Wie heißt dieses Aussprache-Phänomen?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
  • Um Gottes Willen! Bringe bloß keine falsche Aussprache bei! Das schadet deinem japanischem Kumpel doch sehr!
  • Natürlich werden standardsprachlich die letzten Konsonanten mitgesprochen! Deutliche Konsonanten gelten sogar als besonders charakteristisch für das Deutsche!
  • Gerade im Deutschen sind die letzten Konsonanten sehr wichtig und werden normalerweise immer gesprochen. Wie kommst du bloß darauf, dass das nicht der Falls ein könnte? Welchen Dialekt sprichst du? Aus welcher Region stammst du?
  • Richtig ist nur, dass das letzte "e" in spontaner Sprache entfällt zugunsten eines silbischen Konsonanten. "trinken > trinkn" [tʁɪŋkn̩]. Aber gerade das "k" ist absolut unverzichtbar und wird immer mitgesprochen.
  • Bitte unterrichte nicht Aussprache, wenn du sie nicht wirklich sicher standardsprachlich beherrscht!

devsen 
Fragesteller
 09.07.2019, 09:09

@Kajjo

Hallo Kajjo,

Ich wusste nicht genau, wie ich das ganze erklären soll (zumal ich die Phonetik-Terminologie nicht beherrsche); Deswegen ist durch meine Frage vielleicht etwas Verwirrung aufgekommen.

Mir ist klar, dass z.B. das "K" in denKen DURCHAUS ausgeprochen wird. ABER z.B. im Vergleich zu DanKe (wo man das K doch ganz klar hört und der Vokal "e" am "Ke" sehr deutlich zu hören ist, da die Silbe am Ende eher mit offenem Mund gesprochen wird) wird es bei "denKen" doch eher mit geschlossenem Mund gesprochen, oder nicht? Bei mir ist es so. Wenn ich z.B. "geben" oder "denken" sage, tritt bei "ben" oder "ken" nur Luft durch meine Nase aus.

Wie Du selber schon geschrieben hast, fällt z.B. das "e" dann mit dem silbischen Konsonanten weg. Wenn die Aussprache nun aber eher "denkn" ist, geht damit doch auch der hintere Teil des K's (also quasi das e von Ke) mit in den silbischen Konsonanten.

Was bei mir dann übrig bleibt, ist so etwas wie ein K, dass aber eher nasal ausgesprochen wird. Bevor wir uns hier jetzt aber streiten: Vielleicht sind wir uns einfach der Art und Weise meiner Beschreibung nicht einig, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich eine vernünftige und normale, akzentfreie Aussprache habe. Wie gesagt ist meine Beschreibung dessen vielleicht etwas unglücklich.

Falls das nicht klar war, es geht nicht darum, wie eine übertrieben deutliche Aussprache wäre, sondern eher darum, wie es sich in natürlicher, normaler Sprechgeschwindigkeit anhört. Selbst der akzentfreieste Deutsche spricht dann nicht mehr jeden Buchstaben zu 100% aus.

Und: Keine Angst, ich unterrichte nicht. Ich bin Teil eines Sprachtandems und versuche, mit bestem Wissen und Gewissen zu erklären, wie ich meine Muttersprache benutze, nur halt eben, ohne über die Fachlichkeiten genau Bescheid zu wissen. Das darf dann meiner Meinung nach auch mal etwas unglücklich sein.

Kein Grund, panisch zu werden :)

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Kajjo  09.07.2019, 10:53
@devsen

OK, vielleicht hast du dich wirklich in der Titelfrage nur sehr unglücklich ausgedrückt.

Vorab: Ja, wir reden von spontaner Sprache, nicht von überartikulierter Sprache.

Punkt 1: In Wörtern wie "trinken" und "denken" wird das nk etwa wie ein "ngk" ausgesprochen: richtig "dengkn" [ˈdɛŋkn̩] statt [ˈdɛn.kən]

Dies erklärt zwei deiner Beobachtungen: Erstens ist der Laut natürlich nasal und zweitens gehen g und k quasi ineinander über, wodurch das k weniger krass ist als in Wörtern, in denen es [k] statt [ŋk] ausgesprochen wird.

Gleichwohl sollte man nicht unterrichten, dass das [k] verloren geht. Ich weiß jetzt aber, was du meinst.

