich auch hochputschen.

Nun zum Adel. Adelig wird man nur, wenn man vom König in den Adelsstand erhoben wird, oder von einem Adeligen adoptiert wird. Man wird natürlich automatisch mit der Geburt adelig, wenn man als Kind zumindest eines adeligen Mannes (im Idealfall und eigendlich in der Regel sind beide Elternteile adelig) geboren wird. Das betrifft aber nur den alten Landadel, es gibt ja auch den neueren Stadtadel, zumindest in Europa. Dieser jüngere Stadtadel besteht aus meistens ursprünglich bürgerlichen Familien, die durch Handel oder ähnlichem zu Geld gekommen sind, da sie dadurch reicher als die meisten Adeligen wurden, fingen sie dann auch an Wappen zu tragen und sich wie Adelige zu benehmen.

Wie wird man Adelig, wenn man nicht aus einer Kaufmannsfamilie kommt. Selbst eine Bauernfamilie kann im Mittelalter über Generationen in den Adelstand erhoben werden. Zeichnet sich eine Bauer aus, kann er von seinem Herrn, aus der Leibeigenschaft erhoben und mit dem Maieramt belehnt werden. der Maier kann dann wiederum zum Ministerial aufsteigen. Wenn man sich dann als Ministerial auszeichnet kann man dann auch zum Ritter geschlagen werden, wodurch man dann Teil des Adels ist. Den Ritterschlag gibt es in Monarchien bis heute. Ein Ritter kann dann auch mit einer Grafschaft oder einer Baronie beleht werden. Durch geschickte Heiratspolitik kann man dann auch zum Herzog oder Markgraf oder sogar König aufsteigen. Ministerialen, also bürgerliche, die Adeligen, sogar Herzögen aufstiegen gab es. Könige, die aus einer ursprünglichen Ministerialenfamilien kamen, gab es soweit ich weiß nicht , wären aber möglich gewesen.

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ahh jetz ist es mir wieder eingefallen.. Manche Leute waren einfach höflich und freundlich... und die haben halt so gerredet, dass sie so etwas brauchen, dass über den staat herrschte... und die leute die nett waren wurden halt vorgeschlagn und gewällt... und diese famillie die gewählt wurde hatte halt dann dort glück :) und es ging immer weiter...... und wenn keiner mehr von der verwandschaft da war wurde neu geählt...

LG Markus

Also so weit ich weiß war das mit den Frankenkönigen usw. so, dass sie den Anspruch erhoben haben und dann ließen sie sich auch teilweise von anderen Fürsten wählen, wobei die Wahl nichts mit demokratischen Wahlen, wie wir sie heute kennen, zu tun hatte. Diejenigen, die nicht wollten, dass er König wurde, reisten gar nicht erst an.

Wenn du jetzt noch wissen willst wie Fürsten adlig wurden, würde ich sagen das kommt noch von den alten germanischen Stämmen (um in Mitteleuropa zu bleiben). Da gab es ja oft einen Stammeshäuptling, der sich z.B. durch seine Kampferfahrung oder sonst ein Geschick für den Posten qualifiziert hat. Und über die Jahrhunderte wurde ihr Herrschaftsgebiet eben größer und irgendwann hießen sie Fürsten.

Das ist jetzt nur das, was ich aus dem Geschichtsunterricht mitgenommen habe. Auf die Frage kann man nicht so einfach antworten, lies einfach mal selber nach, da wird so einiges zu finden sein.

König wurde man fast immer durch Erbreihenfolge. In Ausnahmefällen konnte es auch mal Volkes wille sein