Wie hat man sich früher die Zeit vertrieben als es noch kein Internet gab?

19 Antworten

Daran krankt ja auch die Gesellschaft. Für jeden Schiss gibt es Apps, es wird gedaddelt, bis der Arzt kommt , alles spielt sich über WhatsApp, Facebook etc.statt, im äußersten Notfall hört man noch die Stimme des Kontakts durch einen Anruf, wenn man nicht beidhändig tippt- und ohne Vorsicht über Kreuzungen latscht.Ach ja- wie sind die Kinder früher überhaupt lebensfähig gewesen ?

Richtig- man TRAF sich mit Freunden, staute Bäche, fiel auch rein und kriegte dafür abends Ärger, kannte die Umgebung und hatte Freude an und in der Natur- und lebte gesund..( gibt es dafür nicht auch eine App?) Lesen, Gesellschaftsspiele in und mit der Familie? Und davon eine Vorstellung haben? Nur, wenn man das auf TikTok sieht...Schade, dass die Jugend Sklave der Technikriesen ist , man ihnen alles vorkauen muss und die meisten ihre Freizeit nur noch virtuell erleben. Ok- Optiker und Augenärzte wollen auch gut leben. MEINE Kindheit war spannender und abwechslungsreich...Aber ich bin ja auch schon steinalt mit fast 37...

Gegenüber meiner Jugend in den 1960er und 1970er Jahren hat sich vor allem geändert, dass wir damals viel mehr Freiheiten und weniger Überwachung hatten als heute. Es gab auch noch viele freie Flächen und alte Gebäude, auf und in denen man auf Abenteuersuche oder zum Spielen gehen konnte. Man konnte jede Menge Schei... machen, ohne erwischt zu werden oder große Folgen befürchten zu müssen. Heute ist ja alles reglementiert. Ein schöner Text dazu ist der:

Wenn du nach 1970 geboren wurdest, hat das hier nichts mit dir zu tun!

Aber du solltest trotzdem weiter lesen, um zu verstehen, warum die Papers-Generation (zu der du vielleicht auch gehörst) keine oder kaum noch Helden hervorbringt.

Wenn du als Kind in den 50er, 60er oder 70er Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, dass wir so lange überleben konnten!!

Wir sind noch echte Helden!

Warum?

Wir saßen im Auto meist noch ohne Kindersitz, ohne Sicherheitsgurt, ohne Kopfstützen und ohne Airbag!

Unsere Bettchen waren mit Farben voller Blei und Cadium angestrichen!

Auch die bunten Holzbauklötze, die wir begeistert in den Mund steckten…

Das Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flaschen mit Bleichmittel, Geschirrspülmittel und Medikamenten.

Türen, Schränke und heiße Herdplatten waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen!

Wenn wir zu faul zum Laufen waren, setzten wir uns hinten auf das Fahrrad unseres Freundes – natürlich auch ohne Helm!

Der strampelte sich ab und wir versuchten, uns an den Stahlfedern des Velosattels festzuhalten!

Unsere Schuhe waren immer schon eingelaufen durch Bruder, Schwester, Neffe, Freunde der Eltern oder so, oder wurden gleich ein paar Nummern größer gekauft, weil dann halten sie noch ein paar Jahre länger während die Füße niemals die Schuhgröße erreicht haben.

Auch das Fahrrad (nicht Mountainbike!!) war meistens entweder zu groß oder zu klein und man war froh überhaupt was unterm Hintern zu haben!

Überhaupt hatte ein Fahrrad keine Gangschaltung. Und wenn doch, dann nur eine mit 3 Stufen!

Und wenn du einen Platten hattest, lerntest du vom Vater, wie man das selber flicken konnte! (Am Samstagnachmittag – mit Wassereimer, Schlauchwerkzeug, Schmiergelpapier und Gummilösung…).

Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Falschen!

Einen Kaugummi legte man am Abend auf den Nachttisch und am nächsten Morgen steckte man ihn einfach wieder in den Mund oder man pulte sich einen unterm Schulpult ab oder vom Briefkasten!