Vergleiche dazu bitte die beiden Wörter: singen und sinken

In beiden taucht der ng-Laut auf, einmal ohne anschließendes [k], einmal mit. Für Sprachlernende ist wichtig, diese beiden Wörter klar verschieden auszusprechen, in beiden das ng zu sprechen und in spontaner Sprache das silbische n zu sprechen, also nicht deutlich zweisilbig wie in überartikulierter Sprache.

singen [sɪŋn̩]

sinken [sɪŋkn̩]

Punkt 2: Ja, der silbische Konsonant [n] am Ende (denken, danken) führt dazu, dass das [k] weniger plosiv gesprochen wird als das k am Beginn einer neuen offenen Silbe (danke, denke). In diesem Sinne hast du recht.

Alle Plosiva (k,t,p) werden am Silbenbeginn noch deutlich plosiver gesprochen als mitten drin. Dies gilt folgerichtig genauso auch für die überartikulierte, zweisilbige Sprechweise dieser Wörter. Da sollten du dann keinen Unterschied zwischen Dan-ke und dan-ken mehr hören.

Vergleiche dazu

Danke [daŋ.kə], aber danken spontan: [daŋkn̩] überartikuliert: [daŋ.kən]

denke [dɛŋ.kə], aber denken spontan: [dɛŋkn̩] überartikuliert: [dɛŋ.kən]

Zusammenfassung: Ja, ich verstehe jetzt, was du meinst. Der Konsonant fällt aber nicht weg, sondern wird nur weniger plosiv und geht etwas im Konsonantencluster ŋkn̩ unter.

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Kajjo  09.07.2019, 11:11
@devsen
Selbst der akzentfreieste Deutsche spricht dann nicht mehr jeden Buchstaben zu 100% aus.

Das ist absolut korrekt. Im Gegenteil ist buchstabengetreue Aussprache bei fast jedem Wort falsch. Die Sprache deutet die Aussprache nur grob an. Es wird natürlich nicht "jeder Buchstabe" steif gesprochen.

Der Unterschied zwischen sogenannter spontaner Sprache und überartikulierter Sprache ist in der Tat wichtig. Beides kann für Sprachlernende hilfreich sein.

Das darf dann meiner Meinung nach auch mal etwas unglücklich sein.

Selbstverständlich darf es das. Sorry, wenn das falsch rüber kam. Aber es gibt leider hier und anderswo recht oft Dialektsprecher, die ihre aus standardsprachlicher Sicht falschen Gewohnheiten auch noch weitergeben. Deswegen war ich alarmiert.

Wenn ich z.B. "geben" sage... nur Luft durch meine Nase

Bei "b" verstehe ich das nicht. B ist nicht nasal. Für den ng-Laut in "denken" habe ich es in dem vorigen Kommentar erklärt. Der ist natürlich deutlich nasal.

Das "-eben" in Leben, geben ist gewissermaßen ein Sonderfall, das b und n nicht nur im Deutschen, sondern auch in vielen Dialekten und Fremdsprachen naturgemäß am Silbenende assimilieren. Es nähert sich einem sehr schwachen b mit folgendem m an.

geben überartikuliert [geː.bən] > spontan meist [geːbm̩]

Bilabial-plosiv b und bilabial-nasal m passen halt naturgemäß extrem gut zusammen und assimilieren. Man kann quasi gar kein n nach b innerhalb eines Konsonantenclusters (einer Silbe) sprechen.

Dadurch hast du den Eindruck, dass das b quasi entfällt.

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devsen 
Fragesteller
 09.07.2019, 14:26
@Kajjo

Danke für deine ausführliche Antwort :) Ich bin E-Zigaretten-Dampfer und habe mal darauf geachtet, aus welcher Öffnung (Nase oder Mund) Dampf kommt, wenn ich diese Wörter ausspreche. Vielleicht lade ich später mal ein Youtube Video hoch :D :D :D :D

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Kajjo  09.07.2019, 14:47
@devsen

Danke für das Sternchen.

Mir ist die nasale "b"-Sache jetzt übrigens auch klar geworden. "bm" assimilieren miteinander und während der kurze Moment vom b eigentlich nicht nasal ist, ist das "m" so deutlich nasal, dass du alles als nasal wahrnimmst -- und vielleicht ist es das sogar im vollständig assimilierten Zustand spontaner Sprache.

