Welche Schwertkunst erlernen?
Guten Abend, liebe Gemeinde :-)
Ich suche schon seit einiger Zeit ein Ventil, um alles, was sich so anstaut raus zu lassen.
Ich habe es mit Kunst versucht, das war schon schön aber leider zu zeitintensiv. Daher denke ich nun an Sport (erst Recht seitdem ich nun noch mehr vor dem Schreibtisch sitze). Ich glaube am besten wäre wohl etwas, wo man richtig los legen kann, wie Holz hacken xD
Jedenfalls mag ich Filme und beherrsche bisher noch keinerlei Technik der Selbstverteidigung. Daher kommt mir nun der Gedanke, wie wäre es denn, eine Schwerttechnik zu erlernen. Das wäre dann auch noch gleichzeitig nützlich und gesund.
Allerdings gibt es da schon ein paar Kriterien, die mir wichtig wären:
- Es sollte eine traditionelle Schwertkunst sein, damit es auch einen gewissen kulturellen Wert hat.
- Es sollte auch (bedingt, z.b. mit einem Regenschirm als Waffe) im Notfall einsetzbar sein. Also kein Iaidou, da das laut Wikipedia scheinbar nur schön aussieht (Nur Ziehen des Schwertes wird geübt).
- Es sollte dafür möglichst finanziell günstige Kurse in Leipzig geben.
Was könnt ihr mir da empfehlen?
Und gibt es da überhaupt noch Möglichkeiten während der aktuellen Covid-19-Kriese?
Da ich jetzt schon zweimal (auch außerhalb der Frage) gefragt wurde, ob ich europäischen oder asiatischen Schwertkampf machen möchte:
Entsprechend meiner kulturellen Vorlieben habe ich erst an asiatischen Schwertkampf gedacht. Allerdings habe ich prinzipiell auch nichts gegen europäischen Schwertkampf. Ich vermute allerdings, dass sich die Wahl auf persönliche Eigenheiten stützen sollte, oder liege ich damit falsch?
Daher hier ein paar persönliche Infos über mich:
- zäh, bisweilen etwas grob
- tendenziell etwas langsam
- zu viel Kraft und Ausdauer
- Körpergröße zwischen 1,65 und 1,68m
- Körpergewicht und Statur durchschnittlich
- Verhalten: Mit dem Kopf durch die Wand, an einer Sache festbeisend.
5 Antworten
Ich habe Erfahrung mit Kendo, und kann mit voller Überzeugung sagen, dass das für jeden etwas ist. Zwar ist es nicht unbedingt mit einem Regenschirm kompatibel, aber das ist wirklich keine Form des Schwertkampfes.
Das schöne an Kendo ist, dass man nicht, wie zum Beispiel beim Fechten, an einen bestimmten Stil gebunden ist. Man kann seinem Schwert so eine ganz eigene Persönlichkeit verleihen (du kannst offensiv kämpfen oder mehr auf Konter setzten, du kannst du sogar zwei Schwerter gleichzeitig benutzen und vieles mehr).
Außerdem gibt es für Kendo keine wirklichen körperlichen Voraussetzungen. Du musst nicht sportlich oder groß gewachsen oder besonders kräftig sein. Beim Kendo zählt hauptsächlich die psychische Einstellung.
Kendo ist außerdem eng verbunden mit Iaido (was nicht einfach nur schön aussieht. Bei Iaido geht es um die Beherrschung des eigenen Körpers und Geistes. Das kann in der Selbstverteidigung auch unglaublich nützlich sein). Deshalb ist es durchaus möglich, beides zu lernen. Wenn du das Eine beherrscht, wirst du auch besser im Anderen.
Kendo hat außerdem viel mit gegenseitigem Respekt zu tun. Besonders am Anfang wirst du in den meisten Sportarten Probleme haben, dich einzuleben (nach meinen Erfahrungen, zumindest). Bei Kendo ist das nicht der Fall. Jeder deiner Vereins Kollegen wird dir ohne zu zögern helfen, sofern sie wirklich verstehen, worum es bei Kendo geht. Auch als Anfänger ist man gleich viel wert, wie alle anderen auch. Man wird auch nicht durch farbige Gürtel oder ähnliches voneinander unterschieden.
Außerdem ist Kendo nicht nach Geschlecht oder Alter getrennt. Männer kämpfen und trainieren mit Frauen, ohne irgendwelche Vorurteile. Deshalb ist Kendo auch sehr beliebt bei Frauen und Kindern.