Wir aßen ungesundes Zeug (Schmalzbrote, Schweinsbraten usw.),

keiner scherte sich um die Kalorien und wir wurden trotzdem nicht dick!

Wir tranken Alkohol und keiner wurde alkoholsüchtig.

Wir tranken aus der gleichen Flasche wie unsere Freunde und keiner machte deswegen Theater oder wurde gleich krank!

Wir verließen frühmorgens das Haus und kamen erst wieder heim, wenn die Straßenbeleuchtung bereits eingeschaltet war. In der Zwischenzeit wusste meistens niemand, wo wir waren… und keiner von uns hatte ein Handy dabei!!!

Hausarrest war die allerschlimmste Strafe und man konnte ihn auch nicht dazu benutzen Level sechs bei Donky Kong zu erreichen.

Es gab kaum einen Tag wo wir uns nicht geschnitten, abgeschürft, geprellt, verstaucht, die Knochen ramponiert, Zähne locker gedötscht oder sonstwas verunstaltet haben und niemand wurde deswegen verklagt.

Manchmal war man sogar ein klein bißchen stolz auf seine Schürfwunden. :-) Es waren eben ganz normale tägliche Unfälle die halt passieren.

Und niemand hatte daran schuld außer uns selber!

Wir kämpften und schlugen einander manchmal grün und blau. Damit mussten wir leben, denn es interessierte die Erwachsenen nicht besonders.

Das war normales Aufwachsen ob auf dem Land oder in einer Großstadt und manchmal bekamst du hinterher sogar (als erzieherische Zugabe) noch eins hinten drauf.

Zappelphillipe gabs genau so schon immer aber sie erhielten keine Tranquilizer und kein Psychopharmaka sondern machte sie zu Anführern der Bande.

Wir hatten nicht: Playstation, Nintendo 64, X-Box, Video-Spiele, 64 Fernsehkanäle, Filme auf Video und DVD, Surround-Sound, eigene Fernseher, Computer, Internet-Chat-Rooms, Jahreskarte mit Fitness-Club, Handys etc., ja wir hatten och längst nicht mal einen eigenen Plattenspieler oder ein Radio, geschweige denn einen Fernseher in unserem Zimmer.

Wir hatten allerdings Freunde!

Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straßen. Oder wir marschierten einfach zu denen nach Hause und klingelten, manchmal gingen wir auch ganz einfach so hinein. Ohne Termin und Wissen unserer Eltern.

Keiner brachte uns und keiner holte uns…

Das Fernseherprogramm begann erst um 18 Uhr!

Die Eltern bestimmten, was und wie lange „TV – geglotzt“ wurde!

Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, dass wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar.

Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Wir aßen Würmer. Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen weiter und mit den Stöcken stachen wir uns auch nicht besonders viele Augen aus!

Wir spielten Straßenfußball, und nur wer gut war, durfte mitspielen. Wer nicht gut genug war, musste zuschauen und lernen, mit Enttäuschungen umzugehen!

Und das ging verblüffenderweise auch alles ohne Kinderpsychater! Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte damals nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zu Änderung der Leistungsbewertung.

Wir machten unsere Pausenbrote selber, nahmen am Morgen einen Apfel mit und wenn wir das vergaßen, konnten man in der Schule nichts kaufen.

McDonalds… Burger King… Döner Bude… Snack-Bar… Imbissstand… Pizza-Ecke…Eiscafe...

Fehlanzeige!

Zu Schule gingen wir (auch im Winter) zu Fuß, denn nur wenige hatten überhaupt ein Fahrrad!

Schulbusse?

Gab’s nicht!

Von den Eltern zur Schule gefahren zu werden?

Man wäre der Spott der ganzen Schule gewesen.

Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen.

Das war klar und keiner konnte sich verstecken.

Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstieß war klar, dass die Eltern ihn nicht automatisch aus dem Schlamassel herausholen.

Im Gegenteil: Sie waren oft der gleichen Meinung wie die Polizei.

Für eine kaputte Scheibe wurde nicht gleich die Versicherung bemüht, sondern man musste vom mageren Taschengeld die Scheibe abbezahlen oder abarbeiten.

