Wie findet Ihr Selbstverteidigung?

4 Antworten

Ich trainiere seit über 13 Jahren Selbstverteidigung, basierend auf der Kampfkunst Wing Tsun und der Trainingsart Krav Maga.

Einen Frauenselbstverteidigungskurs habe ich auch einmal besucht, als ich selbst schon ca 5 Jahre trainiert hatte.

Das maximale, was der zeitlich befristete Kurs Dir bringen kann, sind Empfehlungen, wie man sich in welcher Situation am besten verhalten kann. Damit sind keine "Kampftechniken" gemeint, sondern Achtsamkeit (z.B. nicht mit Kopfhörern durch die Straßen laufen, darauf achten, wo der nächste sichere Punkt auf gewohnten Wegen ist (z.B. Geschäft, während der Öffnungszeiten) u.ä.

Für "Kampftechniken" (Befreiung aus einer Umklammerung, bestimmte Hebel, Schlagtechniken usw ist ein befristeter Kurs viel zu kurz. Du wirst hinterher ( etwa 2-3 Monate nach dem Kursende) gar keine Technik anwenden können, weil jede "Technik" etwa 10.000x wiederholt werden muß, bis man sie unter Streß (Angriff ist Streß) und bei Gegenwehr des Gegners anwenden kann. 10.000x sind KEINE Übertreibung, sondern das ist ein wissenschaftlich festgestellter Durchschnittswert.

Wenn der Kurs "Spaß" macht, läuft etwas falsch. Beschäftigung mit realer Gewalt, Statistiken, wie, von wem oder wann Vergewaltigungen stattfinden usw, ist nicht lustig.

Oft werden aber unseröse Kurse angeboten. Die machen Spaß. Da zeigt man Dir Techniken und durch fehlende Gegenwehr und fehlendem Streß hast Du recht schnell Erfolgserlebnisse. Dazu das Lob vom Trainer, das baut auf. 

Ergebnis: Vermittlung eines falschen Sicherheitsgefühles.

Manchmal werden solche Kurse auch zum "Mitgliederfang" für Karate-, WingTsun- ,  Krav Maga- oder sonstigen Schulen eingesetzt und haben gar nichts mit Selbstverteidigung zu tun.

Ich rate Dir, sollte der Kurs nicht kostenlos und von der Polizei o.ä. sein, vergiß den Kurs und geh lieber gleich zu einer Schule. Mach dort ein paar kostenlose Probetrainings mit und entscheide dann, ob Dir das Training Spaß macht. Erwarte aber keine frühen Ergebnisse in Sachen Selbstverteidigung. 

Einige Jahre muss man schon trainieren. Karate dient nicht hauptsächlich der Selbstverteidigung und wird oft kontaktlos und mit unrealistischen Distancen trainiert. Manchmal gibt es "Spezialtrainings" für die Selbstverteidigung zwischendurch. KÖNNEN tut man jedoch irgendwann nur, was man REGELMÄßIG trainiert.

Also, wenn Karate Dir Spaß machen könnte, vereinbare telefonisch oder persönlich kostenlose Probetrainings.


Shiranam  18.08.2017, 17:56

Warum sonst trainieren manche Leute jahrelang Selbstverteidigung? Sind die alle begriffsstutzig, wenn man das doch auch an 10-20 Abenden lernen kann?

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Hallo,

um es kurz zu machen:

Ja ich habe mit solchen "Selbstverteidigungskursen" eine Menge Erfahrung gemacht. Aber nicht als Teilnehmer. Ich kenne die Trainer gut. Die Kurse, egal welche, bringen  - NICHTS ! Ob nu ein, zwei oder drei Wochenenden. Egal wie teuer und auch die bei der Polizei. ALLES MIST. Ich habe dort selber 6 Jahre Trainiert (Sportvereinigung Polizei Hamburg).

