Wie kann man Chiffren erkennen?
Wir schreiben morgen eine Deutschklausur und in der Definition zu der Chiffre, die wir bekommen haben, steht selbst, dass sie meist so verschlüsselt ist, dass man sie nicht erkennen kann. Darum frage ich mich, wie man die dann erkennen soll.
1 Antwort
Wenn du fünf Autos siehst und vier davon erkennst, kannst du davon ausgehen, dass das fünfte, das nicht erkannte Auto, entweder neu ist oder von ganz weit her kommt.
Bei Stilmitteln ist das genauso: Jedes Mittel, von dem du nicht sofort erkennst, wie es wirkt, nimmst du in Verdacht, eine Chiffre zu sein.
Unterstreichen!
Dann schaust du dir die unterstrichenen Kandidaten näher an. Bei einem erkennst du vielleicht bald, das es eine schlichte Metapher ist und was mit dem bildhaften Vergleich gemeint ist. Das streichst du durch, das kann also keine Chiffre sein.
Und so weiter. Wenn du alle anderen Stilfiguren wie Allegorie, Katachrese, Metonymie, Onomatopoetika, Oxymoron, pars pro toto, Personifikation, Symbol, Synästhesie, Synekdoche und Topos aussortiert hast, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Rest Chiffren sind.
Diese Vorgehensweise bei Nicht-Wissen bezeichnet Günter Jauch in der RTL-Sendung "Wer wird Millionär" als Ausschluss-Verfahren! ;-)
Alles, was am Ende übrig bleibt an Stilmitteln, ist also hochverdächtig, eine Chiffre zu sein. Und wenn eins von dreien oder so doch keine Chiffre ist, weil du es falsch dechiffriert hast, ist das immer noch besser, als wenn du überhaupt keine Chiffre identifiziert hast, hehe.
Und dann spekulierst du noch ein bisschen, wie man die Chiffre doch noch dechiffrieren kann. Beispiel:
"INGEBORG BACHMANN war eine Meisterin der Chiffre:"
„Aufs Rad der Nacht geflochten
schlafen die Verlorenen ...“
Laut der Quelle ist das "Rad der Nacht" schwer zu "decodieren": "Ihr eigentlicher Sinn bleibt im Dunklen. Die Fantasie des Lesers muss die Chiffren im Kopf zu eigenen Bildern umdeuten, decodieren."
Aber vielleicht ist es auch nur eine popelilge Metapher! Denn früher hat man vermeintliche Verbrecher aufs Rad geflochten, sie also gerädert.
Gruß aus Berlin, Gerd
