Welches weltbild entwurf Goethe im prolog?
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Goethe entwirft das Bild von einer Welt, in der sich der Mensch bewähren muss, in der er harte Prüfungen bestehen muss. Es ist dem christlichen Weltbild nicht unähnlich, denn auch hier geht es um Prüfungen für den christlichen Menschen im „Jammertal“ der Erde. Nur fordert der christliche Gott vom Menschen, dass er „den Willen des Vaters im Himmel tut“ (Matthäus), d.h. er muss im christlichen Sinne gottesfürchtig leben. Davon ist im „Prolog im Himmel“ nicht die Rede. Auch zeigt sich in „Faust“ II, 5. Akt, dass es nicht um Einhaltung der göttlichen Gebote geht. Faust schert sich nicht um Gottes Reich im Jenseits; er offenbart sich als Agnostiker, dem das Jenseits gleichgültig ist: „Nach drüben ist die Aussicht uns verrannt; Tor, wer dorthin die Augen blinzelnd richtet, sich über Wolken seinesgleichen dichtet! Er stehe fest und sehe hier sich um. Dem Tüchtigen ist diese Welt nicht stumm! Was braucht er in die Ewigkeit zu schweifen?“ (s. V. 11415 ff. Faust II) Trotzdem wird Faust am Ende erlöst! - Aber es geht auch bei den Prüfungen im „Faust“ darum, dass der Mensch dem Herrn dienen und dass er ein guter Mensch sein muss („Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges wohl bewusst.“). Worüber Mephisto spottet („Vom Himmel fordert er die höchsten Sterne, und von der Erde jede höchste Lust, und alle Näh' und alle Ferne befriedigt nicht die tiefbewegte Lust.“), sagt der Herr nur, dass Faust ihm zurzeit „verworren“ diene. Welche Prüfung muss Faust nun bestehen? Faust darf vom Teufel von „seinem Urquell abgezogen“ und auf Satans Wege geführt werden; trotzdem muss er sich „als guter Mensch des rechten Weges wohl bewusst sein“. Er darf sich irren, aber er muss dabei „streben“. Streben, das ist die wichtigste Eigenschaft, die der Herr von Faust verlangt. In Faust II heißt es am Ende: „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.“ Das bedeutet: Faust darf nie zur Ruhe kommen, nie sich zufrieden zurücklehnen und nur noch den Stillstand, den Augenblick schätzen und genießen. Er muss immer weiter streben, immer weiter. Am Ende wird er deshalb erlöst, weil er ständig weiter Projekte schafft, dem Meere Land abgewinnt, damit Menschen dort frei und sicher leben können. Er wird nie aufhören, weiter strebend tätig zu sein. Er genießt nur den Augenblick, wenn er ein gewaltiges Projekt fertiggestellt hat. (Später, bei der Teufelswette, drückt Faust seine „Lebensmaxime des immerwährenden Strebens“ so aus: „Werd' ich zum Augenblicke sagen: verweile doch, du bist so schön, dann magst du mich in Fesseln schlagen....“) Mephisto formuliert das im Prolog etwas derber: „Staub soll er fressen, und mit Lust!“ Erreicht er dieses Ziel, hat Faust die Prüfung nicht bestanden; er gehört dann auf immer dem Satan.
Das Problem ist, es muss aus Goethes Sicht sein und nicht von Mephisto oder gott.
Ein sehr seltsames... Wird dann bei Faust 2 noch deutlicher....