Ja es macht Spaß. Man kann dort, normalerweise, immer einen Mann so richtig verhauen. Überall hin schlagen und treten - Weil er einen Schutzanzug trägt. (Schaut dann aus, wie ein Michelinmännchen).

Ja man lernt etwas neues, wenn man vorher noch nicht viel davon wußte.

Ja bitte. Sehr gute Idee. Melde dich für Karate an. Mache ich auch schon seit über 25 Jahren. Mach es zwei mal die Woche und zwar immer ! Regelmässig. Wenn du da bist - gib alles !

Viel Spaß

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich betreibe seit über 30 Jahren Karate.

Shiranam  19.08.2017, 17:04

In dem Frauenselbstverteidigungs- und -selbstbehauptungskurs bei der Polizei, den ich besuchte, wurden viele Verhaltenstipps gegeben, die den meisten Frauen, die sich nicht damit beschäftigen, gar nicht in den Sinn gekommen waren (nach deren eigener Aussage). 

Beispielsweise wie man jemanden dazu bringen könnte, das Auto anzuhalten, wenn man als Beifahrer aussteigen will und der Typ es nicht möchte.

Es wurden einige Situationen durchgespielt. Es wurden Übungen gezeigt, die tatsächlich helfen (wenn man sie anschließend weiter übt), anders aufzutreten. Als Anregungen zum Nachdenken und zuhause weiterüben fand ich diese Tipps okay.

 SV-Techniken, das Brett zerschlagen, das Michellin-Männchen verprügeln oder auch die völlig wirkungslosen Schläge auf die Pratze - das alles fand ich daneben. Weil zu kurz und oft falsch gezeigt und falsche Sicherheit vermittelnd.

Es waren 10 Abende.

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KachiKime  20.08.2017, 06:44
@Shiranam

Ja sicher. Weiß ich. Und danach ???

Jede Wette: 2-3 Monate später hast du alles vergessen.

Schon 3 Wochen später kannst du nichts mehr davon anwenden.

Ad hoc meine ich natürlich.

Nein, nein hier geht es nicht so sehr um den Inhalt. Sonst kann ja jeder mal eben ein paar Trainingsstunden bei Vitali Klitschko buchen. Der zeigt mir dann drei, vier Techniken und schon kann ich jeden Umhauen und werde auch Weltmeister.

Es gibt da keine Abkürzungen !

Erst, wenn du über Jahre immer und immer wieder, ganz, ganz regelmässig und vor allem ernsthaft trainierst - dann kannst du dich jeder Zeit wehren.

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KachiKime  20.08.2017, 06:48
@KachiKime

Oft wird auch immer noch der berühmte Schlag oder Tritt in die Eier vermittelt - BULLSHIT ! Das funktioniert nicht. Aber hauptsache alle haben am Ende ein Zettel in der Hand wo mit Unterschrift und Stempel steht: Ich kann mich jetzt wehren.... das ist so XXX.

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Karate - Do ist kein Kampfsport sondern eine Lebenseinstellung.

Ich habe spät damit begonnen, aber schon als 10-Jähriger immer davon geträumt mich "wehren" zu können.
Das habe ich gelernt, und stellte fest das ich mich nicht wehren muss.

Plötzlich, wenn man weiss das man könnte, stellt man fest das man nicht können "will" und dreht der Provokation den Rücken zu.

Ich habe meinen Sohn zum Karate geschickt und konnte beobachten das sein Selbstbewustsein stieg. Auch wenn es letztlich nicht "sein Ding" war hat er viel mitgenommen.

Mein Rat: Ja! Mit dem richtigen Trainer kann es dir nur helfen, in jeder Beziehung!

Woher ich das weiß:Hobby – 2 braune Gürtel, einen blauen in Kara-Te

Ich habe mal als Kind (12) Karate gemacht und habe beim grünen Gürtel aufgehört. Es hat mir recht viel Spaß gemacht und außerdem ist so etwas nie verkehrt. Besser Karate können und es nicht brauchen, als es zu brauchen und es dann nicht zu können.