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Mit "Lola rennt" und "Das Parfum" kann der deutsche Regisseur Tom Tykwer immerhin schon zwei nicht gerade unbekannte Werke in seiner Biografie vorweisen. Mit dem Politthriller "The International" wagte er sich auf internationales Hollywood-Niveau. Das sieht man dem Film auch an, denn optisch sieht alles einfach toll aus. Die markanten Schauplätze, von Berlin bis Mailand über New York, machen sich in wunderschönen Weitaufnahmen sehr gut auf der Leinwand und es gibt immer wieder schöne Bilder zu bewundern. Leider kann die Handlung nicht mit der Hochglanzoptik des Projekts mithalten. Tom Tykwer nimmt über zwei Stunden hinweg viel zu oft immer wieder das Tempo raus, tritt stellenweise mit all seinen Verdächtigungen und Spurensuchen unnötig auf der Stelle und verwirrt den Zuschauer viel zu oft, was die Spannung schnell untergehen lässt. Ich habe zwar nichts gegen dialoglastige Filme ("Frost/Nixon" beispielsweise fand ich großartig), aber ein gewisses Maß an Spannung muss in einem Film des Genres Thriller doch erzeugt werden. Dies gelingt hier nur über kurze Strecken, ansonsten muss sich "The International" durch Längen und viel zu viele kleine Einzelheiten schlagen, die die Haupthandlung unnötig auf Spielfilmlänge strecken. Im Höhepunkt des Films, eine zehnminütige Actionsequenz auf dem Rampen eines Museums, wird das Potenzial des Streifens angedeutet, leider kann das Tempo eben nur nicht aufrecht erhalten werden. Auch das Ende kommt letzten Endes, wo man die ganze Story doch so aufwendig aufbaute, viel zu abrupt und kann keinen Eindruck beim Zuschauer hinterlassen. Beachtlich ist jedoch, dass sich der deutsche Filmmacher Tykwer eine relativ beeindruckende internationale Besetzung zusammentrommeln konnte. Mit dabei ist natürlich, um auch den deutschen Film vertreten zu können, Tykwers Lieblingsschauspieler: Der nun schon relativ in die Jahre gekommene Armin Mueller-Stahl, der trotz seines hohen Alters noch mit starker Charakterpräsenz und darstellerischer Tiefe glänzen kann. In der Hauptrolle überzeugt zudem Hollywood-Star Clive Owen. An seiner Leistung ist generell nichts auszusetzen, allerdings stellt ihn das mittelmäßige Drehbuch viel zu sehr als 08/15-Held dar, was ihn in seinen Taten mit der Zeit immer unglaubwürdiger erscheinen lässt (James Bond in "Ein Quantum Trost" lässt grüßen). Auch wenn er bereits in anderen Filmen besser spielen konnte, gibt Clive Owen seinen Louis Sallenger jedoch sympathisch und interessant genug, dass man ihm sehr gerne durch die Handlung folgt. Über fehlende Tiefen in der Charakterzeichnung sei hier gerne hinweggesehen. Einzig wirklich enttäuschend fällt die Darstellung von Naomi Watts aus. Konnte sie im Horror-Thriller "The Ring" sowie im Mega-Blockbuster "King Kong" noch mit tollen Performances gänzlich überzeugen, lässt das Drehbuch sie in "The International" nunmehr kaum von der Leine. Sie bleibt viel zu blass und kann sich kaum wirklich nach vorne spielen, da sie nur als Beipackpflicht dient und im Grunde kaum zur Handlung beiträgt. Wenn sie lange vor Ende relativ klanglos verschwindet, hat man auch nicht das Gefühl, hier einen wichtigen Charakter eingebüßt zu haben.

Fazit: Leider vertut sich "The International" trotz hervorragender Optik und einem guten Clive Owen in der Hauptrolle sowie einer tollen Actionsequenz im Mittelteil in Sachen Drehbuch und Handlung so einige Male. Es gibt zu viele Längen und das Tempo kann nur selten wirklich aufrecht erhalten werden. So ist Tom Tykwers neuester Streifen zwar kein schlechter Film, im Grunde aber doch nur ein Durchschnitts-Thriller unter vielen. Da hatte man definitiv mehr erwartet als nur altbekannte Hausmannskost.

Woher ich das weiß:Hobby – Bin ein wahrer Filmfreak, der alles Sehenswerte gesehen hat