Kurzum: Beim Kendo, dem Weg des Schwertes, geht es nicht darum, andere Menschen zu besiegen. Es geht darum, deine Zweifel an dir selbst zu besiegen, deine Schwächen auszumerzen und so stärker als alle anderen zu werden. Und wer die Lehre des Schwertes verbreitet, verbreitet auch Gleichheit zwischen Menschen.
Ich hoffe, was ich hier geschrieben habe macht annähernd Sinn...
Deine persönlichen Infos haben mich direkt an Escrima denken lassen.
Deswegen habe ich ihn ja gefragt weil ich Escrima halt als Stockkampf kannte
Hmm, warum ausgerechnet daran? Habe mal in den entsprechenden Wikipedia-Artikel geschaut aber der scheint sich hauptsächlich mit der Geschichte und dem kulturellen Hintergrund dieser Kampftechniken zu befassen.
Ich habe nicht gesagt, dass du den Artikel studieren, sondern die Kampfkunst erlernen könntest.
Ja, das ist mir klar aber man lernt ja nicht blind etwas, ohne sich vorher darüber zu informieren?
Also Schwertkunst bringt dir von der Selbstverteidigung her rein gar nichts.
Ich kann dir MMA,Karate und/ oder Kraftsport empfehlen.
Gruß DayX19
Wenn du dich für das Fechten/Kämpfen mit Schwerten nach historischen Techniken interessierst, so kann ich dir HEMA empfehlen.
Wenn die meisten Leute das Wort Kampfsport hören, so denken sie meistens an östliche Kampfsportarten wie zum Beispiel Karate, Jiu Jitzu, Taekwondo oder Kong Fu, bei Schwertern an Kendo oder Iaiddo. Dabei vergessen sie allerdings, das auch Europa eine reiche Tradition an bewaffneten und unbewaffneten Kampfsportarten besitzt, oder sind sich dessen nicht mal bewusst.
HEMA ist ein großer Begriff und bedeutet historical european martial arts. Es steht für alle europäischen historischen Kampfkünste. Dazu zählt das Leibringen, Dudesack, Buckler und Einhandschwert, langes Messer, Stabwaffen (Spies oder Hellebarde), das lange Schwert, Rapier und vieles mehr.
Als HEMA Sportler ist man nicht nur Kampfsportler sondern auch Historiker. Es wurde leider nicht so viel über den Umgang mit Schwertern oder anderen historischen Blankwaffen (nach historischen Vorbild) überliefert. Es existieren allerdings noch einige Manuskripte von verschiedenen Fechtemeistern des Mittelalters (Johannes Lichtenauer, Peter von Danzig, Joachim Meyer, Hans Talhofer, Fiore del Liberi, um mal einige zu nennen) , welche historische Grundlage für dieses Sport bilden.
Leider ging sehr viel von diesen Kampfkünsten verloren. Wir HEMA Sportler versuchen an Hand dieser Manuskripte diese verlorene Kunst wieder zu beleben um diese Traditionen für die Nachwelt zu erhalten.
Hier ein paar Beispiele von HEMA in der Praxis (in diesem Fall das lange Schwert):
Was du mit einem Regenschirm anfangen möchtest, weiß ich nicht. Aber du kannst natürlich einen dicken Stock an Stelle eines Schwertes verwenden, solltest du dich mal verteidigen müssen. Als Anfänger würde ich sowieso erst mal mit einem Stock, Holz- oder Kunststoffschwert anfangen, damit du dich an die Mechanik beim führen eines Schwertes gewöhnst. Später kannst du dir vielleicht ein Schaukampfschwert zulegen wenn du etwas erfahrener bist und im Umgang mit Schwertern unter professioneller Begleitung unterrichtet wurdest.
(Kaufe dir bloß kein scharfes Schwert und spiele Vorgartensamurai, sonst sind Verletzungen vorprogrammiert!)
In der Nähe von Leipzig habe ich diese HEMA Vereine gefunden (leider nichts direkt in Leipzig):
(Schwert und Buckler) bei Landsberg
http://www.blossfechter.de/blossfechter.htm
(Langes Schwert) bei Chemnitz
Allerdings gehe ich nicht davon aus, das diese Schulen zur Zeit unterrichten. Durch die Maßnahmen wegen dem "bösen" Coronavirus sind sämtliche Sportvereine bis auf weiteres geschlossen. Das heißt aber nicht das du nichts machen kannst. Notfalls schnappte dir einfach einen Besenstiel und gehe in den Garten. Du kannst schon mal anfangen zu üben, auf YouTube gibt es ausreichend Material:
https://youtube.com/playlist?list=PL1cX6GDKdz9rJ4hLlZ1Tuf0SD3x46y1rB
https://youtube.com/playlist?list=PLRRwBtI2PdRH-CDTd5Ycqhnv610ppehnX
Über die Kosten von Vereinsbeitrag, Schutzausrüstung oder Trainingswaffen wirst du dich informieren müssen, allerdings kann man bei den meisten HEMA Vereinen das benötigte Equipment für einen Schnuppertag leihen.
