Wie viele Kinder hat Kronos?

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Bei einer Angabe einer genauen Anzahl der Kinder des Gottes Kronos gibt es Schwierigkeiten, weil in der griechischen Mythologie vielfältige Erzählungen vorkommen und es außer allgemein verbreiteten und gängigen Angaben davon abweichende Nebenfassungen, weitere seltene Angaben und Lokalsagen gibt.

Allgemein gelten die 6 Kinder (3 Töchter und 3 Söhne), die Kronos mit Rhea/Rheia hat, und Cheiron/Chiron (ein Kentaure), den Kronos in Gestalt eines Hengstes mit Philyra zeugt, als seine Kinder. Dies ergibt eine Gesamtzahl von 7 Kindern. Wenn auch noch weitere Angaben hinzugezählt werden, ergibt sich eine noch höhere Anzahl an Kindern des Kronos.

Sehr geläufig ist die Verbindung, die Kronos (Κρόνος) mit Rhea/Rheia (Ῥέα/Ῥεία) hat, einer Titanin, die als seine Schwester (Eltern: Gaia/Ge [Γαῖα/Γῆ] und Uranos/Ouranos (Οὐρανός) und Ehefrau gilt. Bei Hesiod ist die Reihenfolge der Kinder Hestia, Demeter, Hera, Hades, Poseidon, Zeus (Hesiod, Theogonie 453 – 456), während bei Homer (vielleicht wegen einer
Zugrundelegung eines Erstgeburtsrechts) umgekehrt Hera als älteste Tochter
(Homer, Ilias  Δ  4. Gesang, 58 – 61) und Zeus als ältester Sohn (Homer, Ilias Ο 15. Gesang, 166, 183, 187 – 188 und 204) auftritt. Die Erzählung, wie Kronos seine Kinder lebendig verschlingt, statt Zeus ihm aber in einer Täuschung ein Stein vorgesetzt wird und Zeus später ein Ausspeien der
verschlungnen Geschwister herbeiführt, nimmt Zeus als jüngstes Kind der ElternKronos und Rhea/Rheia an.

Allgemein bekannte Kinder der Gottheiten Kronos und Rhea/Rheia sind somit (in Klammern griechisch geschrieben):

Hestia (Ἑστία)

Demeter (Δημήτηρ)

Hera (Ἥρα)

Hades (ᾍδης)

Poseidon (Ποσειδῶν)

Zeus (Ζεύς)

Kronos zeugt mit Philyra (Φιλύρα), einer Titanin (Eltern, Okeanos und Tethys) in Gestalt eines Hengstes Cheiron/Chiron (Χείρων/Χίρων), einen Kentauren (Titanomachia Fragment 9 DAVIES; Pherekydes von Athen FGrH 3 F 50; Pindar, Pythische Ode 3; Pindar, Nemeische Ode 3, 47; Apollonios Rhodios, Argonautika 2, 1231 - 1241; Ovid, Metamorphosen 6, 126; Plinius, Historia naturalis 7, 196; Apollodor 1, 2, 4/1, 9; Hyginus, Fabulae praefatio; Hyginus, Fabulae 138; Hyginus, De astronomia 2, 38).

Als Söhne des Kronos und der Philyra werden an jeweils bloß einer Texstelle auch genannt:

Dolops (Δόλοψ) (Hyginus, Fabulae praefatio)

Aphros (Ἄφρος) (Suda s. v.  Ἄφροι erwähnt einen Aphros, Sohn des Kronos und der Philyra, als einen König von Libyen [= Afrika] und Stammherrn der Aphroi)

Zur Abstammung des Gottes Pan gibt es eine Vielfalt an Angaben, besonders bekannt ist eine mit dem Gott Hermes als Vater und Dryope, einer Nymphe, als Mutter. Eine Nebenfassung nennt Kronos als seinen Vater.

Pan (Πάν) (Aischylos, Fragment 25 b mit Scholien dazu; [Euripides], Rhesos 36 mit Scholien dazu)

Iohannes Lydos, Peri ton menon (Περὶ τῶν μηνῶν; Über die Monate; lateinischer Titel: De mensibus) 135, 10 nennt Kronos als Vater des lemnischen Hephaistos (Ἥφαιστος), die
Mutter ist Hera.

Strabon, Geographika 10, 472  gibt an, die Korybanten (Κορύβαντες [Korybantes] stammten nach einigen Autoren entweder von Kronos oder von Zeus und Kallisto.

Nach Mythologie der Orphiker zeugt Kronos mit Euonyme/Eurynome Aphrodite, die Moiren und die Erinnyen.