Verantwortung und Konsequenz wurden damals noch groß geschrieben.

Neben der Schule hatte man selbstverständlich auch noch seine Aufgaben im Haushalt (Müll wegbringen, Holz, Kohle, Brikett für den Ofen holen, Geschirr spülen, Haustiere sauber halten, Betten beziehen, beim Mangeln helfen, Hof kehren etc.).

Es gab Rechte und Pflichten wobei die Rechte kleiner geschrieben waren als die Pflichten.

Man räumte uns auch nicht jedes Problemchen aus dem Weg sondern wir mussten lernen "Wenn ich etwas will muss ich auch bereit sein etwas dafür zu tun" und wir mussten regelmäßig nach brauchbaren Lösungen suchen.

Wenn einer von euch gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, dass die Eltern ihn nicht aus dem Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren der gleichen Meinung wie die Polizei. So etwas! Eure Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht. Ihr hattet Freiheit, Misserfolg, Erfolg und Verantwortung.

Mit alledem wusstet ihr umzugehen. Und Du gehörst auch dazu.

Herzlichen Glückwunsch!


kwon56  17.08.2021, 21:06

Wir fuhren an den Rhein - 59 - oder Bayern in die Ferien - Anfang der 60ger - und hatten keinen Kühlschrank, kein Auto, Waren kühlen war auf der Fensterbank und mit Schultafeln ging s zur Schule, Fussbälle waren aus Leder und wirmachten Gummitwist und Murmeln auf der Strasse..

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kwon56  17.08.2021, 21:13
@kwon56

Schrieben Briefe, Post- oder Ansichtskarten mit der Hand und der eine oder die andere Liebesbriefe, der Briefträger kam pünktlich und die Milch vom Milchbauer,

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Man war zum spielen draußen und drinnen hat man mit "echten" Dingen gespielt und nicht nur virtuell. Man hat gelesen, gebastelt, sich in echt mit Freunden getroffen, die man persönlich gekannt hat und die echte Menschen waren.

Das Internet ist schon eine praktische Erfindung, wird aber meiner Meinung mittlerweile teilweise völlig falsch benutzt und ist ein großer Zeitfresser und Verblödungsfaktor geworden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

nach der Schule, Mittag essen, Aufgaben erledigen dann raus - bis abends.

das kennt die heutige Jugend kaum noch

TV, es gab viell. mal gerade 3-4 TV-Sender - so ab 1Uhr Testbild.

lesen, Radio gab´s auch


DocPsychopath  17.08.2021, 19:58

Testbild...

Aber davor: Hymne.

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Ich weiß von meiner früheren Kindheit, dass damals nicht jedes Haushalt Internet hatte, ist um die 19 Jahre her.

Damals haben wir viel ferngesehen (hatten einen Fernseher im Wohnzimmer), deshalb musste sich dafür die Familie immer versammeln. Haben auch grundsätzlich uns häufiger mit anderen Familien getroffen. Habe eine türkische Herkunft, und bei uns ist es total normal, dass sich ganze Familien regelmäßig besuchen, ich kann von mir sprechen, dass diese Treffen insgesamt abgenommen haben. Seit dem das Internet so eine großen Platz in unserem Leben genommen hat, ist jeder mehr allein beschäftigt und setzt sich seltener mit anderen zusammen irgendwohin um einfach zusammen zu sein. Man hat den Kontakt zu seinen Freunden durch die digitalen Endgeräte und hat somit weniger das Bedürfnis sie gleich oft persönlich zu treffen, wie es vielleicht früher der Fall war.

Ist jetzt natürlich alles nur meine eigene Erfahrung.

Viele andere offline-Beschäftigungen sind ja als alternative früher wie heute gleich gefragt. Wie bspw. (Sport-)Vereine, Hobbys, verschiedene Leidenschaften etc. Denen ist man früher natürlich genauso nachgegangen, mit dem Unterschied, dass man nicht die halbe Welt in seiner Hosentasche hatte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung