Wie Antidepressiva absetzen?

12 Antworten

Hallo Jeshua30,

ich versuche den Umstand im Besten meines Wissens zu erklären - aber ich bin halt kein Arzt :-D (nur ein Biolehrer).

Depressionen können aus vielen verschiedenen Gründen entstehen. Aber grundsätzlich kann man sie in zwei "grobe" Richtungen unterteilen. Einmal Depressionen aufgrund von Lernerfahrungen (Traumata, Stresssituationen, ...) und eben die, die aufgrund von genetischen Grundlagen entstehen. Stell dir z.B. vor, dass in deinem Gehirn ein Stoff A durch ein Enzym normalerweise in den Stoff B + Stoff C gespalten werden sollte. Klappt das nicht (weil der Bauplan für das Enzym auf der DNS nicht ordentlich funktioniert / oder aufgrund von Alterungsprozessen abgeschnitten wurde [Spleißung]), so kommt es zum chemischen Ungleichgewicht. Dieses wird dennoch ausgewertet - und hat entsprechende Reaktionen.

Sollte es in deinem Fall ein Medikament sein, welches dir gegeben wurde um die Zeit besser zu überstehen (z.B. mit dem Wirkstoff Sertralin), so könnte man es absetzen - wenn neue Lernerfahrungen dir bereits helfen mit den Situationen besser umzugehen. Solange würde dir das Medikament allerdings noch helfen. Aber offen gesprochen habe ich keinen Peil, welchen Wirkstoff du nimmst :-)

Ist dein Medikament allerdings mit einem Wirkstoff versehen, welcher die Funktion des Enzyms übernimmt (und somit die notwendige Reaktion durchführt), so wäre das Absetzen des Medikaments mit einem Rückfall in die alte Situation verbunden. Da sich in diesem Fall die gewünschte Reaktion nicht vollziehen kann. Hier gäbe es keine gute Möglichkeit selbstständig mit dem Absetzen anzufangen.

Ich kann und will dir nicht vorschreiben, was du tun sollst. Was ich dir damit nur zeigen möchte ist, dass man dir auf Basis der oben genannten Informationen keinen eindeutigen Rat geben kann. Depressionen sind in ihrer Entstehung vielfältig und brauchen eine individuelle Lösung. Wenn du also deinem Arzt oder Psychologen nicht traust - dann bitte ich dich dir einen anderen Experten zu suchen. Denn es geht hier um deine Gesundheit und du bist es wert :-) Handle aber bitte nicht in dem Irrglauben, dass die Pharmakonzerne und die damit verbundenen Medikamente alles Unsinn sind. Gibt es unnütze Medikamente - ja, die gibt es. Sind deswegen alle Medikamente nutzlos - definitiv nicht!

Ich hoffe ich konnte dir eine erste Anlaufstelle sein. Nimm dir Zeit und schlaf erst einmal über deine Entscheidung. Wenn du dann noch Fragen hast - hau mich direkt an. Ich werde dir nach dem besten meines Wissens und Gewissens helfen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Jeshua30 
Fragesteller
 13.08.2019, 01:57

ich wollte die medikamente eigentlich nur kurzfristig nehmen. maximal ein Jahr. Und dieses Maximum ist nun erreicht! Achso, ich nehme Mirtazapin.

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SeriousMatter  13.08.2019, 02:12
@Jeshua30

Soweit ich das hier lesen und nachvollziehen kann ist dieses Medikament größtenteils für die Kontrolle der Serotoninhemmung zuständig. Es wäre also in diesem Sinne kein "notwendiges" Medikament in dem Sinne, dass es enzymatische Reaktionen ersetzt. Allerdings muss man das trotzdem vorsichtig angehen. Dieser Grundgedanke "mehr Serotonin = besseres Gefühl" ist nur bedingt richtig. In Abhängigkeit von anderen Hormonen stellt Serotonin sehr viele Gefühlslagen her.

Ich würde dir anraten, dass du dich tatsächlich nochmal mit einem anderen Arzt deines Vertrauens zusammensetzt und über die Reduzierung des Medikaments sprichst. Denn im Endeffekt kann ich den Sinn hinter dem Wirkstoff auf jeden Fall verstehen - aber ein sofortiges Absetzen würde deinem Körper keine Chance geben sich auf die neue Situation einzustellen.

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Jeshua30 
Fragesteller
 13.08.2019, 02:16
@SeriousMatter

Nein, Mirtazapin ist hier eine ausnahme, es stellt eher mehr Dopamin frei. Serotonin weniger. Aber bei den gängigen anderen Antidepressiva der SSRI hättest du Recht. Aber ich nehme ein NaSSA!

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Okay, Folgendes:

1. Psychopharmaka sollte man NUR mit dem Arzt absetzen. Die Dosis muss man schrittweise verringern und man sollte jemanden haben, der einen dabei beobachtet und Veränderungen Erfolg/Miserfolg bemerkt. Das sollte ärztlich begleitet werden. Je nachdem wofür du sie nimmst (Depression, Schizophrenie etc.) schwebst du sonst in Lebensgefahr.

2. kein seriöser Psychater wird dir Psychopharmaka verordnen, wenn du sie nicht brauchst. Bei vielen Erkrankungen sind andere Therapien als biologische (Gespräch, Verhalten etc.) oder auch pharmaka-freie biologische effektiver oder gleich-effektiv. Es gibt einige Erkrankungen, bei denen du Psychopharmaka nehmen solltest, da sie sonst leider nicht nachhaltig heilbar sind, aber da ich nicht weiß, was du hast kann ich nicht sagen ob das auf dich zutrifft. Solltest du aber (für mich wahrscheinlicher) eine Erkrankung haben, bei der es eine andere Therapie-Möglichkeit gibt, sollte dein Psychiater deine Bitte ernst nehmen. Wenn er das nicht tut, bist du entweder nicht stabil genug oder er ist unfähig. In letzterem Falle würde ich mir jemand anderen suchen, besonders auch weil gerade bei Psychiatern ein extremes Vertrauensverhältnis bestehen muss, in welchem man über solche Sachen reden und ernst genommen werden sollte, was er jedoch offenbar missachtet...

3. Nicht alles, was Pharmafirmen und Ärzte tun ist immer schlecht. Die Grundbeschuldigung ist eher paranoid.


Deepspace69  13.08.2019, 01:24

ah um noch auf die Frage zu antworten: das hängt von deiner Erkrankung ab. Meist schleicht man aber schrittweise über paar Monate aus, indem man die Dosis kontinuierlich senkt.

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antidepressiva sollen eigentlich mit geringerer mg-zahl ausgeschlichen werden, damit es nicht zu entzugserscheinungen, psychosen kommt... nimmst du jetzt 100mg, dann halbierst du ne gewisse zeit, dann viertel und so weiter bis du nur noch alle zwei tage, alle drei und iwann keine mehr... so zu theorie... ich habe nur 6 monate opipram genommen und dann einfach aufgehört ohne ausschleichen... auf meine verantwortung... aber das möchte ich nicht empfehlen, denn a) weiß ich nicht wie lange du das nimmst und b) wie deine situation gefestigt ist... frag lieber beim arzt nach... sag ihm, dass du es versuchen willst zu reduzieren...


Melle170  28.08.2023, 17:36

Ja er hat von Jahr zu Jahr meine Dosierung runter genommen ich nehme jetzt 50mg war vor ca 1jahr 6 Monaten noch bei 150 mg

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Ich hab die Immer einfach direkt weg gelassen, als ich das gefühl hatte dass es eh nichts bringt, aber wahrscheinlich nicht zu empfehlen. Wenn du sie schon längere Zeit nimmst, dann sollte man die Dosis über n gewissen Zeitraum reduzieren und dann erst komplett absetzen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Je nachdem, wie viele und wie lange Du die Medikamente nimmst, musst Du ganz langsam aufhören. Lieber etwas langsamer, denn sonst kann es sein, dass Du extrem Entzugserscheinungen bekommst.