Viel Spaß beim Training und immer dran denken, Übung macht den Meister.
Gruß Zwart
Das mit dem Regenschirm war nur so eine Idee für den Notfall xD Also ich muss sagen, das in den Videos sieht schon auch recht cool aus :-) Ja, natürlich übe ich nicht mit scharfen Schwertern, bin ja nicht lebensmüde :-D Von diesen HEMA-Vereinen wusste ich wirklich nichts.
Das ist auch nicht unbedingt so bekannt wie z.B Tennis. Ich denke das HEMA sich für dich lohnen wird wenn du dich wirklich für historischen Schwertkampf interessierst.
(Dieser Sport wird auch von vielen Frauen betrieben)
Ich wünsche dir noch eine angenehme Nacht
Diese Behauptung ist leider falsch. Die überlieferten Manuskripte aus jener Zeit wurden nicht zur Unterhaltung geschrieben.
Mach MMA. Fang am besten nach lockdown sofort an, du wirst es nicht bereuen. Die meisten kämpfe sind unbewaffnet und ein roundkick reißt jemanden eher von den Beinen als ein Regenschirm.
Ja, das wäre in Hinsicht auf den Nutzen schon gut. Aber ich würde schon gerne etwas in Richtung Schwertkampf versuchen, weil das so schön altmodisch anmutet und zumindest in Filmen kunstvoll wirkt xD
Filme sind Filme, nicht Realität, leider. Aber wenn es sein muss, dann würde ich nachdem du EINE GANZE WEILE MMA gemacht hast mir eskrima angucken, die benutzen alles am Waffen, aber du solltest vorher wirklich kämpfen können (MMA). Ich würde dir Waffen Kampf aber nicht so sehr empfehlen wie unbewaffneten, da es viel öfter zu unbewaffneten Auseinandersetzungen kommt
Ich denke, das "leider" kommt ganz auf den Film an :-D Also um genau zu sein, habe ich wirklich immer (selbst bei 40°C im Schatten und Sonnenschein) meinen Regenschirm dabei. Das ist bei mir einfach eine Sache der Gewohnheit. Der würde sich also durchaus auch im zusammen geschobenen Zustand als Waffe anbieten. Er hat immerhin einen Metallgriff und auch eine Metallspitze, weil der schon zirka 40 Jahre alt ist, da waren die noch stabiler.
Theoretisch habe ich auch fast immer einen Fächer dabei und den immer fix griffbereit und offen. Vielleicht interessant, weil ich mal gelesen habe, es gäbe auch Fächerkampf. Da bräuchte ich aber vermutlich dann einen ganz anderen Fächer :-)
Sich so drauf zu verlassen ist unwissende Naivität, des Weiteren ist es nichtmal so eine effektive Waffe, da würde ich lieber unbewaffnet kämpfen. Und selbst wenn du ihn benutzen willst, dann solltest du gute beinarbeit, Gespür für die Hüfte und gute Grappling Fähigkeiten und wenn du dazu noch Striking hast sodass du ganze Kombinationen mit dem ding schlagen kannst, dann ist es besser. Also solltest du auf alle Fälle MMA machen
Bitte hör auf mit den Waffen... Das ist nicht so nützlich, wie du vielleicht denkst
Ja ich verstehe schon, denn egal um welche Form der Waffe es sich handelt. Sie könnte auch mal nicht verfügbar sein, aus welchem Grund auch immer.
Nicht nur das, die basics werden dir selbst im Waffenkampf RIESIGE Vorteile geben. Außerdem könnte ein Regenschirm easy festgehalten werden (was so die erste Reaktion von einem Gegner wäre) und dann ist grappling extrem wichtig. Deshalb sind Messer auch so schlecht für die Selbstverteidigung, man muss Grappling können...
Alles was Griffe und Würfe hat. Also Judo, Ringen und ähnliches...
Escrima ist doch mehr der Stock Kampf?