In einer sehr ausgefallenen Fassung ist der Kriegsgott Ares (Ἄρης) nicht Sohn des Zeus und der Hera, sondern unter seinem Beinamen Enyalios Sohn des Kronos und der Rhea/Rheia (Scholion zu Aristophanes, Eirene [Eἰρήνη; Der Frieden; lateinischer Titel: Pax]; Eusthathios zu Homer, Ilias 13, 519). Dies
ist wohl ein Ausspinnen der Bemerkung von Zeus bei Homer, Ilias E 5. Gesang, 898 über ein Liegen bei den Ouranos-Nachkommen (zu denken ist an ein Einsperren im Tartaros), das Ares längst als Strafe bekommen hätte, wäre er nicht der eigene Sohn.

Nonnos, Dionysiaka 21, 190 – 191 nennt Makris (Μακρής), eine Nymphe und Amme des Gottes Dionysos, Kronie (Κρονίη), was wohl Kronos-Tochter bedeutet.

Der orphische Hymnos 48 gibt Sabazios (Σαβάζιος) als Sohn des Kronos an.

In einer Darstellung bei Philon von Byblos wurden nach Eusebios, Euaggelike proparaskeue (Εὐαγγελικὴ προπαρασκευή, Vorbereitung auf das Evangelium; lateinischer Titel: Praeparatio evangelica) 1, 10, 22 - 23 Kronos von Astarte, Rhea/Rheia und Dione die Artemiden/Titaniden und andere Kinder geboren.

Pindar, Pythische Ode 4, 99 nennt den Nil (Νεῖλος [Neilos]) Kronide (Sohn des Kronos).

Der Isis-Hymnos der Inschrift aus Andros,Vers 15 nennt Isis (Ἶσις) Tochter des Kronos.

Chalkedon (Χαλκηδών) wird als Sohn des Kronos angegeben (Eustathios zu Dionysios Periegetes 803 = Arrian, Fragment 61).

Stephanos von Byzanz s. v. Δόλογκοι. Βιθυνία. Θράκη erwähnt Dolonkos (Δόλογκος) als Sohn des Kronos.

Herbert Jennings Rose, Griechische Mythologie : ein Handbuch. Aus dem Englischen übertragen von Anna Elisabeth Berve-Glauning. 3. Auflage. München : Beck, 2011 (Beck'sche Reihe ; 1530), S. 39:

„Ge und Uranos hatten ihm verkündet, daß er durch eines seiner Kinder überwältigt werden würde; deshalb verschlang er sie, sobald sie geboren waren.

Als Rhea aber ihr jüngstes Kind, Zeus, gebar, verbarg sie es und gab seinem Vater statt dessen einen in Windeln gewickelten Stein. So konnte Zeus heranwachsen und alsbald eine Macht gegen seinen Vater aufbringen. Rhea bewog ihren Gemahl durch List dazu, die älteren Kinder wieder auszuspeien, und Zeus befreite einige der Brüder seines Vaters, die im Tartaros gefangengesetzt worden waren, darunter die Kyklopen,.die ihn zum Dank für ihre Befreiung mit Donner und Blitz bewaffneten, sowie die Hekatoncheires, Briareos und die andern, die sich in der nachfolgenden Schlacht als schreckenerregende Verbündete erwiesen.“

S. 42: „Wie sie Kronos überlistete, ist schon erzählt worden. Ihre Kinder waren nach Hesiod Hestia, Demeter, Hera, Hades, Poseidon und schließlich Zeus.“

S. 43: „Rhea war nicht die einzige Gefährtin des Kronos, obwohl nur sie als seine Gemahlin erscheint. Die Okeanide Philyra wurde durch ihn Mutter des Kentauren Cheiron, der infolgedessen häufig Philyrides genannt wird.“

S. 160: „Wir haben Pan einen Sohn des Hermes genannt, doch wechseln, da ein so bäuerlicher Gott gewöhnlich keine besonders engen Beziehungen zu einem der großen Olympier hat, die Angaben über seine Abstammung. Abgesehen von durchsichtigen Erfindungen wie die, daß seine Mutter Hybris
(d. h. Frevelmut) war oder daß er der Sohn von allen Freiern und der Penelope sein sollte, haben wir hinsichtlich seines Vaters außer Hermes die Wahl zwischen Zeus, Apollon, Kronos (die Mutter war Rhea), Uranos (die Mutter war Ge), Odysseus, Antinoos und Amphinomos (die Mutter war in diesen Fällen Penelope) und Arkas. Ferner gibt es noch eine sonderbare und dunkle Sage, die ihn zum Sohn eines Hirten namens Krathis und einer Ziege macht. Daß Penelope in diesem Zusammenhang erscheint, ist sehr merkwürdig, denn Pan steht außerhalb der epischen Tradition, so daß man zweifeln darf, ob diese Penelope überhaupt dieselbe wie die Gemahlin des Odysseus war. Wenn nicht, so wurde sie aber doch schon im Altertum mit dieser gleichgesetzt und dadurch der Ansatzpunkt für alle späteren Geschichten geschaffen, die eine Gestalt aus der Odyssee zum Vater des Pan machen.“

