Wer ist beim American Football für die Spielzüge zuständig?

2 Antworten

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Tatsächlich übernehmen meist die Coordinators das Play Calling. Diese entscheiden sich für das nächste Play und geben es per Funk (NFL, NCAA Div I und auch größere High Schools) oder per Handzeichen/Infotafeln/direkte Absprache (untere College Ligen, kleinere High Schools) an den QB bzw. einen Spieler der Defense (meist Middle Linebacker) weiter. Z.T. gibt es Head Coaches, die selbst einen Teil des Play Calling übernehmen (Offense oder Defense), ob das nun gut ist oder nicht, darüber streitet man - viele (auch ich) argumentieren, dass der HC leicht den Überblick für das gesamte Team und Spiel verlieren kann, wenn er mit dem Play Calling beschäftigt ist. Entscheidend für das Play Calling ist der Game Plan, der in der Woche vor dem Spiel festgelegt wird. Hier haben HC und QB die meisten Einflussmöglichkeiten. Nach intensiver Filmstudie des Gegners besprechen sich HC und die diversen Coordinators, welche Plays aus dem Playbook am besten geeignet sind, um den Gegner zu attackieren. Dabei wird viel mit dem QB gesprochen, welche Plays ihm dabei am besten gefallen, bei welchen er sich am sichersten fühlt. Diese werden dann auf dem Gameplan festgehalten und entsprechend während des Spiels eingesetzt. In der Regel wird also nur ein Teil des Playbooks im Spiel genutzt, natürlich kommt es aber auch vor, dass spontan Plays, die nicht auf dem Gameplan stehen, vom Coach eingebracht werden. Die in-game Einflussmöglichkeiten des QB hängen stark von dessen Erfahrung und von der Philosophie des Teams ab. Peyton Manning ist de facto ein Offensive Coordinator und callt tatsächlich viele Plays selbst, ohne dass er diese angesagt bekommt. Das ist aber nur eine Ausnahme. In der Regel sieht es so aus, dass der QB die Möglichkeit hat, ein Audible an der Line zu callen, wenn ihm irgendwas an der Line auffällt, er z.B. sieht, dass die gegnerische Defense perfekt steht, um den geplanten Spielzug zu verteidigen oder wenn er eine Lücke in der Defense sieht. Wenn Coaches der Meinung sind, dass ein QB noch zu unerfahren ist, um die gegnerische Defense richtig zu interpretieren, dann darf ein QB z.T. gar keine Audibles durchführen, auf NFL Niveau ist das aber eher die Ausnahme.


Lemmi08 
Beitragsersteller
 28.03.2014, 02:32

Wow, danke!! Sehr ausführlich und präzise, super Antwort!

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Die Antwort von metbaer gefällt mir richtig gut, er sollte unbedingt ein Sternchen bekommen. Hätte nur noch folgende Ergänzungen : 1. gibt es natürlich auch in der Defense Audibles bzw. der Defense-Captain kann (und muß manchmal) die Spielzüge ändern. 2. sind die Spielzüge der Offense teilweise bereits darauf ausgelegt, auf die gegnerische Defense zu reagieren. So gibt es z.B. für bestimmte Reciever keine "strengen" Passrouten, sondern 2 oder 3 Alternativen im Spielzug. Der Reciever kann dann selbstständig entscheiden, welche Route er wählt, abhängig von der Art der Deckung oder den Schwächen des Cornerbacks.


Lemmi08 
Beitragsersteller
 28.03.2014, 02:37

Danke dir!! Hätte noch zu den Routes ne Frage, die die Receiver also tatsächlich auch ändern können. Sind das dann eher Routes die in der Mitte des Feldes stattfinden, also z.B. Postroutes? Und macht er dem QB vor dem Snap noch klar, welche Route er jetzt laufen wird, oder hat der quasi mehrere dann im Hinterkopf?

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mischer71  28.03.2014, 12:59
@Lemmi08

Hey, ich bin nur D-Liner, mich brauchst Du nach Reciever-Routen gar nicht zu fragen :-) ... Aber im Ernst, soweit ich weiß sind die Option-Routes doch recht unterschiedlich, aber eine Möglichkeit wäre es, den Reciever entscheiden zu lassen, ob er ein Post oder ein Go wählt. Und die Entscheidung fällt der Reciever meist erst, nachdem er losgelaufen ist.

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metbaer  27.03.2014, 14:34

Stimmt, da hast Du Recht. Ich glaube, die Defense arbeitet auch viel mehr mit Audibles. Das mit den Option-Routes ist auch absolut richtig!

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