Wehrstand, Lehrstand, Nährstand Bedeutung?

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Erasmus Alberus (1500 - 1553), deutscher Fabeldichter, sagte:

"Ein standt muß leern, der andere neern, der dritt muß bösen buben weern."

Wikipedia sagt:

"Der 1. Stand umfasste die Gruppe aller Geistlichen, das heißt Angehörige der hohen Geistlichkeit wie auch des niederen Klerus (Lehrstand).
Der 2. Stand bestand aus Mitgliedern des Adels, sei es aus dem Hochadel, dem niederen Adel oder auch aus dem oft verarmten Landadel (Wehrstand).
Der 3. Stand umfasste nominell alle freien Bauern, später auch die freien Bürger (Nährstand)."

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/St%C3%A4ndeordnung

Die feudale Gesellschaft war in drei Gruppen aufgeteilt:

Der Adel oder Wehrstand: Das waren diejenigen, die Waffen tragen durften, aber auch mussten. An sie wurde vom König Land verliehen (das sogenannte Lehen), über dessen Bewohner sie herrschten und die sie aber auch beschützen mussten. Das Lehensrecht wurde i.d.R. immer an den ältesten Sohn vererbt. Wenn ein neuer König an die Macht kam, oder sich ein Adeliger im Krieg durch besondere Taten hervortat oder durch Fehlverhalten den König verärgerte, konnte aber auch zusätzliches Lehen vergeben oder bestehendes entzogen werden. Infolgedessen waren Stammbäume im Mittelalter extrem wichtig und das Erbrecht sehr ausgefeilt.

Der Klerus oder Lehrstand: Das waren Vertreter der Kirche, Geistliche, Priester, die in den (Dorf-)Gemeinschaften dafür verantwortlich waren, die Bewohner zu "guten Christen" zu erziehen und moralisches Handeln zu fördern. Damals waren fast alle Bücher auf Latein und Latein lernte man in der Ausbildung zum Priester. Somit hatte die Kirche praktisch das Monopol auf schriftliche Bildung und konnte den einfachen Leuten das, was sie als sinnvoll erachteten, mündlich in den Predigten weitergeben. Sie hatten i.d.R. auch medizinische Grundkenntnisse (die nicht immer heilsam waren). Die Kirche besaß ebenfalls Land, ähnlich den Königen, allerdings wurde dieses dann nicht als Erbe (Geistliche durften nicht heiraten und keine Kinder zeugen), sondern nach Amt an Bischöfe und Kardinäle vergeben.

Die Bauern oder der Nährstand: Das waren alle, die weder Klerus noch Adel waren - einfache Bürger, die meisten tatsächlich Bauern, die die Felder auf den Lehen der Adeligen bewirtschafteten und damit die Lebensmittel produzierten, die die Bevölkerung ernährten. Die meisten Bauern waren bitterarm, viele waren sogar Leibeigene, d.h. sie waren Eigentum ihres adeligen Herrn und somit praktisch Sklaven. 

Die  übrigen Angehörigen des "Nährstandes" waren Handwerker und Kaufleute. Aus den beiden Gruppen bildete sich das Bürgertum in sogenannten freien Städten, das zum Ende des Mittelalters aufgrund des finanziellen Reichtums, den es über mehrere Generationen erwirtschaftete, immer mehr politischen Einfluss gewann und schließlich nach und nach den Adel und Klerus als die Mächtigen verdrängte. Im Mittelalter selbst hatte der Nährstand allerdings so gut wie keine politische Mitsprache.