Edward Tripp, Reclams Lexikon der antiken Mythologie. Übersetzung von Rainer Rauthe. 8., bibliographisch aktualisierte Auflage. Stuttgart : Reclam, 2012, S. 301 (Kronos):  

„Da er von seinen Eltern gewarnt worden war, daß ihm bestimmt sei, wiederum von einem seiner Kinder abgesetzt zu werden, verschlang er die Nachkommen der Rhea, seiner Schwester und Gattin, sofort nach ihrer Geburt. Diese Kinder waren Hestia, Demeter, Dera, Hades und Poseidon.

Als Rheas letztes Kind, Zeus, geboren wurde, gab sie ihn heimlich Ge auf Kreta und legte ihrem Gatten statt dessen einen in Windeln gehüllten Stein vor, den er verschlang. (Manche sagen, Rhea habe K. auch nach der Geburt des Poseidon hintergangen, indem sie das Kind untzer Lämmern versteckte und ihrem Gatten statt dessen ein Fohlen gab, das sie gerade geboren hatte. Der Gatte war vielleicht nicht allzusehr überrascht, denn er hatte bei früherer Gelegenheit den Kentauren Cheiron mit Philyra gezeugt, wozu er die
Gestalt eines Pferdes annahm, um vor Rhea verborgen zu bleiben.)“

K. = Kronos

Gerhard Baudy, Kronos. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Band 6: Iul - Lee. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1999, Spalte 868: „Als Anspielung auf ein bei Frühaufgang des Sirius gefeiertes thessal. Zeusfest, das mit dem K.-Mythos kombiniert war und bei der Cheironhöhle auf dem Peliongipfel stattfand (Herakleides, Reisebilder 2, 8 p. 88 PFISTER) läßts sich der Mythos deuten, K. habe sich in ein Pferd verwandelt und in dieser Gestalt den Kentauren → Cheiron mit der Okeanide Philyra gezeugt (Titanomachia F 9 DAVIES; Pherekydes von Athen FGrH 3 F 50, Hyg. fab. 138).“

thessal.  = thessalisches

K. = Kronos

Hyg. fab. = Hyginus, Fabulae

Jens Holzhausen, Pan. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 9: Or - Poi. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2000, Spalte 221:  

„als Zwillingsbruder des Arkas ist er Sohn des Zeus Lykaios und der Kallisto
(Epimenides fr. 16 DK);“

Spalte 222: „Im Kyllene-Gebirge wird P. als Sohn des Hermes und einer Tochter des Dryops verehrt (Hom. h. 19, 30ff.; Soph. Ai. 694ff.) Neben Zeus und Hermes werden als Väter → Apollon (Pind. fr. 100 SCHROEDER) und → Kronos (Aischyl. Fr. 25 b) genannt, als Mütter verschiedene Nymphen, darunter → Penelope (Pind. fr. 100 SCHROEDER), die auch mit Odysseus’ Gattin identifiziert wird (Hdt. 2, 145; Paus. 8, 12, 6; in etym. Deutung von Penelope und allen –pási – Freiern; vgl. Lykophron 796 ff. nach Duris).“

P. = Pan

Hom. h. = Homerischer Hymnos

Soph. Ai. ff.= Sophokles, Aias, Vers 694 folgende

Pind. fr. = Pindar Fragment

Hdt. = Herodot

Paus. = Pausanias

etym. = etymologischer

Maximilian Mayer, Kronos. In: Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Herausgegeben von Wilhelm Heinrich Roscher. Band 2, Abteilung 1: Iache - Kyzikos. Leipzig : Teubner, 1890 - 1894, Spalte 1452–1573.

Max Pohlenz, Kronos. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft : RE XI,2. Komogramm bis Kynegoi. Stuttgart : Druckenmüller, 1922, Spalte 1982 – 2018 (Spalte 2002 – 2003 Kinder)

Hestia

Hades

Poseidon

Demeter

Zeus

Hera

 

 

Zeus,Hera,Hades,Apollo,Poseidon,

Demeter

Fallen mir da als Kinder von Kronos ein.