Wie hat die Herrschaft von Adolf Hitler das politische, soziale und kulturelle Gefüge Europas und der Welt im 20. Jahrhundert beeinflusst?

1 Antwort

Was Hitler wollte, war Deutschlands Vorherrschaft in Europa und direkte Herrschaft über Russland, was Hitler bewirkt hat, ist die Vorherrschaft Amerikas im westlichen und Russlands im östlichen Europa mit der zwischenzeitlichen Teilung Deutschlands, und die Auflösung aller europäischen Kolonialreiche. Eine Welt mit zwei Machtspitzen, in der die ehemaligen europäischen Kolonien plötzliche Selbständigkeit und eine gewisse Narrenfreiheit genießen, Europa aber (wiederum mit Abstufungen) den beiden Supermächten untergeordnet ist. Deutschland ist dabei zunächst, bei völligem Verlust seiner Staatlichkeit, ganz unten im Keller gewesen und hat Jahre und Jahrzehnte gebraucht, um sich auch nur wieder, geteilt und besetzt, in den Zustand abhängiger Bundesgenossenschaft mit Amerika beziehungsweise Russland, in dem das übrige Europa verharrt, heraufzuarbeiten. Mit anderen Worten: Hitler hat nichts ausgerichtet, sondern nur (aber immerhin) Ungeheuerliches angerichtet. Er hat, wie kaum ein anderer "großer Mann" der bekannten Geschichte, mit staunenerregender Wucht danebengehauen.

Die Welt von heute, ob es uns gefällt oder nicht, ist im großem Maße das Werk Hitlers. Ohne Hitler keine Teilung Deutschlands und Europas; ohne Hitler keine Amerikaner und Russen in Berlin; ohne Hitler kein Israel (besser gesagt nicht " so einfach"); ohne Hitler keine Entkolonisierung, mindestens keine so rasche, keine asiatische, arabische und schwarzafrikanische Emanzipation und keine Deklassierung Europas. Und zwar, genauer gesagt: nichts von alledem ohne die Fehler Hitlers. Denn gewollt hat er das alles ja keineswegs.

Die große Frage ist nun, ob am Ende auch ohne diese Verfolgungen und Massenmorde genau das herausgesprungen wäre was danach passierte, auch mit der Entstehung Israels. Das der unmittelbare Zusammenhang zwischen dem Antisemitismus in Europa und der Entstehung und Entwicklung der zionistischen Bewegung bestand, ist nicht erst eine nachträglich gewonnene historische Erkenntnis. Dieser Zusammenhang war den Gründungsvätern der Bewegung klar bewusst. Für die überzeugten Zionisten lieferte der Erfolg der Nationalsozialisten den schlagkräftigsten Beweis für die Richtigkeit der eigenen These von der ewigen Gefährdung durch den Antisemitismus. Die zionistische Bewegung vor 1933 war die Organisation einer jüdischen Minderheit und blieb diese auch bis zum Krieg. Der Staat Israel war nach Kriegsende für die Siegermächte die ideale Lösung der Probleme und zur Besänftigung des eigenen schlechten Gewissens.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus