Wie unterscheidet sich erzieherisches Handeln von sozialem Handeln?

2 Antworten

Erzieherisches Handeln ist Teil sozialen Handelns. Weil es sich dabei um "Hilfestellung" für andere handelt. Erzieherisch, also pädagogisch, bezieht sich dabei auf zb. Kinder, Jugendliche, Menschen mit Behinderung, mittlerweile sogar Senioren. Es geht um Hilfestellung bei entwicklungsspezifisch- relevanten Prozessen.

Soziales Handeln ist quasi der Oberbegriff. Es geht um Hilfestellung allgemein. Was nicht zwangsläufig pädagogisch ist, sondern kann zb. Betreuung sein, Hilfe beim Ausfüllen bürokratischer Formulare, Arbeitssuche, Flüchtlingshilfe, Obdachlosenhilfe, etc. Es ist "soziale" aktive Hilfestellung für andere, welche noch mal untergliedert werden kann.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Soziale Arbeit/ Sozialpädagogik

Wenn mit sozialem Handeln nicht alle zwischenmenschlichen Interaktionen gemeint sind, sondern nur die, die in unserer Gesellschaft als positiv bewertet werden, zum Beispiel: Hilfeleistung, Interesse und Einfühlungsvermögen, dann würde ich erzieherisches Handeln eher als unsozial einstufen. Zumindest wenn mit Erziehung Angriffe auf die innere und äußere Freiheit des Zöglings gemeint sind, z.B. Fremdbestimmung & Bevormundung (z.B. "du sollst, musst, darfst nicht"), Manipulation ("Wie kann ich mein Kind dazu bringen, das und das zu tun, ohne dass es widerspricht?"), Erpressung (z.B. "Du darfst das nur, wenn du xy tust) Zwang (z.B. "Da musst du durch!"), Intoleranz (z.B. "Es gibt keinen Grund zu weinen!"), Respektlosigkeit (z.B. "Deine Meinung zählt hier nicht"), Demütigung (z.B. "Das verstehst du noch nicht" oder auch alles was Strafe und Belohnung heißt) usw.
Da es kaum erzieherische Akte geben sollte, bei denen keiner der beschriebenen Merkmale zutrifft, liegt es nah, dass erzieherisches Handeln per se unsozial ist.

Die Unterstützung Hilfsbedürftiger würde ich nicht als Erziehung deuten, denn dann wäre es ja auch Erziehung, wenn ich jemandem, der sich verletzt hat, seine Wunde Versorge. Deswegen würd ich es auch nicht als Erziehung sehen, wenn einem Säugling, der schreit, die Brust gegeben wird, so dass er den Hunger stillen kann. Das ist eine Versorgungsleistung mit dem Ziel, einem Menschen das zu geben, was er gerade braucht.

Erzieherisches handeln ist per Definition Handeln mit einer Absicht, die sich auf die Zukunft bezieht, einem sog. Erziehungsziel. Das Kind soll geformt werden, damit es irgendwann den Vorstellungen der Erzieher entspricht. Die Voraussetzung dafür ist die körperliche und geistige Überlegenheit des Erziehers, die eine Macht generiert, gegen die die Zöglinge (meist aber nur bis zu einem bestimmten Alter) wenig ausrichten können. Das Wohlbefinden des Kindes in der Gegenwart wird einem vorgestellten Wohlbefinden in der Zukunft geopfert. Das Kind wird in der Gegenwart nicht als gleichberechtiges Wesen angenommen, obwohl es alle Merkmale eines eigenständigen Wesens erfüllt und ihm per Grundgesetz z.B. die freie Entwicklung seiner Persönlichkeit und ein würdiger Umgang "garantiert" wird.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung