Was zwingt die Frauen als Prostutierte zu arbeiten?

3 Antworten

Wer behauptet, dass die Frauen „gezwungen“ werden?

Solche Behauptungen kommen zustande, wenn man den Argumenten der Prostitutionsgegner folgt, nach denen bereits die Notwendigkeit Geld verdienen zu müssen, um den eigenen Lebensunterhalt bzw. den der Familie zu bestreiten, „Zwang“ bedeutet. Befragungen laufen dann gerne nach dem Motto „Wenn Du 10.000.000 € im Lotto gewinnst - würdest Du trotzdem weiterarbeiten?“ (wenn nicht, dann arbeitet sie wohl ungern in diesem Job).

Somit wären wir dann wohl alle „Zwangsarbeiter“ - oder?

Fast niemand redet von „Zwangsputzfrauen“ oder „Zwangsbauarbeitern“ aus dem Ausland, obwohl diese nur einen Bruchteil des Geldes verdienen, welches eine Sexworkerin bekommt - aber bei diesen fehlt halt die eigene moralische Überhöhung…

Die ganzen Klischees, die ständig gewälzt werden, sind Bullshit. Gefühlte 70-80% stammen aus Rumänien (in der Hauptsache) und Bulgarien - vor allem in den westlichen Bundesländern.

Als EU-Bürgerinnen dürfen diese hier (wenn nicht gerade Hysterie wegen eines Erkältungsvirus herrscht) jederzeit einreisen und arbeiten. Es sind also weder "Schleuser" noch "Menschenschmuggler" notwendig.

Die Frauen bekommen auch nicht "die Papiere abgenommen", denn ohne gültigen Ausweis und behördlicher Anmeldung können die Dienstleisterinnen weder ein Zimmer anmieten noch werden sie in ein seriöses Bordell eingelassen (und die "unseriösen Untergrundbordelle" musst Du mir erst einmal zeigen). Der Verlust des Reisepasses ist auch nichts, was einen Menschen in einem fremden Land festhalten könnte, da man jederzeit zur Botschaft gehen und den Pass als "verloren" oder "gestohlen" melden kann und dann Ersatzpapiere bekommt.

Die Frauen werden auch nicht "isoliert", denn ich habe noch nie eine Dienstleisterin kennengelernt, die nicht ein Smartphone und/oder Tablet/Laptop besitzt mit dem sie jederzeit Hilfe organisieren könnte - wenn sie es denn wollte!

Genauso ist es ein Klischee, dass die Sexworkerinnen "mit falschen Versprechungen über einen Restaurantjob o.ä." nach Deutschland gelockt und dann "zur Prostitution gezwungen" werden. "Glaubst Du wir sind doof in Rumänien und haben zuhause kein Internet?" ist die typische Antwort, wenn man mal eine Frau nach solchen Szenarien fragt. Dazu passt auch, dass die Girls alle paar Wochen oder Monate einen längeren Heimaturlaub machen - und dann wieder zurück kommen und weiter anschaffen!

In einem Land, wo der Monats-Durchschnittslohn um die 600-800 Euro liegt, ist eine Frau, die in Deutschland oft 5-stellige Monatseinkommen erzielt ein Top-Verdiener mit entsprechendem Neidfaktor. Da fragen sich dann die Freundinnen und Verwandten, ob sie nicht auch in Germany arbeiten können. Offiziell weiß zwar die Familie meist nicht genau, wie die "Arbeit in Germany" aussieht - aber die meisten wollen es auch gar nicht so genau wissen, solange sie davon am Rande ebenfalls profitieren.

Sollte es dann doch einmal herauskommen - zum Beispiel weil eine neidische Freundin gepetzt hat, dann klingt "Man hat mich gezwungen!" besser als "Ich verdiene in einer Nacht in einem deutschen Bordell mehr, als in einer Woche in einem rumänischen Krankenhaus! Ich bin JETZT jung, ich will mir JETZT etwas leisten können!". Das ist wie bei den ertappten Bordellbesuchern, die der Partnerin dann auch was erzählen von "ich war total besoffen" und "die Kumpels haben mich mitgeschleift...".

Undine de Riviere - eine studierte Physikerin, Mitbegründerin des bundesweiten Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD) und schon über 20 Jahre in der Branche tätig, hat in ihrem lesenswerten Buch "Mein Hurenmanifest" einmal nachgerechnet, was an der Aussage "Die meisten Frauen werden gezwungen" dran ist:

In den letzten Jahren kam es im Schnitt zu ca. 100 Verurteilungen pro Jahr wegen Menschenhandel und Co. - Tendenz rückläufig. Bei einer angenommenen Dunkelziffer von 95% (ähnlich wie bei Vergewaltigung und ähnlichen schambehafteten Delikten) entspräche dies rund 2000 Fällen. Da die Schätzungen für die Anzahl der Sexworker zwischen 80.000 und 400.000 schwankt, nehmen wir mal 200.000 an. Dann entsprächen die 2000 Fälle genau EINEM PROZENT!

Zwar ist jeder Fall ein Fall zuviel - aber wer behauptet, dass die meisten Prostituierten gezwungen/verprügelt/eingesperrt werden, VERLEUGNET DIE REALITÄT, um die eigenen moralischen Maßstäbe der Gesellschaft aufzuzwingen.

Gefährlicher als nebulöse "Mafia-Clans" sind die sog. "Loverboys", die einem Mädel die große Liebe vorgaukeln, aber "leider" einen "Berg Schulden" haben, die sie helfen soll abzutragen damit man endlich heiraten kann... . Wenn solchen Typen ein Mädel mal ein paar Jahre ihr Geld anvertraut hat, lässt dieser sie fallen und sucht sich das nächste Opfer... Diesen Subjekten ist allerdings schwer beizukommen...

In anderen Ländern, wo Prostitution offiziell verboten ist, übernehmen durchaus kriminelle Banden die Organisation und den Betrieb von Bordellen. Dort können sie den Frauen auch "Schutz" und andere "Dienstleistungen" verkaufen und wenn in einem ohnehin illegalen Bordell die Frauen zur Arbeit genötigt werden bzw. die Bezahlung vorenthalten wird, dann können die Opfer auch nicht einfach zur Polizei gehen, ohne sich selbst zu belasten. DAS ist das eigentliche Problem!

Wenn Dich wirklich interessiert, warum Frauen Sexdienstleistungen anbieten, welche Geschäftsmodelle es gibt und warum Männer diese nachfragen, so findest Du bei Amazon & Co unter dem Suchbegriff "Paysex" wertvolle Sachbücher zum Thema.

Wir sehen uns im Puff!

R. Fahren

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Bekennender Paysex-Nutzer und Autor von Fachliteratur

IchDirk  10.06.2024, 08:49

Wow, echt umfangreiche Antwort....RESPEKT ! 👍👍👍

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Wer hier schreibt, dass das doch ein legaler und schöner Beruf ist, den die Damen sicherlich freiwillig und gerne ausüben, scheint mir unterzuckert zu sein und sollte dringend mal nen Keks essen.

Mit Sicherheit fährt keine 18jährige völlig freiwillig nach Deutschland, um hier Karriere im Bett zu machen. Die rutschen in diese Situation mit massiven Problemen und falschen Hoffnungen und Versprechungen hinein.

Die Frage ist nicht "Was zwingt die Frauen...", sondern eher, "Wer zwingt die Frauen...".

Viele Frauen aus Osteuropa werden hierher in das Puff Europas gelockt, mit dem Versprechen, dass sie einen seriösen Job angeboten bekommen. Wenn sie dann hier sind, werden sie gezwungen mit allen gemeinen Methoden, die man sich denken kann.