Es gibt viele Mundarten, in denen Leben komplett zu [leːm] wird (z.B. im Lied von Andreas Gabalier, Amoi seg ma uns wieda).

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Das stimmt doch nicht. Hochsprachlich spricht man die Wörter tatsächlich so, wie sie geschrieben werden. Der letzte Konsonant ist in jedem der von Dir genannten Fälle das letzte "n".

Wenn (regionsäbhängig) etwas ausgelassen wird, dann meist der letzte Vokal. Dadurch wird aus geben eventuell geb'n, aus trinken trink'n oder aus üben üb'n. Aber der letzte Konsonant fällt zumindest hochsprachlich nicht weg.

Es gibt Dialekte, wo das der Fall ist, z.B. im Badischen oder Schäbischen (geben -> "gäbbe", heben -> "häbbe"), aber das ist keine Regel.


devsen 
Fragesteller
 08.07.2019, 09:42

Gut, vielleicht haben wir eine unterschiedliche Vorstellung von "hochsprachlich", aber ich glaube, dass wir (als Muttersprachler) diese Buchstaben (k/g/b) in den Beispielwörtern (danKen, saGen, geBen) einfach wahrnehmen, weil wir wissen, dass sie dorthin gehören.

Das K von danKen hört sich für mein Empfinden ganz anders an, als das K von z.B. Kennen. Ich bin kein Sprachwissenschaftler, aber mein Empfinden ist, dass das K bei danKen eher mit geschlossenem Mund ausgesprochen wird. Hmmm.

Die Dialekte stehen außer Frage - das ist soweit klar. Danke für die Antwort!

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Kajjo  08.07.2019, 14:59
@devsen

danken, sagen, geben ... nein, die genannten Konsonanten werden klar mitgesprochen. Sehr klar sogar. Dafür ist das Deutsche geradezu bekannt.

"trinnen/dannen" statt "trinken/danken" ist grober Dialekt und weit, weit entfernt von standardsprachlich. Die meisten Deutschen würden das nicht mal verstehen.

Gerade für Sprachlerner muss unterrichtet werden, diese Konsonanten klar und deutlich und hart genug auszusprechen. k ist ein Stop-Laut, der deutlich vorhanden sein muss.

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devsen 
Fragesteller
 09.07.2019, 09:48
@Kajjo

Wie gesagt, trinnen und dannen würde ich niemals sagen. Glaube, ich habe mich nicht unmissverständlich genug ausgedrückt. Danke für die vielen, motivierten Antworten

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Kajjo  08.07.2019, 14:55
@devsen

Das ist etwas ganz anderes. "-er" wird am Wortende regelhaft zu a-Schwa [ɐ]. Aber das betrifft doch nicht den Konsonanten davor!

Bauer > Baua [ˈbaʊ̯ɐ]

Eier > Eier [ˈaɪ̯ɐ]

Dass die Endsilbe von Verben auf "-en" oftmals zu einem silbischen Vokal wird, habe ich in meiner Antwort (siehe dort) bereits erwähnt: trinken >trinkn [tʁɪŋkn̩].

Aber das betrifft doch nicht den in der Titelfrage genannten mittlere Konsonanten! Im Gegenteil bleiben ja gerade die Konsonanten erhalten und der Vokal entfällt.

R ist ein Sonderfall. R entfällt nicht, sondern wird vokalisiert zu ɐ-Diphthongen.

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Es wäre nur ein Phänomen, wenn es eigentlich
"Vorschrift " wäre, das e mitzusprechen. Das
Geschriebene entspricht ja nicht unbedingt dem
Gesprochenen bzw. dem zu Sprechenden. Ich habe
z. B. mal gelernt, dass Wörter auf -g (Weg, Trog usw.)
hinten mit g gesprochen werden, aber nicht, wenn der
Vokal davor ein i ist (Könich, wichtich, richtich usw.).


Das Phänomen nennt sich: "Du kannst kein Deutsch." ;D


devsen 
Fragesteller
 08.07.2019, 09:42

Lol

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So etwas nennt man Dialekt oder Umgangssprache.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung