Wie geht man mit belastender Lektüre um?
Ich lese gerade das Buch „Die Animalisierung des Menschen“ des syrischen Autors Mamdouh Adwan. In diesem Buch geht es darum, wie der Mensch unter bestimmten Umständen oder Gesetzen in ein Tier oder eine Maschine zum Zermalmen anderer Menschen verwandelt werden kann, bis hin zur Folter nur zum Vergnügen und nicht zur Bestrafung oder zur Erzwingung von Geständnissen. Der Autor nennt zahlreiche Beispiele aus dem Mittelalter und sogar aus unserer heutigen Zeit, insbesondere aus dem Nahen Osten, wo diktatorische und unterdrückerische Regime herrschen. Als Syrer weiß ich genau, welches Leid politische Gefangene unter den Händen ihrer Peiniger in Gefängnissen ertragen müssen(Dies wird durch Caesars Fotos bestätigt). Wie bereits erwähnt, zieht der Autor Beispiele und Zeugenaussagen aus verschiedenen Regionen und Epochen heran (Nazis, arabische Regime, Römer usw.).
Aber ich habe einen Punkt erreicht, an dem ich den Inhalt nicht mehr ertragen kann. Ich beginne, Pausen einzulegen, die bis zu mehreren Tagen dauern können, bevor ich weiterlese. Deshalb wollte ich fragen, ob jemand von euch schon einmal ein ähnliches Gefühl beim Lesen hatte, unabhängig davon, welches Buch es war oder in welcher Sprache es geschrieben wurde. Und wie geht man mit einem solchen Gefühl um, wenn man als Leser gleichzeitig Empfindungen von Ohnmacht, Trauer und Wut verspürt – das Gefühl, die Hände gebunden zu haben und nichts tun zu können?
1 Antwort
Ich habe bei "American Psycho" die Folterszenen lange im Kopf behalten und denke immer noch nicht gerne an das Buch. Frage 1 wäre: Musst du es denn wirklich fertig lesen? Warum? Du wirst kein schlechterer Mensch dadurch, dass du dir das nicht antust ...
Mit schmerzhaften Gefühlen umzugehen ist wichtig, ich nutze dafür zwei Werkzeuge, zum einen Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg, zum anderen Meditation. Wichtig ist, die Gefühle von außen wahrzunehmen, also z.B. zu sagen: "Aha, ich fühle gerade Wut." So eine Distanzierung entspannt gleich etwas das Gefühl, ohne es wegzudrücken. Bei der GfK wäre dann die nächste Frage: Was für ein Bedürfnis steckt dahinter? Bei dir wäre es z.B. Harmonie oder Sicherheit.
Und dann kannst du dir die Frage stellen: Was bedeutet das nun konkret für mich? Was will ich tun, wen will ich um was genau bitten? Das könnte z.B. bedeuten, dass du dich in einem Menschenrechtsverein engagierst, spendest oder aber die tragischen Aspekte der menschlichen Psyche und ihrer Manipulation akzeptierst und dich darauf konzentrierst, die Welt auf deine Weise in deinem Umfeld besser zu machen.